Serbien: Wer ist Aleksandar Vučić? Der Präsident war und ist immer noch ein extremer Nationalist

Von Wolfgang Mayr

Die GfbV erinnert an das serbische Kriegsverbrechen in Srebrenica 1995. Foto: GfbV

Die GfbV erinnert an das serbische Kriegsverbrechen in Srebrenica 1995. Foto: GfbV

Die EU-Granden bemühten sich redlich um den serbischen Präsidenten, er soll Serbien in die EU führen. Trotz des Schürens von Konflikten im Kossovo, trotz des autoritären Führungsstils, trotz der illegalen Überwachung serbischer Oppositioneller. Serbien erhielt im Gegensatz zu Bosnien, Opfer der serbischen Aggression, eine EU-Vorzugsspur.

Dabei taktiert Vučić, treibt ein Doppelspiel. Er pflegt beste Kontakte zum russischen Kriegspräsidenten Putin, genauso zum EU-Gegner Viktor Orban in Ungarn und seinen Partnern in der Slowakei und in Österreich, dort besonders zur konservativen Volkspartei und zur rechtsradikalen Freiheitlichen Partei.

Verwunderlich ist es keineswegs. Vučić wurzelt im extremen serbischen Nationalismus. In den 1990er Jahren, in der Zeit des “Jugoslawien”-Krieges, war der heutige serbische Präsident Anhänger des Kriegsverbrechers Vojislav Seselj von der Serbischen Radikalen Partei. Der ehemalige Kommunist und Universitätsdozent Seselj, ein Serbe aus Bosnien, radikalisierte sich während der 1980er Jahre und agierte in der anwachsenden Nationalistenszene. Seine neofaschistische Serbische Radikale Partei sorgte mit ihrer eigenen Miliz für blutigen Terror in Bosnien.

Den 1970 in Belgrad geborenen Vucic, seine Vorfahren stammten aus Bosnien und waren Opfer der kroatischen Ustascha-Faschisten, zog es ohne Umwege ins Lager der großserbischen Nationalisten. Der in Pale, gelegen in der heutigen “serbischen Entität” Bosniens, arbeitende Journalist trat 1993 der Serbische Radikalen Partei bei. Er suchte offen die Nähe zu den späteren Kriegsverbrechern Karadzic und Mladic und begeisterte sich für den Fußballclub Roter Stern Belgrad, eine Hochburg serbischer Fanatiker.

Als Informationsminister 1998 ging Vucic gegen regierungskritische Journalisten in Serbien vor, verbot ausländische TV-Sender, hetzte gegen Minderheiten, leugnete serbische Verbrechen in Bosnien und empfand sich als Verwalter des ideologischen Erbes von Seselj.

2008 schloss sich Vucic der Serbischen Fortschrittspartei an, schwächte seine nationalistischen Positionen ab und bezeichnete das Massaker von Srebrenica als “grausame Untat”. Verbal rüstete Vucic ab, baute gleichzeitig das stockkonservative Serbien in einen autoritären Staat um. Der Rest ist bekannt.

Der Macho von Belgrad” wird in Bosnien auch deshalb kritisch betrachtet. Seine angebliche versöhnliche Haltung wird in Sarajewo angezweifelt. Nicht ohne Grund: Vucic soll während der Belagerung Sarajewos von 1992 bis 1996 durch serbische Truppen und “Freischärlern”, den berüchtigten Tschetniks, in den Bergen “aktiv” gewesen sein. Vucic weist den Vorwurf zurück, auf Menschen in Sarajewo geschossen zu haben.

Fakt aber ist, Vucic war dort, im jüdischen Friedhof oberhalb Sarajewos. Vom Friedhof schossen Scharfschützen auf Zivilisten in der Stadt. Mehr als 10.000 Menschen wurden getötet, darunter 1.600 Kinder. Mehr als 56.000 wurden auch schwer verletzt.

Die Präsenz von Vucic bestätigte Seselj. Er besuchte 1995 die Miliz seiner Partei, der Serbischen Radikalen Partei. Begrüßt wurde er laut Seselj von Aleksandar Vučić, der ein automatisches Schnellfeuergewehr in der Hand hielt. Dies bestätigte auch ein Video. Bosnische Medien stellten deshalb die Frage, ob Vucic damit auf Menschen in der bosnischen Hauptstadt geschossen habe.

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