Russland-Stalinismus: Erinnern ist Widerstand

Im Exil wehrt sich die verbotene Menschenrechtsorganisation Memorial gegen die Re-Stalinisierung

Die in Russland verbotene Bürgerrechtsorganisation Memorial hat in ihrem Sammelband „Memorial – Erinnern ist Widerstand“ vor dem neuen Stalinismus des Putin-Regimes gewarnt. Foto: Zukunft-memorial.org

Die in Russland verbotene Bürgerrechtsorganisation Memorial hat in ihrem Sammelband „Memorial – Erinnern ist Widerstand“ vor dem neuen Stalinismus des Putin-Regimes gewarnt. Foto: Zukunft-memorial.org

Von Wolfgang Mayr

 

Memorial veröffentlichte im Berliner Exil den Sammelband “Erinnern ist Widerstand”. Erinnern an die stalinistische Diktatur, an die Gulags, an die ethnischen Säuberungen und Völkermorde. Aber Erinnern ist in Putins Russland verboten, der Stalinismus ist nicht aufgearbeitet, auch deshalb ließ das Putin-Regime Memorial verbieten.

Der Kriegspräsident sorgt dafür, dass in seinem Russland an Stalin erinnert wird, an seine große Sowjetunion und an seinen Sieg über den ehemaligen Partner Adolf Hitler. Memorial erinnert aber auch an die aktuelle Diktatur.

“Wer den Putinismus erforschen will, muss sich mit der Frage befassen, warum diese Ideologie immerzu in die Vergangenheit blickt. Eine Perspektive für die Zukunft ist in ihm nicht vorgesehen; sie besteht in der Vorstellung der Putin-Ideologen schlicht in der Rückkehr zur Vergangenheit, und der Überfall auf die Ukraine ist ein Krieg um diese Vergangenheit,” schreibt die Herausgeberin des Sammelbandes Irina Scherbakowa, Mitbegründerin von Memorial.

Die Autorinnen und Autoren von “Memorial – Erinnern ist Widerstand” kennen sich mit dem Kommunismus aus, sind Russland-Kenner, pflegten und pflegen Kontakte zu ehemaligen und aktuellen Dissident:innen in Osteuropa. Herta Müller, Nicolas Wert, Anne Applebaum, Gerd Koenen, Adam Michnik, Swetlana Alexijewitsch und noch viele mehr sind mit Beiträgen vertreten. Mit Beiträgen über die Zeugnisse der Vergangenheit aber auch mit belegten Beweisen für heutige Staatsverbrechen.

Die Autoren ordnen, heißt es im Deutschlandfunk Kultur, “wie in einem Puzzle den russischen Krieg gegen die Ukraine, den Terror in Russland, in Belarus gegen das eigene Volk in eine historische und eine europäische Perspektive ein.”

Viele Autoren – wie die US-amerikanische Historikerin Anne Appelbaum – geißeln den “notorischen westlichen Defätismus”, der Kommunismus-Forscher Nicolas Werth kritisiert die “Amnesie” gegenüber der kommunistischen Gewalt, die im Gegensatz zur faschistischen verharmlost werde.

Für einen Teil der Linken ist Russland noch immer ein kommunistischer Staat, die “Rote Fahne” befindet, der Sammelband ist deshalb eine antikommunistische Neuerscheinung. Dass Russland der größte Mafia-Staat ist, in dem Ex-Kommunisten, von ihnen abhängige Oligarchen und die organisierte Kriminalität dominieren, hat sich bis zu dieser orthodoxen Linken offensichtlich nicht herumgesprochen.

“Memorial – Erinnern ist Widerstand” sollten die Russland- und Putin-Versteher lesen, das BSW samt Sahra Wagenknecht, die Linke, die AfD und ihr rechtsradikales Umfeld und auch Teile der Wirtschaft.

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