Krieg im Sudan, und?

Es gibt keine Proteste gegen die Massaker und Vergewaltigungen 

Von Wolfgang Mayr

Israels Krieg gegen die Klerikalfaschisten der palästinensischen Hamas in Gaza wird weltweit aufmerksam verfolgt. Mit antisemitischem Schaum vor dem Mund protestieren die Hamas-Sympathisanten gegen Israel und seinen unverhältnismäßigen Krieg gegen die Zivilbevölkerung. Protestiert und demonstriert wird in großen und kleinen Städten gleichermaßen, in der tiefen Provinz, in den Metropolen.

Die Menschen im Sudan haben keine solche Freunde. Seit April 2023 tobt im Sudan der Krieg zwischen der Armee und den Milizen der “Rapid Support Forces” (RSF). Diese RSF sind eine Nachfolge-Organisation der Dschandschawid, die 2003/4 in der westlichen Region Darfur mehr als 300.000 Menschen abschlachteten. Diese Milizen setzten in den 1980er Jahren das Regime im Krieg gegen die südsudanesische Befreiungsbewegung ein. Bewährte Killer mit Tradition.

Human Rights Watch (HRW) und die Gesellschaft für bedrohte Völker dokumentieren in ihren Reporten die Gewalt im aktuellen Krieg im Sudan. Grenzenlos ist auch die sexuelle Gewalt gegen Mädchen und Frauen. Wie schon 2003 in Darfur.

Der HRW-Bericht  bezieht sich groß teils auf die Hauptstadt Khartum und deren nächste Umgebung. Armee und RSF “operieren” gezielt mit sexueller Gewalt gegen Mädchen und Frauen. HRW wirft den “Konfliktparteien” Vergewaltigungen, Gruppenvergewaltigungen und Zwangsverheiratungen vor. Die Vorgangsweise ähnelt der Hamas-Gewalt gegen Frauen am 7. Oktober 2023. 

Die GfbV erhebt in ihrem Report den Vorwurf des Völkermordes. Es häuft sich die Serie ethnisch motivierter Massaker, schreibt die GfbV und verweist auf die Lage in El Geneina, der Hauptstadt des sudanesischen Bundesstaates West-Darfur. Dort wurden bei einem Massaker im Juni 2023 nach UN-Schätzungen bis zu 15.000 Angehörige der Masalit ermordet. 

Die Folgen des Bandenkrieges zwischen der Armee und den einst verbündeten RSF-Verbänden sind riesig: Mehr als 16.000 Tote, die tatsächlichen Zahlen sind deutlich höher. Neun Millionen Menschen sind auf der Flucht, 18 Millionen von Hunger bedroht, darunter 14 Millionen Kinder. Jeder dritte Binnenflüchtling wurde erneut zur Flucht gezwungen. Mehr als die Hälfte der Binnenvertriebenen sind Kinder. Mehr als zwei Millionen Menschen sind in die Nachbarländer Tschad, Südsudan und die Zentralafrikanische Republik geflohen. 

Der HRW- und der GfbV-Report belegen die systematische sexuelle und ethnische Gewalt gegen Masalit, die Bombardierung ziviler Ziele, Gewalt gegen Kinder, der Einsatz von Vergewaltigungen als Kriegswaffe und gezielte Vertreibungen.

Trotzdem werden keine europäischen oder US-amerikanischen Universitäten besetzt, schäumen keine Intellektuelle gegen die russische und chinesische Kumpanei mit den sudanesischen Kriegsparteien, demonstrieren keine Pazifisten und Entkolonisierer vor sudanesischen Botschaften

Thomas von der Osten-Sacken vom Verein wadi, seit Jahren engagiert für die kurdische Bevölkerung im Nord-Irak, wundert sich über die „selektive Aufmerksamkeit der selbsternannten Menschenrechtsfreunde“. Weltweit, fast täglich, demonstrieren auf Straßen und Plätzen Menschen gegen Israel und seinem Krieg in der Großstadt von Gaza. Wegen des Sudans bleibt es ruhig. 

Siehe auch: HRW berichtet von Massenvergewaltigungen, Massaker und Leid in Darfur, Eine Tragödie mit Ansage,

 

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