23-08-2024
EU-Holocaust-Gedenktag für Sinti und Roma
Am 2. August 1944 wurden im KZ Auschwitz die “restlichen” Sinti und Roma von der SS ermordet.

Von Wolfgang Mayr
In Erinnerung an die 500.000 Ermordeten erklärte das Europäische Parlament 2015 den 2. August zum Europäischen Holocaust-Gedenktag für Sinti und Roma.
Auch ein Verdienst von GfbV-Gründer Tilman Zülch, der sich bereits in den frühen 1970er Jahre für die Anerkennung des Völkermordes der Nazis an Sinti und Roma engagierte. Er und seine diversen Mitstreitenden, darunter auch Romani Rose, forderten eine “Wiedergutmachung”, die Abschaffung von entsprechenden Nazi- und sonstigen rassistischen Gesetzen.
In seinem 1979 erschienen Buch “In Auschwitz vergast, bis heute verfolgt” geißelte Zülch den in der BRD herrschenden Antiziganismus, organisierte im gleichen Jahr mit Romani Rose und seinem Zentralrat deutscher Sinti und Roma eine Kundgebung im ehemaligen KZ Bergen-Belsen in Erinnerung an den Völkermord der Nazis an Sinti und Roma.
Rose und Zülch stießen mit ihren Bürgerrechts-Aktionen die geforderte Genozid-Anerkennung an, die Aufhebung antiziganistischer Gesetze sowie die Anerkennung als nationale Minderheit.
Vor einem Jahr starb Zülch, der Zentralrat deutscher Sinti und Roma würdigte sein Engagement, “Tilman Zülch ist mit zu verdanken, dass Sinti und Roma heute eine der vier anerkannten nationalen Minderheiten in Deutschland sind.” Seitdem ist viel passiert, zog Rose auf GfbV-Voices eine positive Bilanz.
Vor zwei Jahren berief die Bundesregierung den Anwalt Mehmet Daimagüler zum Antiziganismus-Beauftragten. Im “Interview der Woche” von BR24 warnte Daimagüler vor der Gefährlichkeit des Antiziganismus.
Trotz der Anerkennung als nationale Minderheit sind die Angehörigen weiterhin Anfeindungen und Ausgrenzung ausgesetzt. Sie wurden auch Opfer rechtsradikaler Gewalt z.B. in Hanau. Im Gespräch mit Ina Krauß äußert sich der Antiziganismus-Beauftragte Daimagüler nachdenklich über die Lage der Sinti und Roma in Deutschland.
Im russischen Krieg wurden und werden auch Angehörige der Roma in der Ukraine Opfer der Putin-Aggression. Ausgerechnet die Roma, denen die Sowjetunion den Opferstatus verweigerte. Erst mit der ukrainischen Unabhängigkeit rückte auch ihre Vergangenheit während der NS-Besatzung in den Mittelpunkt historischer Forschung.
Roma wurde in der jüngeren ukrainischen Geschichte Opfer rechtsradikaler Gewalttäter. Die Volksgruppe der Roma leidet auch im neuen Staat an sozialer Ausgrenzung. Der ukrainische Antiziganismus hetzte gegen die Roma, angebliche Sündenböcke für gesellschaftliche Mißstände. Trotzdem meldeten sich Roma beim ukrainischen Heer, um die russische Invasion abzuwehren. Jüngere Roma-Aktivist:innen baten um Hilfe, in Österreich organisiert Nadine Papai von der Organisation “Lebenszeichen”, ehemals GfbV-Österreich, die Solidarität.
Die Roma und die vielen anderen Minderheiten, besonders in der russisch besetzten und annektierten östlichen Ukraine, leiden unter der russischen Invasion. Ein Grund mehr, am Europäischen Holocaust-Gedenktag für Sinti und Roma den Opfern des russischen Angriffskrieges zu gedenken.
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