03-03-2024
Vertreibungen aus Chiapas
Drogenmafia verjagt tausende Menschen
Von Wolfgang Mayr
Das UN-Menschenrechtsbüro in Mexico schlug Alarm: das organisierte Verbrechen vertreibt gewaltsam Menschen aus dem südmexikanischen Bundesstaat Chiapas.
Seit dem Juni 2021 sollen mehr als 10.000 Menschen aus der chiapanekischen Grenzregion zu Guatemala gewaltsam vertrieben worden sein. Die Gewalttäter sind Angehörige der Drogen-Mafia, die mit Morden, „Verschwindenlassen“, Schutzgelderpressung und Zwangsrekrutierung die Region unter ihre Kontrolle bringen wollen.
Die Mafia-Killer gehen besonders gegen zapatistische Aktivist:innen vor, allein aus der Region Moises y Ghandi wurden 28 Zapatistas vertrieben.
Das Netzwerk „Alle Rechte für alle“ (Red TDT), das Kollektiv zur Beobachtung der Südgrenze und andere erklärten in einer Stellungnahme, die Gewalt der organisierten Kriminalität habe das Ausmaß eines bewaffneten Konflikts erreicht. Es gebe Gefechte, Anschläge, den Einsatz bewaffneter Drohnen und illegale Straßenblockaden.
Die Zivilbevölkerung werde terrorisiert, erklärte Carlos Ogaz von der Arbeitsgruppe Grenzregion (Grupo de Trabajo Región Frontera). Die Zivilbevölkerung werde von der Mafia kontrolliert, mit ständigen Drohungen und Gewalt sowie über die Zwangsrekrutierung von Minderjährigen gefügig gemacht.
Ogaz wirft der Mafia vor, die Bevölkerung in Geiselhaft genommen zu haben und sie als Schutzschild zu missbrauchen. Menschen sollen auch gezwungen werden, an Kundgebungen, Blockaden und Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen Banden teilzunehmen.
Katastrophale Lage
Dies treffen vor allem in der Grenzregion von Chiapas zu, bestätigt Sandra Suaste von der Gruppe Red TDT. Laut ihrem Bericht sind zwischen Juni 2021 und Dezember 2023 mehr als 180 Menschen verschwunden. „Man“ ließ sie verschwinden.
Mehr als 300 Organisationen beschreiben die Kontrolle über Chiapas als lückenlos, die Mafia kontrolliere den Abbau von Rohstoffen und die Produktion von Gütern. Die kriminellen Organisationen, so der Vorwurf, kooperierten mit Unternehmen und staatlichen Behörden.
Die organisierte Kriminalität sei vielfach präsent, im Gesundheitswesen, in Regierungsbehörden, in der Müllentsorgung, Lebensmittelversorgung sowie in den Schulen.
Die aus Chiapas vertriebenen Menschen stranden nach langen Fußmärschen an der US-amerikanischen Grenze.
Im Visier der organisierten Kriminalität stehen indigene Gemeinschaften in ganz Mexiko. Das Ya Basta-Netz verweist auf den Fall der Gemeinde Santa Maria Ostula in Michoacan, die dem Indigenen Kongress Mexico (CNI) angehört. Mitglieder des Kartells von Jalisco Nueva Generacion attackierten Gemeinde-Angehörige. Die mexikanische Polizei deckt meist die gewalttätigen Aktionen der Mafia.
30 Jahre Zapatismus
Die zapatistischen Gemeinden in Chiapas erinnerten an ihren Aufstand vor 30 Jahren. Die organisierten Indigenen gaben damit ihren Landsleuten ein Stück Würde zurück. Die Zapatisten verstehen sich als Erben des 500-jährigen Widerstandes gegen den spanischen Kolonialismus und seinen mexikanischen Nachfahren.
Selbstbestimmung ist das zapatistische Anliegen, auch deshalb verfolgen mexikanische „Sicherheitskräfte“, staatliche Behörden und die organisierte Kriminalität zapatistische Aktivist:innen.
Siehe auch: Einladung zur Rebellion, Ya-Basta-Netz-Videos
SHARE