17-07-2024
Weg mit den Bäumen
Schwedens Holzindustrie betreibt einen radikalen Raubbau

Von Wolfgang Mayr
Die “ewigen” Wälder in diesem skandinavischen Land schrumpfen drastisch zusammen. Die letzten Urwälder Europas werden zerstört, warnt die TAZ. Sie werden abgeholzt, “wegen unseres Verpackungswahns”, kommentiert die TAZ.
Dass die Wälder am Amazonas, am Kongo oder auf Borneo gefährdet sind, hat sich herumgesprochen. Aber nicht weniger dramatisch ist der Waldverlust in den skandinavischen Ländern. Bereits mehr als die Hälfte der schwedischen Wälder sind seit den 1950er Jahren verschwunden. Dieser Kahlschlag geht ungehindert weiter, die schwedische Forstwirtschaft forciert die Waldvernichtung. Laut der schwedischen Forstindustrie werden jährlich mehr als 300.000 Hektar Wald geschlagen.
Mit weitreichenden Folgen für das Grundwasser, verstärkter Erosion, für das Mikroklima. Darunter leiden auch die Sami und ihre Rentier-Wirtschaft. Die TAZ lässt Sjaggo, eine Rentierhirtin, zu Wort kommen. Sie zeigte, was die Forstwirtschaft von schwedischen Urwäldern übrig lässt. In der Nähe des nordschwedischen Jokkmokk nördlich des Polarkreises.
Der Raubbau in den Urwäldern im hohen Norden wirkt “nachhaltig”, sagte die Rentierhirtin: “Normalerweise hilft im Winter der Geruch von Flechten den Rentieren, sie unter dem Schnee zu finden“, erklärt Sjaggo. Diese Flechten wachsen vor allem in Urwäldern, von denen es immer weniger gibt. Besonders betroffen von diesem Holz-Kolonialismus ist auch die Heimat der Sami, Sápmi, das sich über Norwegen, Schweden, Finnland und Russland erstreckt. Für die Rentiere wird es immer schwieriger, etwas zu fressen zu finden. „Wenn selbst Rentiere, die sich seit der Eiszeit an diese Landschaft angepasst haben, hier nicht mehr überleben können, wer dann?“, fragt Sjaggo in der TAZ.
In Sápmi wird nicht nur radikal der Wald zerstört, es wird auch entgrenzt nach Rohstoffen “gegraben”. Erze, Kohle, alles, was die europäische Industrie begehrt. Die GfbV dokumentiert den Rohstoff-Imperialismus in Sápmi.
Nicht von ungefähr kritisierten die Vereinten Nationen immer wieder Schweden, weil es die völkerrechtlichen Regeln zum Schutz der Rechte von Indigenen nicht einhält. Auch der Europarat formulierte in einem Bericht seiner Kritik an der schwedischen “Indigenen”-Politik. In diesem heißt es unter anderem, dass das samische Volk keinen ausreichenden Einfluss auf Entscheidungen der schwedischen Behörden über die Ausbeutung traditioneller samischer Gebiete hat.
Siehe auch: Samediggi, Nach Kolonialismus und vor der Klimakatastrophe, Europarat und Minderheitensprachen; ILO 169;
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