06-06-2022
Von Jenny Rasche lernen
Die studierte Sozialarbeiterin macht Rumänien und der EU vor, wie Roma-Familien zur Selbsthilfe geholfen werden kann
Von Wolfgang Mayr
Seit mehr als 20 Jahren engagiert sich die aus dem Harz stammende Jenny Rasche für Roma-Kinder und Frauen im Umland des siebenbürgischen Hermannstadt, Sibiu. Sie stieß mit ihrer hartnäckigen und hemdsärmeligen Hilfe Frauen und Jugendliche in einem Roma-Dorf zur Selbsthilfe an. Das Dorf wurde saniert, die Kinder besuchen nach vielen Anläufen von Jenny Rasche die Schule, die staatlichen Behörden – meist erklärten sich diese nicht für die Roma zuständig – suchen inzwischen Rat bei Rasche.
Jenny Rasche lebt mit Mann und acht Kindern vor Ort. Mit ihrem 2003 gegründeten Verein Kinderhilfe für Siebenbürgen fördern Jenny Rasche und ihr 12-köpfiges Team Kinder und Heranwachsende. Roma-SchülerInnen mit guten Deutschkenntnissen verschafft der Verein Schulbesuche in Deutschland und finanziert den Besuch des Gymnasiums in Hermannstadt. Ihre Hilfe ist zu einem sozialen Experiment geworden, zu einem Förder-Programm von Roma-Kindern, Jugendlichen und Frauen.
Mit 19 Jahren war Jenny Rasche das erste Mal in einem der Roma-Dörfer. Die miserablen Lebensbedingungen veränderten ihr Leben, die gelernte Landwirtin und Sozialassistentin zog es vor, in Rumänien zu bleiben, zu helfen. Die fließend rumänisch sprechende Rasche erwarb in Hermannstadt die allgemeine Hochschulreife und schloss ihr Studium an der Blaga-Universität in Hermannstadt mit dem Bachelor ab.
Jenny Rasche gelang es, die Dorfbevölkerung zu mobilisieren, für die eigenen Belange. Sie stellt damit dem rumänischen Staat und der EU ein Armutszeugnis aus. Deren Programme waren nicht erfolgreich. Mit ihrem Verein gelang es Rasche, genügend UnterstützerInnen für ihre Sozialprojekt zu finden, gezielte emanzipatorische Hilfe vor Ort, gegen die Armutsflucht.
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