Türken raus aus Rojava!

In Nordsyrien setzen pro-türkische Islamisten und türkische NATO-Soldaten ihren antikurdischen Krieg fort.

Von Wolfgang Mayr

Noch US-Außenminister Antony Blinken versuchte zu vermitteln. Er forderte den Paten der Islamisten, den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan auf, in Nord-Syrien Zivilpersonen zu schützen.

Die türkische Regierung verteidigte ihren Krieg gegen das multinationale Rojava in Nord-Syrien mit Sicherheitsbedenken. Ähnlich begründete der russischen Kriegspräsident Putin seinen Krieg gegen die Ukraine. 

In Syrien kämpfen türkische Truppen, islamistische Milizen und die reguläre Armee, gegen kurdisch geführte Kräfte. Diese wurden bisher von der US-Regierung im Kampf gegen die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) unterstützt.

Die kurdischen Milizen und die Demokratischen Kräfte Syriens (SDF) sind seit 2014 Teil der US-geführten Koalition gegen die die Terrororganisation Islamischer Staat. 2019 wurde der IS militärisch besiegt. Seitdem werden tausende IS-Angehörige und ihre Familien in kurdischen Gefangenenlagern festgehalten. 

Für die türkische Regierung sind die kurdischen Milizen ein verlängerter Arme der Arbeiterpartei Kurdistans PKK, also “Terroristen”. Die PKK gilt auch in der EU als Terrororganisation. Offensichtlich waren die angeblich PPK nahen Milizen in Nordsyrien gut genug, gemeinsam mit westlichen Staaten gegen den IS – der auch von der Türkei gesponsert wird – zu kämpfen.

Daran erinnerte Blinken Erdogan, den Putin vom Bosporus. Blinken warb dafür, die Anti-IS-Koalition – also auch das Bündnis mit den Kurden – zu erhalten und zu stärken. Dafür braucht es laut Blinken die von den Kurden dominierten “Demokratischen Kräfte Syriens” SDF. 

Erdogan und Trump gegen Rojava

Die US-Position kümmert die Türken nicht. Sie verlangen die Auflösung der kurdischen YPG-Milizen, die das Rückgrat der SDF sind. Die Ansagen aus Ankara sind unmissverständlich, entweder die YPG löst sich selbst auf oder sie wird aufgelöst.

Die Türkei hofft auf die US-Nachfolge-Regierung von Donald Trump. In seiner ersten Amtsperiode kündigte Trump die US-Zusammenarbeit mit Rojava auf, genehmigte den türkischen Einmarsch in die kurdische Enklave Afrin. Die Kurden sind, wie die Ukraine auch, keine Priorität des künftigen republikanischen Präsidenten. Trump setzt auf Erdogan, er wird in Syrien siegen, lobte der künftige US-Präsident seinen autokratischen Partner. 

Die von der Erdogan-Regierung unterstützten Islamisten von der Syrischen Nationale Armee (SNA) überrannten bereits die  zuvor von der SDF kontrollierten Städte Manbidsch und Tel Rifaat eingenommen. Bereits mehr als 100.000 Menschen sind von der pro-türkischen Milizen vertrieben worden. Afrin als Blaupause.

Laut Ilham Ahmed vom Exekutivrat der kurdischen Selbstverwaltung will die Türkei Fakten schaffen. Er befürchtet die türkische Besetzung von Rojava und dass im Falle eines türkischen Angriffes, allein um Kobanê 100.000 Menschen die Vertreibung droht. 

Im November 2014 versuchte der IS, die türkische Armee sekundierte die Angriffe wohlwollend verfolgend, Kobane zu überrennen. Den kurdischen Verteidiger:innen gelang es, den IS zurückzuschlagen. Es scheint, die Islamisten wollen dafür Rache nehmen. Und die Türkei wird dabei aktiv helfen.

Zwei Nachbarn nehmen derzeit Syrien in die Zange, im Südwesten Israel, im Nordosten die Türkei. Zwei Staaten, die im Fall Arzach einerseits gemeinsame Sache machten mit dem Aggressor Aserbaidschan. Anderseits unterstützt die Erdogan-Türkei die Hamas-Terroristen, weil laut Erdogan eine Befreiungsbewegung. Israel hingegen kümmert sich nicht um kurdische Belange, obwohl es enge geschichtliche Bande gibt. 

Die Trump-USA und die nach rechts gepolte EU werden Erdogan gewähren lassen. Wie nächstens auch Putin in der Ukraine. Die Freunde Rojavas, die deutsche Linke oder die österreichischen Kommunisten, sind politisch zu unwichtig, als dass sie die türkische Invasion verhindern könnten. 

Es war wohl ein Fehler, dass die EU die autonome Region DAANES nicht als neuen Staat anerkannt hat, genauso wie es ein tragischer Fehler war, daß Deutschland, Frankreich und Großbritannien 2008 den NATO-Betritt der Ukraine strikt ablehnten. Die tödlichen Konsequenzen tragen heute die Ukrainerinnen und Ukrainer. Rojava steht ein ähnliches Schicksal bevor. Vom Westen im Stich gelassen.

Siehe auch: Gedenken an den Widerstand von Kobane, Afrin, DAANES-Katalog, GfbV-Afrin 

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