Türkei-Kurdistan: Demo für kurdische Schulsprache

Kurdische Organisationen in Istanbul fordern den muttersprachlichen Unterricht

Auf Kundgebungen in der Türkei fordern Kurdinnen und Kurden das Recht auf Unterricht in ihrer Muttersprache. Foto: anf-deutsch

Auf Kundgebungen in der Türkei fordern Kurdinnen und Kurden das Recht auf Unterricht in ihrer Muttersprache. Foto: anf-deutsch

Von Wolfgang Mayr

 

Präsidenten Erdogan und seinem Staatsapparat wird das wohl wenig gefallen haben. Vor einigen Tagen demonstrierten in Istanbul Mitarbeitende mehrerer kurdische Kultur- und Bildungsinstitutionen für das Recht auf muttersprachlichen Unterricht in Kurdisch.

„Wir marschieren für unsere Muttersprache“ forderten die Teilnehmenden eine offizielle Anerkennung des Kurdischen als Unterrichtssprache. Und, „Bildung in der Muttersprache ist unser Recht“ oder „Ohne Sprache kein Leben“.

Zu der Veranstaltung hatten das Kulturzentrum Mesopotamien (NÇM), der Verein für kurdische Studien sowie die Musikschule Egîdê Cimo aufgerufen. Unterstützt wurde die Aktion unter anderem von den Parteien DEM und DBP, den Friedensmüttern sowie der Frauenbewegung TJA.

 

Forderung nach rechtlicher Anerkennung

In einer Erklärung der Organisationen hieß es, das Recht auf Bildung in der Muttersprache sei ein universelles Recht und untrennbar mit der kulturellen Identität des kurdischen Volkes verbunden. Die Verweigerung dieses Rechts stelle eine Form der Identitätsverleugnung dar.

Zugleich kritisierten sie, dass die kurdische Sprache im Parlament noch immer unterdrückt werde – zuletzt war den Friedensmüttern bei kurdischsprachigen Redebeiträgen in der Kommission zur Lösung der “kurdischen Frage” das Wort entzogen worden.

 

Kampf für Sprache und Identität

Der DEM-Abgeordnete Ömer Öcalan erklärte bei der Veranstaltung: „Wir kämpfen für unsere Existenz, unsere Sprache und unsere Identität.“ Eine Anerkennung des Kurdischen als offizielle Sprache sowie als Bildungssprache in der Türkei sei unabdingbar. Derzeit finde eine strukturelle Ausgrenzung kurdischer Sprache und Kultur statt. „Kurdinnen und Kurden sollen in ihrer eigenen Sprache lernen, sprechen und leben können“, sagte Öcalan.

 

Kritik an Parlamentssprecher Kurtulmuş

Die Veranstalter:innen wiesen die Aussage von Parlamentspräsident Numan Kurtulmuş zurück, wonach es in der Türkei keine Forderung nach muttersprachlichem Unterricht in Kurdisch gebe. Diese Aussage sei „eine Lüge“, so die Organisator:innen. Seit Jahrzehnten werde dieses Recht eingefordert, doch die staatliche Bildungspolitik setze weiter auf Assimilation und kulturelle Auslöschung.

 

Appell an kurdische Institutionen

In einem Appell werden kurdische Parteien, Organisationen und die Bevölkerung aufgefordert, den Einsatz für das Kurdische zu intensivieren. „Lasst uns unsere Häuser in Schulen der kurdischen Sprache verwandeln“, hieß es. Die Verweigerung von muttersprachlichem Unterricht sei eines der größten Hindernisse auf dem Weg zu einem dauerhaften gesellschaftlichen Frieden.

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