Trump und das Indian Country

Die Bilanz einer zerstörerischen Ära

Von Wolfgang Mayr

Eigentlich ist das Verhältnis zwischen indianischer Bevölkerung und den Republikanern zerrüttet. Es waren in den letzten hundert Jahren meist republikanische Präsidenten, die die Reste indianischer Präsenz in den USA auslöschen wollten. In den vergangenen vier Jahren versuchte Präsident Biden wieder gutzumachen, er brachte die bundesstaatliche Anerkennung für viele kleinere “Stämme” auf den Weg.

Der Star der Republikaner, Heilsbringer Donald Trumpf, hält wenig von indianischen Reservaten und den dortigen Casinos. Immer wieder unterstellte er der indianischen Glückspiel-Wirtschaft, von der Mafia kontrolliert zu werden. Republikanischer Rassismus der Marke Trump.

Wahrscheinlich ist Trump in Erinnerung geblieben, dass in den Bundesstaaten Arizona, Wisconsin und Nevada – und weiteren anderen auch – bei den letzten Präsidentschaftswahlen auch die indianischen Stimmen den Ausschlag gaben, für Joe Biden.

Nicht von ungefähr waren deshalb auf dem republikanischen Parteitag in Milwaukee auch eine Handvoll indianische Delegierte mit dabei. Wie Senator Markwayne Mullin, ein Cherokee und der Abgeordnete Tom Cole, ein Chickasaw aus Oklahoma, Michael Stopp, Mitarbeiter von Indian Country Today. Cole gilt als einer der Strategen der Republikaner. In seiner Rede zur öffentlichen Sicherheit bekannte sich James Crawford von den Potawatomi zu Donald Trump und seiner Sicherheitspolitik. Crawford, ein indianischer Trump-Fan.

Native Americans for Trump?

Indian Country war bisher kein republikanisches Land. Das soll anders werden. Schon 2020 initiierte Donald Trump Jr. die Koalition “Native Americans for Trump”. Die gleichlautende homepage ist nicht mehr online. Der Trump-Sohn appellierte an indianische Wählende, für Trump zu stimmen, weil sein Vater die indianische Gemeinschaft beispiellos unterstützt hat. Zwei Angehörige der Dine´ stehen als Co-Vorsitzende Trump Jr. zur Seite. Die Koalition konnte aber nicht verhindern, dass indianische Wählende zuhauf die Demokraten ankreuzten.

Verwundert nicht, die meisten Stammespolitiker:innen kritisierten scharf die Bundesregierung von Trump, er zeigte kaum Interesse für indianische Anliegen, bilanzierten Stammesräte und deren Vorsitzenden.

Diese pro-demokratische “Front” scheint aber zu bröckeln. Während der ehemalige Präsident der Navajo Nation, Jonathan Netz nach der Abwahl die Trump-Regierung scharf kritisierte, sprach sich sein Stellvertreter Myron Lizer für Trump und seine Republikaner  aus. Lizer geriet regelrecht ins Schwärmen für die viele Wohltaten des Republikaners. 

Vielleicht wird im Indian Country die gehässige Stimme des designierten Trump-Vizes gehört. J.D. Vance geißelte den Tag der indigenen Völker als einen “falschen Feiertag”, würdigte Columbus und sprach sich vehement gegen die Umbenennung kolonialistischer Namen aus. Vance ist das Sprachrohr der aggressiven anti-indianischen Nachfahren der “Siedlergesellschaft”. Das Urban Native Collective sieht in Trump, Vance und den Republikanern eine Gefahr für das indianische Amerika. 

Amber Torres warnt

Die ehemalige Vorsitzende der Walker River Paiute in Nevada, Amber Torres, rechnete 2023 auf Native News Online hart mit Trump und seiner Indianer-Politik ab. Seine Amtszeit war für die indianischen Stämme eine destruktive Ära:

Wir erholen wir uns immer noch von zwei lebensverändernden Ereignissen: einer Pandemie und der Trump-Präsidentschaft. Während die Erinnerungen an die Pandemie-Ereignisse zu verblassen scheinen, möchte ich als ehemalige Stammesvorsitzende eindringlich warnen: Wir dürfen Donald Trumps Indianer-Bilanz nicht vergessen.

Viele US-Amerikaner sind sich der Beziehung zwischen der Bundesregierung und den Stammesnationen nicht bewusst. Es ist eine Beziehung, die in der US-Verfassung festgehalten ist und die Folge der vielen Verträge zwischen indianischen Nationen und den USA sind. 

Die offizielle Geschichte ignoriert jedoch weitgehend die anti-indianische Politik der USA, die ihre Versprechen ständig brach. Die Demokraten brachen mit der Vergangenheit, führten im Weißen Haus einen Dialog mit den Stammesführenden. Diese Konsultationen auf Augenhöhe, von nation to nation, stießen eine neue Politik an.

Während der Trump-Regierung habe ich aus erster Hand erfahren, wie schnell die Zugänge für Stämme in Washington geschlossen wurden. Trump entfesselte eine Ära der ständigen Angriffe auf die Ureinwohner, auf unsere spirituelle Gesundheit und unser Wohlbefinden. Trump weigerte sich, den Tribal Nations Summit im Weißen Hauses einzuberufen, ein jährliches Treffen, auf dem Regierung und Stammespolitiker:innen gemeinsam diskutierten, wie die Beziehungen zwischen den indianischen Nationen und den Bundesinstitutionen gestärkt und sichergestellt werden können. Für den Fortschritt im Indianerland für zukünftige Generationen.

Die Stammeskonsultationen wurden ausgesetzt. Stattdessen genehmigte die Bundesregierung Projekte, die den Stammesgemeinschaften schadeten. Zum Beispiel reduzierte Trump das Bears Ears National Monument, in dem sich Tausende von heiligen Stätten befinden, um zwei Drittel. Seine Regierung genehmigte den Ausbau der us-amerikanisch-mexikanischen Grenzmauer, die die Kultur- und Begräbnisstätten der Tohono O’odham zerstörten. Zwei Beispiele von sehr vielen.

Trump hat Gelder aus den Programmen für die indianischen Reservate abgezogen. Jahr für Jahr mussten sich die Stammesführer gegen seine Vorschläge wehren, die Mittel für Bildungs- und Gesundheitsprogramme der Ureinwohner zu kürzen. Es muss daran erinnert werden, dass er dem Bureau of Indian Education die Finanzierung streichen wollte.

Trump verbarg nie seine Indianer-Feindlichkeit. Als er gefragt wurde, ob er sich zum Tag der indigenen Völker äußern würde, sagte er kurzerhand: Nein. Trump konnte sich auch nicht beherrschen, als im Weißen Haus unsere Nationalhelden, die Navajo Code Talkers, gefeiert wurden.

Präsident Joe Biden trat mit dem Versprechen an, “die Seele der Nation wiederherzustellen“ und das Rückgrat Amerikas wieder aufzubauen. Seit seinem Amtsantritt hat er Schritte unternommen, um die Beziehungen zu heilen, die sein Vorgänger verletzt hat. Präsident Biden berief den Tribal Nations Summit im Weißen Hauses erneut ein. Biden erließ ein Memorandum über einheitliche Standards für die Stammeskonsultation, gültig für alle Behörden. Es konnten Fortschritte für unsere Gemeinschaften erzielt werden, weil wir einen Sitz und eine Stimme am Verhandlungstisch haben.

Bidenomics gewährte Indian Country Finanzhilfe in historischer Höhe, darunter 32 Milliarden US-Dollar im American Rescue Plan, 13 Milliarden US-Dollar im Infrastrukturgesetz und 700 Millionen US-Dollar im Inflation Reduction Act.

Präsident Biden war der erste Präsident, der viele positive Impulse für Stammesgemeinschaften gab, wie seine Proklamation zum Tag der indigenen Völker, die Ernennung von Ureinwohnern, darunter Deb Haaland (Laguna Pueblo) zur Innenministerin und Marilynn „Lynn“ Malerba (Mohegan-Stamm) zur Schatzmeisterin der Vereinigten Staaten, sowie die garantierte Vorauszahlung für den Indian Health Service.

Würde und Demut sind zwei geschätzte Eigenschaften in den Kulturen der Ureinwohner. Wichtig ist, dass dies zwei Qualitäten sind, die Präsident Biden beispielhaft verkörpert. Dies hat sich positiv auf die Wiederbelebung der Stammesbeziehungen ausgewirkt. Er kümmerte sich um die Menschen und ihr Wohlergehen, weshalb er Ressourcen zur Verfügung gestellt und Stammesgerichte bei der Ausübung einer besonderen Strafgerichtsbarkeit unterstützt hat. Besonders die Initiative “Missing and Murdered Indigenous Women”. 

Inzwischen auch ein Anliegen des BIA, bisher hatte Polizei und Justiz weggeschaut. Indianische Mädchen und Frauen, Opfer zweiter Klasse?

Warum wollen wir bei all den Fortschritten, die wir unter der Biden-Regierung gemacht haben, um der Verantwortung der Regierung gegenüber den Stammesnationen gerecht zu werden, die Tore zur Macht für Menschen wieder öffnen, deren Herzen voller Fremdenfeindlichkeit und Lügen sind?

Diese Wahl ist wichtig. Die Präsidentschaft ist wichtig. Die Handlungen eines Präsidenten sind wichtig.

Siehe auch: Termination; Allotment Act; Relocation; 

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