Südtirol, Baskenland, Nordirland

Der “ethnische Terror” stellte in europäischen Winkeln die staatlichen Autoritäten in Fragen.

Von Wolfgang Mayr

1959 gründeten junge Mitglieder der einst verbotenen christdemokratischen baskischen Partei PNV die Gruppe Euskadi ta Askatasuna, Baskenland und Freiheit. Radikal, antistaatlich, links, interethnisch. Ihre Vorbilder waren die IRA, der Vietcong, die algerische FLN. Ihrem ersten Anschlag fiel 1961 ein Mensch zum Opfer. Die ETA tötete bis zur Auflösung 2011 mehr als 830 Menschen. Ihr politischer Flügel, immer wieder von der spanischen Justiz, die linksnationalistische EH Bildu ist heute stärkste Kraft im Baskenland.

Ihr Vorwurf zurück, die Verbrechen des Franco-Regimes im Baskenland wurden nie aufgearbeitet, die Verantwortlichen nie zur Rechenschaft gezogen. Teile des spanischen Staates bekämpften den ETA-Terror mit illegalen Praktiken, wie Folter. Erst mit einem umfassenden Amnestiegesetz wurden Franco-Schergen und ETA-Terrorist:innen begnadigt. 

Älter als die ETA ist die irische IRA. Sie war der “bewaffnete Arm” der Sinn Fein, die 1905 gegründete wurde. Mit dem Ziel, die Engländer aus Irland zu verjagen, einen eigenen Staat zu gründen. 

Die Arroganz der Nachfahren der englischen, walisischen und schottischen – die beiden letzten eigentlich gälische Verwandte der irisch-republikanischen Nordiren – der Siedler in Nord-Irland ließ die IRA wieder auferstehen. Soziale, wirtschaftliche und politische Diskriminierung befeuerten die Wiedergeburt der IRA, auf pro-britischer Seite entstanden Anti-IRA-Milizen. Ihrem Krieg fielen zwischen 1969 und dem Jahr 2000 mehr als 3.000 Menschen zum Opfer, mehr als 40.000 wurden verletzt. 

Die IRA-Partei Sinn Fein ist inzwischen stärkste politische Formation in Nord-Irland, stellt die Ministerpräsidentin der nordirischen Konkordanz-Regierung. Auch in der Republik Irland ist laut letzten Umfragen stärkste Partei.  

1956 gründeten unzufriedene Mitglieder der Südtiroler Volkspartei den Befreiungsausschuss Südtirol, BAS. Ziel:  Selbstbestimmung für Südtirol, die Rückkehr zur Republik Österreich. Mit einigen spektakulären Anschlägen, auch mit Todesfolgen, machte der BAS Südtirol zu einer “Unruhe-Provinz”.

Verschiedene Sicherheitsdienste und Neo-Nazis als Trittbrettfahrer mischten mit. Wegen des lückenlosen und auch fragwürdigen Vorgehens des Staates und der Ablehnung des Terrors durch die meisten Südtiroler:innen stellte der BAS seine “Aktivitäten” 1969 ein.

Zwei ehemalige BAS-Mitglieder kamen auch auf Voices zu Wort, Oskar Niedermair und Arnold Dibiasi. 

Christoph Franceschini, Journalist des online-Magazins salto, hat bereits für RAI-Südtirol die “Bombenjahre” filmisch aufgearbeitet. Auf salto präsentiert Franceschini dazu eine Podcast-Serie, “Die Geschichte der Südtirol-Attentate”. Franceschini wurde gemeinsam mit seinem Kamermann Helmut Lechthaler für die “Bombenjahre”-Serie mit dem Claus Gatterer-Preis ausgezeichnet.

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