12-06-2025
Polen-Oberschlesien: Das ehemalige Kohlerevier stimmt für den Liberalen Trzaskowski
In manchen Regionen der oberschlesischen Autonomisten konnte sich der rechtskonservative Karol Nawrocki durchsetzen

In Oberschlesien siegte knapp der Liberale Trzaskowski, staatsweit hingegen der rechte Kandidat Nawrocki. Foto: Europeans Peope‘s Party & Wikimedia commons
Von Dawid Smolorz, Silesia News
In der Stichwahl am 1. Juni 2025 besiegte der rechtskonservative Karol Nawrocki knapp mit 50,9 Prozent Rafał Trzaskowski von der liberalen Bürgerkoalition (KO). Die Wähler in Oberschlesien votierten mehrheitlich für den Liberalen Trzaskowski.
Erwartungsgemäß stimmten die Einwohner der größten Städte der Region und des Siedlungsgebietes der deutschen Minderheit überwiegend für den amtierenden Warschauer Stadtpräsidenten Trzaskowski. Meist war der Unterschied zwischen den beiden Politikern jedoch gering.
Mit größerem Vorsprung gewann der liberale Kandidat nur in Oppeln/Opole (67,9%), Kattowitz/Katowice (63%) sowie Königshütte/Chorzów) und Gleiwitz/Gliwice (jeweils 61%). In den restlichen Großstädten (Bielitz-Biala/Bielsko-Biała, Beuthen/Bytom, Hindenburg/Zabrze, Tichau/Tychy, Ruda/Ruda Śląska) erhielt er zwischen 51 und 56 Prozent der Stimmen.
Die einzige der größeren oberschlesischen Städte, in der Nawrocki – der Kandidat der national-konservativen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) – triumphierte, ist Rybnik/Rybnik (52,3%). Von einer Überraschung kann in diesem Falle jedoch nicht gesprochen werden, da die Wähler in den Kreisen Pless/Pszczyna, Loslau/Wodzisław Śląski und Rybnik auch in der Vergangenheit mehrheitlich konservativen Gruppierungen ihre Stimmen gaben. In der Stichwahl betrug dort die Unterstützung für Nawrocki zwischen 60 und 62 Prozent.
Interessanterweise handelt es sich bei diesen Gebieten um Hochburgen der oberschlesischen Autonomieanhänger und der Befürworter der offiziellen Anerkennung der oberschlesischen Nationalität. Relativ hoch (60 bis 62%) war der Zuspruch für Karol Nawrocki überdies in den Kreisen Leobschütz/ Głubczyce und Berun-Lendzin/Bieruń-Lędziny.
In den Landkreisen, in denen die deutsche Minderheit einen nennenswerten Anteil an der Gesamtbevölkerung ausmacht, gewann Trzaskowski meist mehr als nur knapp. Der Kreis Oppeln stimmte für ihn mit 58,7 Prozent, der Kreis Krappitz/Krapkowice mit 58,6 Prozent, und der Kreis Kandrzin-Cosel/Kędzierzyn-Koźle mit 57,3 Prozent. Im Kreis Groß Strehlitz/Strzelce Opolskie erhielt der amtierende Warschauer Stadtpräsident 53,3 Prozent der Stimmen.
Als Überraschung kann das Ergebnis in dem mehrheitlich von einheimischen Oberschlesiern bewohnten Kreis Rosenberg/Olesno bezeichnet werden. Dort erhielt nämlich Karol Nawrocki 53,6 Prozent der Stimmen. Selbst in einigen als deutsch geltenden Gemeinden stimmten für ihn bis zu 57 Prozent der Wahlbeteiligten.
Erwähnenswert ist zudem, dass im ersten Wahlgang der Kandidat der rechtspopulistischen Konfederacja, Sławomir Mentzen, in einigen „deutschen“ Kommunen ein gutes Ergebnis erreichte. Rafał Bartek, der Chef der deutschen Minderheitenorganisation im Oppelner Land und zugleich Präsident des Dachverbandes der deutschen Organisationen in Polen, erklärte dieses Phänomen mit konservativer Gesinnung vieler oberschlesischer Deutscher.
Insgesamt erhielt das neue Staatsoberhaupt Karol Nawrocki in Oberschlesien (in seinen historischen Grenzen) 48 Prozent der Stimmen. Für Rafał Trzaskowski stimmten 52 Prozent der Einwohner der Region.
Interaktive Karte mit dem Ergebnis der Stichwahl in allen Kommunen Polens.
Mit freundlicher Genehmigung von Silesia-News
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