26-12-2024
McKinley statt Denali
Von der Rückkehr zur weißen US-Vorherrschaft

Von Wolfgang Mayr
In den USA des neuen alten Präsidenten Trump ist kein Platz für die “Anderen”. Besonders nicht für “die Indianer”.
Obwohl im Wahlkampf das Trump-Team auch indianische Wählende ansprach, die Anerkennung nicht bundesstaatlich anerkannter “Stämme” versprach und die angebliche Befreiung der Reservate von bundesstaatlicher “Vormundschaft”, ist das republikanische Verständnis für indianische Belange gering.
Nachzulesen im rechten Strategiepapier “Project 2025” der “Heritage-Stiftung”, Indian Country Today analysierte die zu erwartenden Auswirkungen auf die indianischen Reservate und Bevölkerungen. Fazit: Es droht eine neue Termination.
Trotzdem stimmten viele indianische Wählende für Donald Trump, für seine Politik der Termination. Egal, Trump hält wenig vom Indian Country, nicht von ungefähr kündigte er die Rückbenennung des Mount Denali in Alaska an. Trump will laut “Newsweek“ den “Denali” – ein Denaa-Name – im Denali-Nationalpark wieder Mount McKinley nennen.
Denali bedeutet in Denaa „der Hohe“. 2015 benannte Präsident Barack Obama den Berg um, um Respekt vor den Ureinwohnern und ihrer Kultur zu zeigen.
Trump erklärte, dass er den Namen zu Ehren des früheren Präsidenten William McKinley wieder ändern möchte. „McKinley war ein großartiger Präsident. Sie haben seinen Namen vom Mount McKinley genommen. Das machen sie mit Menschen. Präsident McKinley war verantwortlich für die Schaffung von Wohlstand. Das ist ein Grund, warum wir den Namen zurückbringen werden,“ sagte Trump laut „Newsweek“.
Die Freude darüber soll sich in Alaska in Grenzen halten. Auch Republikaner verteidigen den antikolonialen Schritt Obamas. So erklärte die republikanische Senatorin Lisa Murkowski: “Es gibt nur einen Namen, der Nordamerikas höchstem Berg würdig ist: Denali – der Große.” Senatorin Murkowski erhielt für ihr Engagement auch den Denali-Award der Alaska Federation of Natives. Trump und seine Truppe scheinen hingegen wenig von der Anerkennung der indigenen Kulturen zu halten.
In der wirren “Make America Great Again”-Ideologie der republikanischen Rechten ist kein Platz für indianische “Toponomastik”. Wird die Trump-Regierung dann auch die Rückgabe an gestohlenem Land stoppen? Die Land Back-Bewegung fordert die verschiedenen Behörden auf, illegal geraubtes Land den Stämmen zurückzugeben.
Letztes Jahr hat die US-Regierung ihr Landrückkaufprogramm für Stammesnationen abgeschlossen, eine Form der Wiedergutmachung von historischem Unrecht, eben Land wieder in Stammesbesitz zu überführen. In 15 Bundesstaaten wurden drei Millionen Hektar Eigentum von Stammestrusts. Land Back geht es beim Kampf um die Landrückgabe darum, die Stammessouveränität zu stärken. Damit sind Konflikte mit der neuen US-Regierung vorprogrammiert.
Kanada, Mexiko, Panama
Trump, der Putin-Versteher, flegelt unflätig imperialistisch auch die US-Nachbarn an. So schlug er ungeniert vor, dass Kanada der 51. US-Bundesstaat wird. Trump betitelte den kanadischen Premierminister Justin Trudeau als “Gouverneur” des “Great State of Canada”. Trump schaut auf Kanada wie Putin auf die Ukraine.
Mexiko ließ er wissen, daß er sich von Präsidentin Sheinbaum ein hartes Vorgehen gegen die Drogen-Kartelle erwartet. Ansonsten wird die gemeinsame Grenze mit Zoll-Schranken dicht gemacht. Zu den meisten Opfern der Kartelle zählen in Mexiko Angehörige der indigenen Völker, die schutzlos den Angriffen der Drogen-Mafia und der staatlichen Sicherheitsbehörden ausgeliefert sind.
Für die Republikaner galt Amerika südlich der US-amerikanisch-mexikanischen Grenze schon immer als eigener Hinterhof. So wurde in Guatemala mit Hilfe der CIA eine demokratische Regierung gestürzt, eine anti-indianische Militärdiktatur gestützt, in El Salvador unterstützten die USA Rechtsradikale in ihrem Krieg gegen die autochthone Bevölkerung, exemplarisch war die US-Intervention gegen den demokratisch gewählten Präsidenten von Chile, Salvador Allende 1973.
Diesen Hinterhof hat Trump wieder entdeckt. Nicht nur Deutschland und andere EU-Staaten plündern die USA, auch Panama zocke mit seinem Kanal die USA ab. Trump drängt auf die Rückgabe des Kanals an die USA, “vollständig, schnell und ohne Frage.” Trump postete ein Bild einer US-Flagge in der Kanalzone mit der Schlagzeile „Willkommen im United States Canal!“
Die Vereinigten Staaten bauten den Kanal in den frühen 1900er Jahren und gaben die Kontrolle 1999 an Panama ab. Grundlage dafür war ein Vertrag, der 1977 von Präsident Jimmy Carter unterzeichnet wurde.
Grönland
Ganz Kolonialherr kündigte Trump außerdem an, dass Grönland unter US-Kontrolle gehört. Der Auftrag an seinen Botschafter in Dänemark ist unmissverständlich: “Für die Zwecke der nationalen Sicherheit und Freiheit auf der ganzen Welt sind die Vereinigten Staaten von Amerika der Meinung, dass der Besitz und die Kontrolle über Grönland eine absolute Notwendigkeit ist.”
Trump kümmert es nicht, dass das autonome Grönland ein Teilstaat Dänemarks ist und dass grönländische Parteien die staatliche Selbständigkeit anstreben. Die Angehörigen der auchtochthonen Völker stellen 90 Prozent der grönländischen Bevölkerung.
Grönland, die größte Insel der Welt, liegt zwischen dem Atlantischen und dem Arktischen Ozean und ist zu 80 Prozent von einem Eisschild bedeckt. Grönland ist auch Standort einer große US-Militärbasis.
Seit 1979 ist Grönland autonom. Regierungschef Múte Bourup Egede tat Trumps jüngster Forderungen nach US-Kontrolle als “bedeutungslos” ab. “Grönland gehört uns. Wir stehen nicht zum Verkauf„, schrieb er in einer Erklärung.
Die dänische Ministerpräsidentin bekräftigte die Aussage des grönländischen Regierungschefs. Grönland, schreibt sie, wird nicht verkauft.
Trump sagte in seiner ersten Amtsperiode 2019 einen Besuch in Dänemark ab. Sein Protest, nachdem sein Angebot, Grönland zu kaufen, von Kopenhagen abgelehnt worden war.
Postwendend ließen die Republikaner Dänemark und Grönland wissen, die USA sind wieder dominierende Weltmacht. Das verspricht nichts Gutes.
Siehe auch: Kolonialmacht Dänemark,
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