Karibik-Tobago: Auf Autonomie-Kurs

Kann sich die kleinere Insel von Trinidad lösen?

Tobago fordert mehr Autonomie von der Zentralregierung in Trinidad. Foto: Public Domain

Tobago fordert mehr Autonomie von der Zentralregierung in Trinidad. Foto: Public Domain

Von Wolfgang Mayr

 

Das online-Magazin “nationalia” der katalanischen NGO Ciemen hat seine Aufmerksamkeit auf Trinidad und Tobago gerichtet. Bei einem Treffen diskutierten der Regierungschef von Tobago, Farley Augustine und Premierministerin von Trinidad und Tobago, Kamla Persad-Bissessar über die Zukunft ihrer Insel-Republik. Es ging um Autonomie und um das Recht auf Selbstbestimmung.

Die Partei von Farley Augustine, die Tobago People’s Party (TPP), hält 13 der 15 Sitze in der Versammlung von Tobago und fordert die Selbstbestimmung der Insel innerhalb der Republik Trinidad und Tobago. Die kleine Partei der Progressiven Demokratischen Patrioten (PDP) hingegen drängt auf die Unabhängigkeit.

Einig sind sich die beiden Parteien, daß die parlamentarische Versammlung künftig eigene Gesetze erlassen darf, ohne Genehmigung durch das Zentralparlament in Trinidad. Genauso streben die Autonomisten eine autonome Steuerpolitik an. Außerdem sollte Tobago über seine eigenen Ressourcen “zu Lande, in der Luft und zu Wasser” verfügen können.

Tobago fordert Gesetzgebungsbefugnisse und seinen Anteil an erwirtschafteten Wohlstand. Bisherige Versuche für eine größere Autonomie scheiterten, so wurden der Vorschlag von Togabo für eine Verfassungsreform und Autonomiestatut für Tobago im Dezember 2024 vom Parlament abgelehnt.

Tobago warf der Zentralregierung vor, nur eine kosmetische Reform voranzutreiben. Die versprochene Autonomie bleibt weiterhin unter der Kontrolle des Zentralparlaments.

Tobago macht nur sechs Prozent der Fläche der Republik Trinidad und Tobago und vier Prozent der Bevölkerung aus.

Seit zehn Jahren schon finden Verhandlungen zwischen Tobago und der Zentralregierung statt. Schon 2015 drängte Tobago auf ein Autonomie, die Selbstverwaltung Tobagos zählt zu den Wahlversprechen der bei den Parlamentswahlen 2015 siegreichen Partei der Nationalen Volksbewegung.

Laut einem Bericht aus dem Jahr 2010 wünschen zwei Drittel der Einwohner von Tobago eine umfangreiche interne Selbstverwaltung. Premierministerin Kamla Persad-Bissessar kündigte eine Studie über die Ausweitung der Autonomie an. Es blieb bisher bei dieser Ankündigung.

Trinidad und Tobago sind seit 1962 ein unabhängiger Staat. Trinidad im Süden ist mit 1,2 Millionen Einwohnern der größte und bevölkerungsreichste Teil der Insel-Republik. Die Bevölkerung ist indischer und afrikanischer Abstammung. Tobago, im Norden, ist kleiner und zählt nur 61.000 Einwohner, meist afrikanischer Herkunft. Überschaubar sind die indigenen Bevölkerungsgruppen, die an ihren Sprachen festhalten.

Tobago hat seit 1980 eine Teilautonomie und eine eigene parlamentarische Versammlung mit Exekutivbefugnissen. Die ehemalige britische Kolonialmacht drängt die Zentralregierung auf die Gewährung einer vollständigen Selbstverwaltung.

Weitere Infos zum Thema:
Trinidad und Tobago

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