Fremde Heimat

Ein Gespräch mit Ana vom Volk der Muiska und Jarin dem Volk der Arhuaco

Eine Sendung der GFBV RG MÜNCHEN. Die Sendung wurde von Tanja, Felix und Tjan vorbereitet.

Die Regionalgruppe München der Gesellschaft für bedrohte Völker sendet auf Radio Lora München, 92.4, jeweils am fünften Dienstag im Monat.

    

Beim Tollwood im Sommer 2023 hat Felix einen Stand mit besonderen Taschen entdeckt. So haben wir Ana vom Volk der Muiska und Jarin vom Arhuaco kennengelernt.

Als ich (Tjan) den weißen Hut auf dem Kopf von Jarin gesehen habe, erinnerte ich mich an einen Artikel von Werner Hörtner in GfbV-Kalendern von 2002 und 2011. Wir hören zuerst einige Ausschnitte davon:

„Nahe der Karibikküste erheben sich die vergletscherten Gipfel des Gebirgsmassivs der Sierra Nevada de Santa Marta.

In den Gebirgstälern und den Flanken dieses Massivs leben noch einige indigene Völker: die Kogi, die Arhuaco (die sich selbst Ika nennen), die Kankuamo und die Wiwa.

Für alle indigenen Völker des amerikanischen Doppelkontinents, früher von uns Indianer genannt, ist das Gebirge das „Herz der Welt“, Urprung und Zentrum der Erde. Sie meinen, sie seien die ersten Menschen, deshalb bezeichnen sie sich als die „Älteren Brüder“ – im Gegensatz zu den „Jüngeren Brüdern“, die erst später ins Land kamen.

Sie leben großteils wie ihre Vorfahren vor der Zeit der spanischen Eroberung und pflegen noch alte Riten. Die spirituellen Führer der Arhuaco werden Mamos genannt, bei den Kogi – Mamas.

Der kegelförmige weiße Hut der Kogi und der Arhuaco symbolisiert die Verbindung zu den verschneiten, vergletscherten Gipfeln, wo die Götter wohnen. Sie befinden sich überall, in jedem Baum, jedem Lebewesen, jedem Stein.

Das Wort Umweltschutz ist in ihrem Sprachschatz fremd. Die Ökologie ist für sie Religion. Ihr Leben ist in den Schoß der Großen Mutter Natur eingebettet, sagen sie.

Die fortschrittliche Verfassung von 1991 hat der indigenen Bevölkerung Kolumbiens weitgehende Rechte eingeräumt, aber die Durchsetzung dieser Rechte bedeutet einen ständigen Kampf, der bislang einen hohen Blutzoll gefordert hat. Doch die indigenen Völker sind entschlossen, weiterhin für die Rückgewinnung ihrer kulturellen Identität, ihrer angestammten Lebensräume und ihrer verfassungsmäßigen Rechte zu kämpfen.

Vor einigen Jahren lag der Lebensraum der Arhuaco noch mitten im Aufmarschgebiet von Guerillagruppen und Paramilitärs. Durch die starke Präsenz von staatlichen Sicherheitskräften haben sich diese illegalen bewaffneten Gruppen zurückgezogen oder die Waffen abgegeben, so wie ein Teil der Paramilitärs. Doch damit ist der Konflikt nicht gelöst.

Rogelio Torres, ein Aktivist sagte: „Die Durchführung von wirtschaftlichen Großprojekten in unserem Land stellt eine große Gefahr dar. So befinden wir uns eben seit zwei Jahrzehnten in einem andauernden Kampf. Die Probleme sind immer andere, aber der Widerstand muss weiter gehen.“

Im Vergleich zu anderen indigenen Völkern Kolumbiens wird die Autonomie und Selbstbestimmung der Kogi and Arhuaco relativ weitgehend respektiert. Das mag unter anderem daran liegen, dass auf ihrem Territorium keine wertvollen Bodenschätze die Gier der „Jüngeren Brüder“ auf sich ziehen, aber auch an der eher spirituellen Form ihres Widerstandes, an der die Repressionsmechanismen der Regierung und mit ihr verbündeter paramilitärischer Gruppierungen abprallen.

Denn die Kogi und die Arhuaco sind die großen spirituellen Meister der indigenen Völker Kolumbiens. Jahrhundertelang haben sie den Kontakt mit den Menschen in den Ebenen gemieden und so ihre urtümliche Kultur bewahrt.“

(Das Gespräch von Dauer 25:14 Min wurde von uns nicht transkribiert)

Selbstverständlich wollten wir erfahren, ob Ana und Jarin ihre Sprachen beherrschen.

Anas Sprache heisst Muisca oder Chibcha, Jarins – Arhuaco (Selbstbezeichnung Ika oder Bintukua).

In Wikipedia lesen wir:

„Die Chibchasprachen sind eine Familie einheimischer indianischer Sprachen von Kolumbien und Zentralamerika. Der Name ist eine Abwandlung einer ausgestorbenen Sprache namens Chibcha oder Muisca, die von den Einwohnern in der Nähe der Stadt Bogotá bis zur Zeit der Entdeckung gesprochen wurde. Dieses Chibcha starb schnell aus, nachdem am 10. Mai 1783 die Verwendung indigener Sprachen verboten wurde. Es wird aber heutzutage vermutet, dass die genetische und linguistische Abstammung der Chibcha eher in Costa Rica und Panama als in Kolumbien zu finden ist, wo auch die größte Vielzahl an Chibchasprachen zu finden ist, darunter die beiden noch am meisten gesprochenen: Ngäbere, die Sprache der Guaymí, und Kuna.

Wir bitten um Entschuldigung wegen der Geräusche im Hintergrund – diesen Teil des Interviews haben wir am Stand beim Tollwood geführt.“

(Ana und Jarin zu ihren Sprachen – Dauer 18:27 Min, wurde nicht transkribiert)

 

Wir wollten wissen, warum Jarin nur wegen des Standes beim Tollwood so einen langen Weg von Sierra Nevada de Santa Marta nach München macht.

Werner Hörtner im Kalender schreibt:

„Kleine Gartenparzellen, in denen sie süßen Maniok, Mais, Koch-Bananen, Kürbis, Bohnen und einige Obstbäume anpflanzen, bilden die Lebensbasis für die Kogi. Wegen der kargen Böden müssen die Familien mehrere Gärten auf verschiedenen Höhenniveaus anlegen – ein ständiger Kampf gegen Unterernährung. 

Rinder- und Pferdehaltung sind nur in sehr geringem Ausmaß möglich. Bei oberflächlicher Betrachtung wirken die Kogi daher sehr ärmlich, ihr reiches spirituelles Leben bleibt verschlossen. Es ist wenig Bargeld im Umlauf, deshalb dient die kunsthandwerkliche Produktion in erster Linie dem Eigenbedarf. 

Töpfern, Weben sind Männersache. Nur die Mochilas, die typischen Umhängetaschen, werden von Frauen geknüpft.“

Übrigens: mir (Felix) haben diese außergewöhnlichen Taschen gefallen, aber ich konnte mich nicht entscheiden welche. Ich bat Tjan um Hilfe, dadurch haben wir den Kontakt mit den beiden aufgenommen. 

 (Ana und Jarin erzählen von ihrem Projekt – wurde nicht transkribiert)

Das war die Sendung der Regionalgruppe München der Gesellschaft für bedrohte Völker auf Radio Lora München 92.4.

Wir bedanken uns recht herzlich, dass Sie dabei waren, und hoffen, Sie bei unserer Sendung am Di. 29. April  2024  um 19 Uhr wieder  begrüßen zu dürfen.

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