Entschuldigen für den Kolonialismus? Kommt nicht in Frage! Isabel Diaz Ayuso wendet sich vehement gegen den Papst

Isabel Díaz Ayuso

Von Wolfgang Mayr

Die rechte Präsidentin der Regionalregierung der Autonomen Gemeinschaft Madrid, Isabel Diaz Ayuso, weist die Aufforderung von Papst Franziskus entrüstet zurück, sich als Spanierin bei Mexiko für den Kolonialismus zu entschuldigen. Es gibt nichts zu entschuldigen, reagiert Ayuso verärgert, denn die „Spanier haben die Zivilisation nach Lateinamerika gebracht“.

Die Präsidentin der Region Madrid kritisierte ihrerseits den Papst für seine Ankündigung, sich für die „Fehler der Vergangenheit“ der katholischen Kirche in Mexiko zu entschuldigen. Dazu rief der Papst in einem Brief an die Bischöfe zum 200. Jahrestag der Unabhängigkeit Mexikos auf.

„Ich bin überrascht, dass ein spanisch sprechender Katholik so über unser Erbe spricht“, widersprach Ayuso. Die spanischen Eroberer brachten ihre Sprache, mit den Missionen den Katholizismus und damit Zivilisation und Freiheit auf das amerikanische Festland.“

Die Fakten: Millionen Tote, soziale Marginalisierung, wirtschaftliche Ausbeutung, kulturelle Assimilierung waren die Folge der spanischen Eroberung. Es war ein Holocaust, schreibt der kanadische Indigenen-Aktivist Gord Hill. Mexiko leidet heute noch unter dem Kolonialismus, ist die Botschaft der indigenen Zapatista-Delegation, die derzeit durch Europa tourt. Die indigenen Völker werden militärisch bekämpft, Drogenkartelle haben das Land im Griff, mehr als 100.000 Menschen gelten als verschollen, das ist spanische Zivilisation, Frage zurück von Chiapas nach Madrid.

Der mexikanische Präsident Obrador zeigt sich bei feierlichen Anlässen immer als ein Freund der Nachfahren der Azteken, der Maya und der vielen anderen indigenen Völkern seines Landes. 2019 schrieb Obrador an König Felipe VI. von Spanien und Papst Franziskus und forderte sie auf, sich für den „Missbrauch“ des Kolonialismus zu entschuldigen. Nicht für den Kolonialismus, sondern für den Missbrauch. Obrador war klar in seiner Ansage: Mexiko will eine Entschuldigung des Papstes.

Papst Franziskus bezeichnete in einer ersten Reaktion den 200. Jahrestag der mexikanischen Unabhängigkeit als „günstige Chance, die Wurzeln zu stärken und die Werte zu bekräftigen, die uns als Nation aufbauen.“ Der Papst plädierte für eine schonungslose Aufarbeitung der kolonialistischen Vergangenheit, es gab nicht nur Licht, sondern auch sehr lange Schatten, die das Land noch immer plagen, empfahl das Oberhaupt der katholischen Kirche. Er sagte auch recht unmissverständlich, es geht dabei um die „Anerkennung von Fehlern, die in der Vergangenheit gemacht wurden, die sehr schmerzhaft waren.“ Und, ergänzte der Papst kritisch, „aus der gleichen Perspektive können wir nicht einmal die Aktionen ignorieren, die in jüngerer Zeit begangen wurden.“

Die katholische Kirche reagierte verwundert auf die harsche Kritik aus Madrid. Die „Behandlung der indigenen Völker ist ein Thema,“ das den Papst schon lange umtreibt, heißt es aus dem Vatikan.

Die Gouverneurin von Madrid, eine Politikerin der rechtskonservativen spanischen Volkspartei PP, griff außerdem „populistische“ indigene Bewegungen in Lateinamerika an. Diese forderten „eine vereinfachende Überarbeitung der spanischen Geschichte“. Für Ayuso ein unerträgliches Anliegen. Sie warf dem mexikanischen Präsidenten Obrador und lateinamerikanischen Politikern vor, den „Indigenismus zu fördern, der der neue Kommunismus ist“.

Auch die rechtsextreme Vox-Partei, die die Madrider Regional-Regierung von Ayuso unterstützt, ist gegen eine Aufarbeitung der gewalttätigen kolonialistischen Vergangenheit. Die Vox-Faschisten texteten in einem Social-Media-Post zum 500. Jahrestag der Eroberung Mexikos: „Spanien hat es geschafft, Millionen von Menschen aus dem blutrünstigen Regime und dem Terror der Azteken zu befreien. Stolz auf unsere Geschichte.“

Beide Parteien, die PP und Vox, lehnen auch die Aufarbeitung der faschistischen Vergangenheit Spaniens ab. Für sie ist General Franco ein aufrechter Patriot und kein Folterknecht, kein Schlächter und kein Kriegsverbrecher. PP und Vox, im Zusammenspiel mit den angeblichen Ciudadanos-Liberalen, wenden sich auch gegen den Umbau des Regionalstaates Spanien – wie von baskischen und katalanischen Nationalisten gefordert – in einen Bundesstaat.

Siehe auch Voices:

Voices • Azteken-Reich: Brachten die Spanier tatsächlich die Kultur? (gfbv-voices.org)

Voices • Tren Maya: Mexiko hält an der Kolonialisierung fest (gfbv-voices.org)

 

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