11-11-2021
Erkennt Asturisch an: Amtlichkeit für die eigene Sprache!
Von Wolfgang Mayr
Die asturischen Sprachbewegungen Xunta und Pol Asturianu drängen auf eine Reform des asturischen Autonomiestatuts. Asturisch muss der kastilisch-spanischen Staatssprache gleichgestellt werden.
Seit vier Jahrzehnten werben asturische Sprachbewegungen für die amtliche Anerkennung ihrer Sprache. Erst dann, sagen Xose Candel von Xunta und Inaciu Galan von Pol Austurianu, gibt es eine Zukunft für das Asturische.
Beide geben sich im Gespräch mit der online-Magazin „Nationalia“ der katalanischen NGO Ciemen vorsichtig optimistisch. Das Autonomiestatut der Region Asturien wird überarbeitet, die Anerkennung der Amtlichkeit wird greifbar.
Zehntausende Menschen gingen Mitte Oktober in Hauptstadt Oviedo auf die Straße, um für das Asturische zu demonstrieren. Xosé Candel, Sprecher der Xunta und Inaciu Galán von der Initiative Pol Asturianu sprechen von einem großen Erfolg. Auch deshalb, weil überraschend viele junge Leute sich an den Kundgebungen beteiligten. Junge Menschen, die in den letzten Jahren sozialistisch wählten. Candel hofft, dass die gemäßigten spanischen Parteien sehen, „dass das ihre Wähler sind.“
Galan ergänzt: „Die Demonstration zeigt auch, dass die Sprache für die Menschen ein wichtiges Thema ist, sie auf Veränderung hoffen und setzen.“ Seit den frühen 1980er Jahren demonstrieren Asturier für ihre Sprache. Meist waren es nur tausend Demonstranten. Dieses Jahr waren es fast 50.000. „30.000 Menschen in Oviedo entspricht einer Million in Madrid oder Barcelona „, freut sich Candel.
Dringende Autonomiereform
Xunta, Pol Asturianu und die DemonstrantInnen wollen, dass die Reform des Autonomiestatuts Asturisch und Galizisch-Asturisch neben Spanisch als Amtssprachen Asturiens anerkennt werden. Derzeit besagt das Statut nur, dass das Asturische „geschützt“ wird.
Xunta verweist auf das Statut des benachbarten Galiziens, das Galizisch und Spanisch gleichgestellt hat. Laut diesem Statut haben die BürgerInnen „das Recht, das Galicische öffentlich zu lernen und öffentlich zu benutzen“. Die autonome Gemeinschaft Galicia ist zudem verpflichtet, das Galicische gleichberechtigt zu verwenden. Im Reform-Entwurf der asturischen Regierung wird das galizische Statut als Modell zitiert.
Die Regierung scheint den Wunsch der Bevölkerung ernst zu nehmen. Laut einer Studie von Euskobarómetro aus dem Jahr 2017 wollen immerhin acht von zehn AsturierInnen eine Gleichbehandlung ihrer Sprache, wie dies Katalanisch, Baskisch und Galizisch bereits genießen. Mehr als die Hälfte der Befragten sprachen sich zudem für die amtliche Anerkennung und Gleichstellung aus.
Die politischen Chancen dafür stehen derzeit gut. Um das Statut dafür zu ändern, müssen drei Fünftel der Abgeordneten des asturischen Parlaments dafür stimmen, d.h. 27 von 45. 27 Abgeordnete kündigten ihre Zustimmung an, Abgeordnete der linken Parteien und des Foro Asturias. Die rechten Parteien, die rechtskonservative Volkspartei PP, die nationalliberalen Ciudadanos und die rechtsradikale Vox lehnen die Anerkennung strikt ab.
Hetzende spanische Rechte
Die SprachaktivistInnen befürchten, dass die politische Rechte die Anerkennung hinauszögern wird. Mit vielen Abänderungsanträgen im Parlament. Die Rechte spielt auf Zeit. Laut Umfragen wird das rechte Lager bei nächsten Wahlen eine absolute Mehrheit gewinnen. Deshalb soll die amtierende linke Mehrheit Fakten schaffen, appellieren Xunta und Pol an die Regierungsparteien.
Angehörige der verschiedenen rechten Parteien hetzen derweil in den sogenannten sozialen Netzwerken gegen die SprachenaktivistInnen und gegen die Linken. Aber auch in den Medien und im Parlament schüren die spanischen Nationalisten die hasserfüllte Ablehnung des Asturischen. Inaciu Galan wirft im online-Magazin „Nationalia“ von Ciemen der rechtsradikalen Vox vor, ein intolerante Stimmung zu verbreiten. Candel ortete „ein Virus der Intoleranz, das in den Labors der extremen Rechten hergestellt wurde.“
Im Visier dieser rechtsextremen Kampagne steht der Abgeordnete Adrián Pumares. „Einer, der sich immer für die asturische Sprache engagiert hat“, würdigt der Sprecher von Pol den Abgeordneten Pumares. Das rechte Lager wirft Pumares vor, für eine Sprache zu werben, die nicht seine ist. Auf Plakaten wird der Abgeordnete des Foro Asturias verunglimpft. Der Präsident der Region Adrian Barbon kritisierte die Kampagne als eine Schande.
Asturische Schule?
Die SprachaktivistInnen fordern asturischen Schule, die linken Parteien denken an Unterricht von Asturisch. Die Rechte spricht sich strikt dagegen aus, weil eine „Zumutung“. Präsident Barbón sagte, dass Asturisch nur ein Pflichtfach sein werde, also „das Minimum“. Derzeit ist Asturisch nur ein Wahlfach, das nur selten oder kaum angeboten wird, kritisiert Galán.
Candel und Galán von der Sprachbewegung regen an, mit dem neuen Gesetz zur Normalisierung der asturischen Sprache das Gesetz von 1998 zu ersetzten. Das heißt kurz formuliert, mehr Gewicht für das Asturische. In den vergangenen Jahren testeten fünf Schulen den Unterricht auf und in Asturisch. Mit sehr positiven Ergebnissen, bewerteten die Schulen das Pilotprojekt.
Im westlichen Teil Asturiens wird galizisch-asturisch gesprochen. Auch diese Sprachvariante, die Königlich-Galizische Akademie spricht von einem galizischen Dialekt und die Xunta von einer eigenständigen Sprache, soll im neuen Statut eigens angeführt werden. Der Verein Xeira hat bedauert, dass im ersten Dokument der Regierung das Galizisch-Asturische streng geografisch eingeschränkt wird. Xeira wirbt dafür, alle gesprochenen Sprachen in Asturien amtlich anzuerkennen, um Diskriminierungen von vornherein zu vermeiden.
Ein Gesetz gegen das Sterben
Mit dem Sprachengesetz der linken Regionalregierung kann laut Xunta und Pol Asturianu das Sprachensterben eingebremst werden. Die Zurückdrängung begann schon vor Jahrhunderten. Trotzdem sind die beiden Aktivisten optimistisch, weil die Gesellschaft ihre Sprache bewahrt hat. Das in einem sehr feindlichen Umfeld. Inzwischen bieten gar Unternehmen ihre Produkte auf Asturisch an, ein Signal, eine Aufwertung des Images.
„Es wird die Gesellschaft sein, die die Sprache rettet“, ist Galán überzeugt. „Die Anerkennung und die Amtlichkeit sind nicht das Ende des Wegs, sondern der Anfang. Die Sprache hat auch in Städten noch eine gewisse Vitalität. Mit der Amtlichkeit können verlorene Räume zurückgewonnen und andere besetzt werden, die bisher verweigert wurden,“ gibt Galan das Ziel vor.
Quelle: Nationalia, Ciemen – CIEMEN | Centre Internacional Escarré per a les Minories Ètniques i les Nacions
FORO Asturias – Centrados en Asturias
Inicio – Gobierno del Principado de Asturias
Comunidad Autónoma del Principado de Asturias (idae.gob.es)
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