12-10-2021
Vernetzt, weil klein: In der süd-italienischen Region Molise trafen sich Vertreter der slawischen Minderheiten
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Von Wolfgang Mayr
Die FUEN kündigte an, auch kleine Gemeinden in ihrem Bemühen für Sprache und Kultur zu unterstützen. Die Botschaft aus Brüssel nach Molise. Die kleine Gemeinschaft der Kroaten in dieser süd-italienischen Region lud zum Seminar der Arbeitsgruppe der slawischen Minderheiten in der FUEN (AGSM) ein. Mit dabei waren VertreterInnen von neun slawischen Volksgruppen aus sieben Ländern, wie die Kroaten in Molise, die Slowenen um Triest, die Sorben im östlichen Deutschland, die russischen Bevölkerungsgruppen im Baltikum wie die Slowenen und Kroaten, Tschechen und Slowaken aus Österreich.
Antonio Sammartino von der gastgebenden Organisation Stiftung Agostina Piccoli sprach von einer starken gegenseitigen Unterstützung der verstreuten – meist überschaubaren – slawischen Volksgruppen. Sammartino würdigte auch das Engagement der FUEN und die Ansage von Angelika Mlinar, FUEN-Vize und Sprecherin der AGSM, ihre Mitglieder solidarisch zu unterstützen, unabhängig von der zahlenmäßigen Größe der Gemeinschaft.
Die Kroaten kamen im 15. und 16. Jahrhundert über die Adria nach Molise. Ein Denkmal, ein Schiff, erinnert daran. Iva Pavić von der Botschaft der Republik Kroatien in Rom erklärte, dass Kroatien die Aufstellung dieses Denkmals zwischen den kroatischen Dörfern Montemitro / Mundimitar, Tavenna / Tavela und San Felice / Filič unterstützt hat.
Milan Bošnjak vom Staatsbüro für die kroatischen Volksgruppen außerhalb der Republik Kroatien informierte über die Hilfe Kroatiens. Da die Minderheit von Italien nicht offiziell anerkannt ist, können sie die Sprache nicht in den Schulen lernen, weshalb Kroatien einen Lehrer für Kroatisch für die Samstags- und Nachmittagsschule schickt und finanziert. Er forderte Italien auf, die kroatische Minderheit in Molise in gleichem Maße zu unterstützen wie Zagreb die italienische Volksgruppe in Kroatien.
Tamara Isler, Schuldirektorin des Bezirks, bestätigte die Kritik von Milan Bosnjak. Im staatlichen Lehrplan ist die kroatische Sprache nicht vorgeseshen, weil sie nicht anerkannt ist. Isler machte auf ein weiteres Problem aufmerksam, die Bevölkerungszahl der kroatischen Dörfer schrumpft. Laut einem italienischen Staats-Gesetz muss aber ein Dorf mindestens 600 Einwohner zählen, um eine Schule zu haben. In den Dörfern Montemitro, Kruč und Tavela wurden die Schulen aus diesem Grund bereits geschlossen.
In einer Resolution fordert die Arbeitsgemeinschaft der slawischen Minderheiten in der FUEN die italienische Republik auf, die Molise-Kroaten als sprachliche oder nationale Minderheit anzuerkennen. Außerdem will die FUEN die Delegation des Rahmenübereinkommens zum Schutz nationaler Minderheiten des Europarates dazu bewegen, bei ihrer diesjährigen Italien-Visite auch bei den Molise-Kroaten vorbeizuschauen.
Die Bürgermeister der kroatischen Gemeinden beklagten die vielen infrastrukturellen Mängel im Schul- und Gesundheitswesen. Auch deshalb wandern junge Menschen aus ihren Dörfern ab. Somit fehlt der Nachwuchs, gehen der Sprachgruppe kroatisch Sprechende verloren. Diese Entwicklung bestätigten auch andere Teilnehmer, wie z. B. die Vertreter der Sorben in Deutschland, der Slowenen in Nord-Italien und der Russen in Estland.
Auch die COVID19-Pandemie wirkte sich einschneidend auf die politische Arbeit der Vereine aus, auch ein wesentliches Thema auf dem Treffen.
Das Netzwerk innerhalb der Volksgruppen zerriss, beklagten einige TeilnehmerInnen, es war deshalb schwierig, die Gemeinschaften zusammenzuhalten. Treffen waren wegen der Lockdowns verboten, ältere Menschen hatten kaum Zugang zu den Online-Aktivitäten. Covid belastete besonders kleine Sprachgruppen wie auch indigene Völker weltweit.
Alla scoperta della minoranza croata in Molise – Bing video
GLI „HRVATI MOLISANSKI“. LA PRESENZA CROATA IN MOLISE (wixsite.com)
I croati del Molise, la riscoperta di una minoranza. Massimiliano Ferrara per Limes. (mundimitar.it)
Fondazione „Agostina Piccoli“ (fuen.org)
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