Wie schreibt man über Indigene?

Gregory Younging und sein Leitfaden „Elemente indigenen Stils”. 

Von Wolfgang Mayr

Greogory Younging hat das Buch “Elemente indigenen Stils. Wie schreibt man über Indigene und ihre Kultur?“ schon vor einigen Jahren geschrieben. 2019 verstarb der Schriftsteller, Wissenschaftler und Verleger. 

Der Deutschlandfunk widmete Younging und seinem Buch “Elemente indigenen Stils” den Podcast mit der Chefin des Merlin-Verlages Katharina E. Meyer. Der Verlag veröffentlichte kürzlich das Younging-Buch. Younging war Angehöriger der Opaskwayak Cree Nation und entwickelt 22 Grundsätze zum Schreiben und Verlegen von indigener Literatur.

Dieser Leitfaden zum Umgang mit indigener Kultur ist auf die kanadische Situation zugeschnitten, vermittelt aber grundsätzliche Erfahrungen und Einsichten über die Bedeutung und Notwendigkeit von Dekolonisierung, schreibt der Merlin-Verlag zur deutschen Ausgabe.

In seiner Einleitung schreibt Younging (1961–2019), dass er noch in den 1990er Jahren nicht-indigene Autor:innen und Wissenschaftler:innen aufgefordert hatte, nicht über indigene Themen zu schreiben. Davon rückte er später aber, auch aufgrund einer guten Zusammenarbeit und eines respektvollen Umgangs zwischen indigenen und nicht-indigenen Akteur:innen der Buchbranche.

Indigene Autoren, Lektoren und Verleger sind inzwischen in der kanadische Buchbranche präsent. Um ihre Perspektive im Kulturbetrieb zu garantieren, sprach er sich für eine neue Haltung aus, für einen neuen Arbeitsstil, nicht über, sondern mit den First Nations zu sprechen, zu schreiben und zu publizieren. 

Younging formulierte konkrete Empfehlungen, aber nicht autoritär oder moralisierend. Im Hintergrund präsent bleibt aber die koloniale Geschichte Kanadas, d.h. der Raub von Land, Sprache und Kultur durch die europäische Siedlergesellschaft. 

Trotz der europäischen Durchdringung des Kontinents und selbst das menschenverachtende System der Residential Schools, welches die Kinder indigener Gemeinschaften in Internate zwang, die sie assimilieren sollten und ihnen ihre Sprache, Kleidung und Kultur verbot, hat es nicht geschafft, die indigene Identität auszulöschen. 

Gregory Younging zieht in seinem Buch ein optimistisches Fazit: Die indigene Kultur befindet sich in einem Prozess der kulturellen Rückgewinnung. 

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