Von der rechten Verklärung Russlands

In Ostdeutschland ist die Hälfte der Bevölkerung für autoritäre Staatsformen. 

Von Wolfgang Mayr

Ostdeutsche Wählende der rechtsradikalen AfD sowie Sympathisanten vom nationalen und sozialistischen Wagenknecht-Bündnis schauen fasziniert nach Russland. Die autoritäre Staatsform scheint bei den Ostdeutschen gut anzukommen, trotz ihrer Erfahrungen in der einst verhassten Sowjet-Filiale DDR.

Aber auch im westlichen Deutschland folgt überraschenderweise ein Drittel der Bevölkerung ihren ostdeutschen Verwandten. Das Illiberale hat Konjunktur im Deutschland des verlogenen Slogans „Nie wieder“.

Zu diesen Schlüssen kommt der Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk. Für ihn war die DDR ein krankes und krank machendes System. Als in der DDR geborener Historiker erforscht er ihr inneres Gefüge und die Wiedervereinigung. Er bedauert, dass sich das wiedervereinigte Deutschland keine gesamtdeutsche Verfassung gab. Diese hätte zu einem Fixpunkt für Demokraten werden können, sagt Kowalczuk zum Vereinigungsprozess im Deutschlandfunk. Ein gewaltiger Konstruktionsfehler.

Ungeniert unterstellt Historiker Kowalczuk der untergegangenen DDR eine präfaschistische Disposition. Diese gärte immer noch, das zeigen die Wahlerfolge der AfD, die entrüstet Vorwürfe zurückweist, rechtsradikal und antidemokratisch zu sein. Der Historiker redet bei der Beschreibung der AfD-Wählenden (bei 56´26´´) nicht drum herum. So sagt er: „Aber auch hier wird so getan, als wenn AfD-Wähler arme, verirrte Bürger sind. Aber das stimmt nicht: Wer Nazis wählt, ist ein Nazi.“

Es verwundert deshalb wohl kaum, dass ein großer Teil der AfD trotz Bekundungen von Parteioberen mit Israel nicht solidarisch ist. In der AfD lebt der rassistische Antisemitismus der NSDAP-Vorfahren fort. Aus diesen Gründen lehnen die AfD und ihre Wählenden die westliche Solidarität mit der von Russland angegriffenen Ukraine ab. Die AfD ist mit Russland solidarisch, weil illiberal, anti-migrantisch, weil völkisch. Putin-Russland als Modell für ein AfD-Deutschland? 

Der russische Krieg in der Ukraine soll Deutschland nicht kümmern, verteidigt die AfD ihre angeblich neutrale Position. „Das ist nicht unser Krieg“, tönen die AfD-Kameradinnen und Kameraden. Der russische Kriegspräsident Putin will die alte Sowjetunion russischer Prägung wieder auferstehen lassen, die AfD Groß-Deutschland? Putin nimmt sich Nazi-Deutschland zum Vorbild, wenn er in der russisch besetzten Ostukraine groß angelegte Zwangsumsiedlungen vorbereiten und ukrainische Kinder deportieren lässt. Dazu schweigt nicht nur die AfD, auch Sahra Wagenknecht, die in Russland noch immer ihre sowjetische Utopie sieht.

Ein Seitenhieb: Die Volksverpetzer stellen fest, dass der Antisemitismus nicht nur im rechtsradikalen Lager gehegt und gepflegt wird. Linksliberale hantieren auch immer wieder mit antisemitischen Brandsätzen.

Die Zahl der Putin-Fans in der EU wächst. In Ungarn hat sich Viktor Orban festgekrallt, er träumt von einem Groß-Ungarn. In der Slowakei ist der Linkspopulist Robert Fico wieder an der Macht, der von der Roten Armee schwärmt, EU und NATO schlecht findet. Der niederländische Wahlsieger Geert Wilders will raus aus der EU, harte Rechte regieren Finnland und Schweden. Bei den Wahlen im nächsten Jahr hat der freiheitliche Herbert Kickl, zum „Volkskanzler“ gewählt zu werden, ein Putin-Sympathisant. Ähnlich groß sind die Chancen der Russland-Freundin Marine Le Pen, bei den Präsidentschaftswahlen in Frankreich 2027 Macron zu beerben. Diese Truppe schaut gebannt auf Russland, der Gegenentwurf zu den USA. Erschreckend.

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