USA – Indianer gelten als illegale Migranten

Behörde geht mit Ausweisungsbescheiden gegen indianische US-Bürger vor

Migration, Indianer: "Immigrants go home" - "Our thoughts exactly". Foto: WHYY

Migration, Indianer: "Immigrants go home" - "Our thoughts exactly". Foto: WHYY

Von Wolfgang Mayr

 

In den USA sind die angekündigten Razzien angelaufen. Ziel, die größte Massenabschiebung der US-Geschichte durchzuführen. Aufgrund eines Präsidenten-Dekrets suchen Beamte der Immigrationsbehörde ICE nach nicht registrierten Migrant:innen, nach illegalen Einwanderern.

ICE-Teams “besuchen” Schulen, auf der Suche nach migrantischen Kindern. Ins Visier dieser Teams sind auch Angehörige verschiedener indianischer Bevölkerungsgruppen geraten.

Mindestens 15 “Stammes-Angehörige” in Arizona und New Mexico haben berichtet, dass sie bei Razzien von ICE-Beamten – zuhause wie auch am Arbeitsplatz – angehalten, verhört oder auch inhaftiert wurden. Sie wurden aufgefordert, ihren Staatsbürgerschaftsnachweis vorzulegen.

CNN und Newsweek griffen die Klagen auf, berichteten vom Vorgehen des ICE gegen indianischstämmige US-Bürger:innen. Besonders betroffen sind Angehörige der Diné/Navajo-Nation. Die Sprecherin des Navajo Nation Council, Crystalyne Curley bestätigte CNN die Razzien. Unklar ist, ob die Einwanderungs- und Zollbehörde oder andere Strafverfolgungsbehörden die Razzien durchführten. Die ICE reagierte nicht auf eine Anfrage von CNN.

 

Die Dine´ wehren sich

Das Büro des Präsidenten der Navajo-Nation bat das  Department of Homeland Security, die Gouverneure von Arizona und New Mexico sowie die ICE um Aufklärung. Präsident Nygren zitierte in seinem Schreiben Navajo-Bürger, dass sie negative und manchmal traumatisierende Erfahrungen mit Bundesagenten gemacht haben. Beamte auf der “Jagd” nach nicht registrierten Einwanderern im Südwesten der USA.

Justin Ahasteen vom Washingtoner Büros der Navajo Nation versuchte hingegen die ICE-Aktionen kleinzureden. Laut Ahasteen ist ein Navajo festgehalten und anschließend wieder frei gelassen worden.

Ausgerechnet Navajo kommen ins ICE-Visier, sie gelten als Trump-Fans, die Navajo-Nation organisierte am Tag der Inauguration von Präsident Trump in Washington einen feierlichen Empfang.

Die Senatorin des Bundesstaates Arizona, Theresa Hatathlie (Diné/Navajo), bestätigte CNN die Razzien. So sind eine Navajo-Frau und sieben weitere indigene Bürger mehr als zwei Stunden lang festgehalten worden. Nach Vorlage des “Certificate of Degree of Indian Blood” (CDIB) durfte die Navajo-Frau wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehren.

Senatorin Hatathlie kritisierte die Haltung der ICE, keine Auskunft über die genannten Fälle zu geben. Der Navajo Nation Council sammelt entsprechende Berichte in den sozialen Medien und Anrufe bei den Ratsdelegierten von Familien, die die ICE-Aktionen bestätigten.

 

Die Angst geht um

Viele “Stammes-Bürger” sind verängstigt, sie fühlen sich in dem Land, in dem sie geboren wurden oder von dem ihre Vorfahren stammen, nicht mehr sicher.

Hatathlie kommentierte sarkastisch die Razzien und erinnerte daran, dass die Ureinwohner einst die Siedler willkommen geheißen haben. Der Dank dafür war die rabiate Kolonialisierung, die Internierung indigener Kinder in Internaten und das Verbot kultureller sowie religiöser Praktiken.

In der Ära Trump werden nun die Nachfahren der Eroberten Opfer von anti-migrantischen Razzien, weil sie aussehen wie illegalen Migranten aus Südamerika, ätzte Hatathlie. Und fügte hinzu, die Vorfahren der Strafverfolgungsbeamten waren selbst Einwanderer. Hatathlie spricht von einer unglaublichen Respektlosigkeit.

 

Immigration Crisis Initiative

Die Betroffenen wehren sich. Die Operation Rainbow Bridge, sie unterstützt Navajo-Bürger im Fall des Medicaid-Betrugs in Arizona, gründete die Immigration Crisis Initiative. Sie steht Angehörigen indigener Völker zur Seite, die von Razzien der Bundespolizei betroffen sind.

Die Initiative appelliert an indianische Bürger:innen, immer das “Certificate of Degree of Indian Blood” und die “Stammes-Mitgliedschaft” mit sich zu führen. Über eine Hotline können von Razzien Betroffene Hilfe anfordern.

Senatorin Hatathlie warf den verschiedenen Behörden vor, die “Stammesausweise” und die “Blut-Zertifikate” aber nicht als gültige Dokumente anzuerkennen.

Die Navajo-Nation reagierte mit der Veröffentlichung eines Leitfadens. So sollen betroffene Diné bei Kontrollen Einwanderungsbeamte auffordern, sich auszuweisen sowie die Kommunikation dokumentieren.

Alle Angehörige der Navajo Nation sollten zudem ihre “Navajo Nation Identification Card” und “Certificate of Degree of Indian Blood” sowie Sozialversicherungskarten und Pässe beantragen, Beamten die Wohnungstüren nicht zu öffnen, wenn sie sich nicht ausweisen oder keinen gültigen Haftbefehl vorlegen können.

 

„Niemand ist illegal auf gestohlenem Land“

Die Razzien der Einwanderungsbehörden haben alte Wunden wieder aufgerissen. Der Diné-Aktivist James Jackson kritisierte die ICE-Vorgangsweise als “beschämend”. Viele fürchten sich, verhaftet zu werden, sagte Jackson CNN, die Angst geht um.

Jackson sorgt sich um seine Gemeinde, aber auch um die Migranten. Denn, spöttelt Jackson, “niemand ist illegal auf gestohlenem Land.”

Schon in seiner ersten Amtsperiode ärgerte die Trump-Regierung die autochthonen Völker. So reagierten die Tohono O’odham auf ihrem Reservat in der Sonora-Wüste mit Protesten gegen die Mauerpläne von Trump. Damals sollte eine Grenz-Mauer quer durch das Reservat gebaut werden. Die Tohono O’odham leben auf beiden Seiten der Grenze und pendeln regelmäßig hin und her. Diese Mauer steht wieder weit oben auf der Trump-Agenda.

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