USA-Indian Country: Red Skins statt Decolonial Repair?

Präsident Trump fordert eine “ethnische Säuberung” und hält nichts von Dekolonisierung

US-Präsident Trump und Football-Fans drängen die Washingtoner Commanders zur Rückkehr zum alten rassistischen Namen. Foto: davescottblog.com

US-Präsident Trump und Football-Fans drängen die Washingtoner Commanders zur Rückkehr zum alten rassistischen Namen. Foto: davescottblog.com

Von Wolfgang Mayr

 

Trump und seine Ansage ist unmissverständlich, das Washingtoner National Football League-Team “Commanders” soll sich den alten Namen wieder zulegen, “Red Skins”, “Rothäute”. Die entsprechende Aufforderung ging auch an die “Cleveland Guardians”, einst “Cleveland Indians”.

Sollten die Commanders dem Präsidenten-Wunsch nicht folgen, wird er in Washington kein Stadion bauen lassen.

Die Aktivistin Suzan Harjo, Cheyenne und Hodulgee Muscogee, engagierte sich jahrzehntelang für die Abschaffung der alten Mannschaftsnamen. Harjo reagierte scharf auf Trumps Aufforderungen. Sie war eine von sieben Klägerinnen, die 1992 eine Klage gegen das Washingtoner NFL-Team einreichten.

Harjo wirft Trump vor, Änderungen rückgängig zu machen, die die Folge einer gesellschaftlichen Debatte über kulturelle Sensibilität und Rassengerechtigkeit sind.

Beide Teams teilten überraschend mit, an den neuen Namen festzuhalten.

 

Trump und die “Termination”

Erfolgreicher war Trump bei der Umbenennung des Golfs von Mexiko in Golf von Amerika, des höchsten Berges von Alaska – Denali – zurück zu Mount McKinley und er verteidigt landesweit fragwürdige Denkmäler von Indianer-Killern und Sklavenhaltern. Ob sein “Reinemachen” auch die 29 Bundesstaaten mit alten indigenen Namen – wie die beiden Dakota, Minnesota, Wisconsin, usw – treffen wird? Trump hält an Städtenamen aus der gewalttätigen “Landnahme” fest, wie beispielsweise Amherst. Lord Amherst führte 1763 einen Vernichtungskrieg gegen die indianischen Völker, sprach sich für die Ausrottung der indianischen Ureinwohner aus und zählte zu den ersten Militärs, die einen “bio-chemischen Krieg” führten. Amherst ließ pockeninfizierte Decken an die Indianer verteilen.

Trump, der politische Erbe der Eroberer des nordamerikanischen Kontinents und der Siedler, die sich Land und Leute untertan machten. Trump steht in der Tradition der Allotment-Politik, des legalen Landraubs durch die Aufteilung der Reservate in Parzellen, der Relocation und der Termination. Er setzt auf eine Wiederauflage dieser Politik, nachzulesen im “project 2025”.

 

Eine andere USA

Es gibt aber auch andere US-Amerikaner, die auf die Nachfahren der Ureinwohner zugehen. Wie Clayton Lyons, ein Community Organizer, der Schwarze und Indigene in Rochester unterstützt. Lyons und seine Mitstreiter wird Trump als woke Weicheier abtun. Lyons, schreibt Indian Country Today, engagiert sich außerdem im Decolonial Repair Network, eine nichtindigene US weite Organisation, die die Land Back-Bewegung unterstützt, also die Rückgabe gestohlenen Landes an die ursprünglichen indigenen Eigentümer.

Das Decolonial Repair Network informiert über den gigantischen Landraub, über das System, das immer noch Indigene und andere Farbige zu unterjochen versucht.

„Die Dekolonisierung ist ein Weg, um zu versuchen, die größte Ungerechtigkeit auf diesem Kontinent rückgängig zu machen, zu reparieren und zu heilen“, zitiert Indian Country Today einen Aktivisten des Netzwerkes. 2023 gründete das Netzwerk den Honor Native Land Fund, der mit der Great Plains Action Society zusammenarbeitet, einer indigenen Organisation für soziale Gerechtigkeit in Iowa City.

Der Honor Native Land Fund unterstützt die Forderungen nach Landrückgabe, die Anerkennung indigener Landrechte, die Aufarbeitung der genozidalen Geschichte der Eroberung. Honor Native Land Fund als ein Versuch, zu “reparieren”.

In Minnesota organisierte Honor Native Land Fund Unterstützergruppen in der weißen Mehrheitsgesellschaft, die gemeinsam mit den Dakota versuchen, Land zurückzugewinnen. Daraus entstand eine Organisation zum Schutz von Wildreis, der es gelang, auch die notwendigen Gesetze zu verändern. 2014 gründeten weißen Aktivist:innen die Coalition to Dismantle the Doctrine of Discovery. Sie stellen die Landnahme in Nordamerika in Frage, die Doktrin, die “Entdeckern” Landrechte gewähren, auf Kosten der First Nations.

 

Ein neues weiß-rotes Netzwerk

Decolonial Repair Network definiert Dekolonisierung als einen Prozess, sich mit der dominanten Kultur und ihren Auswirkungen auf indigene Gemeinschaften auseinanderzusetzen. Oft führt dieser Prozess zu gemeinsamen Initiativen, DRN-Aktivist:innen unterstützten Anishinaabe-Frauen in ihrem Protest gegen die Ölpipeline Line 3 am Oberlauf des Mississippi in Minnesota.

Das Netzwerk arbeitet mit der bereits zitierten Great Plains Action Society zusammen. Sikowis Nobiss von der Society vernetzt ihre Organisation wiederum mit dem von Indigenen geführten Resilience and Innovation Hub in Iowa City. Dieses Zentrum fördert ein Projekt für Ernährungssouveränität und kulturelle Programme.

Nobis beschreibt die Lage in den indianischen Vierteln der Städte als nicht gut: „Es gibt einfach viel Gewalt, Unterdrückung. Es ist sehr traurig, und ich weiß das, weil ich in einem städtischen und größtenteils von Ureinwohnern bewohnten Zentrum aufgewachsen bin”.

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