USA-Boarding Schools

Biden bat indigene Bevölkerung um Vergebung

Von Simon Constantini

Beim Besuch einer indigenen Gemeinde im heutigen Bundesstaat Arizona bat US-Präsident Joe Biden im Beisein von Innenministerin Deb Haaland die amerikanische Urbevölkerung um Entschuldigung: Fast genau 150 Jahre lang existierten in den USA (zwischen 1819 und 1969) mehrere hundert staatliche, oft kirchlich geleitete Internate, in denen ihren Eltern entrissene Kinder von Ureinwohnerinnen, einschließlich solcher aus Hawaii und Alaska, zwangsassimiliert und dabei misshandelt, geschlagen und zum Teil sexuell missbraucht wurden.

Ihre Ernährung und ihre medizinische Versorgung waren katastrophal. Über 19.000 Kinder waren von den brutalen Zwangsmaßnahmen betroffen, mindestens 973 starben, viele wurden zur Adoption freigegeben.

In 2022 veröffentlichte das Innenministerium unter Haaland, der ersten indigenen Bundesministerin, einen Bericht, der erschreckende neue Details offenlegte und unter anderem eine offizielle Entschuldigung empfahl.

In seiner Rede bezeichnete Präsident Biden die Native American Boarding Schools als eines der schrecklichsten Kapitel der US-Geschichte. Dafür, dass das Programm nach 1969 ohne eine formale Entschuldigung eingestellt wurde und dass diese über fünfzig Jahre habe auf sich habe warten lassen, so Biden, gebe es keine Rechtfertigung. Die Internate würden für immer ein Grund zur Scham, “eine Sünde auf unserer Seele” bleiben.

Mehrere Vertreterinnen indigener Gemeinschaften bezeichneten die Entschuldigung als einen wichtigen Schritt, unterstrichen aber gleichzeitig, dass dies erst der Anfang auf dem Weg zur Versöhnung sein könne.

Die Familie von Deb Haaland war selbst von dem ungeheuerlichen System der Boarding Schools betroffen. Haaland sagte, die Bundesregierung habe versagt — bei der Vernichtung indigener Sprachen, Traditionen und Lebensweisen. Das sei dem außerordentlichen Durchhaltevermögen der Urbevölkerung zu verdanken. Dass aber auch sie selbst die Sprache ihres Volkes kaum beherrsche, sei eine Folge der langjährigen Assimilierungspolitik.

Ein Nachtrag 

Bidens Entschuldigung sorgte auch bei den kanadischen First Nations für Aufmerksamkeit. Jennifer Wood von den Neyaashiinigmiing First Nation Ojibway, eine Überlebende einer Internatsschule, begrüßte die Präsidenten-Initiative. Wood koordiniert die Zusammenarbeit zwischen den kanadischen First Nations für das Nationale Zentrum für Wahrheit und Versöhnung. Laut Wood spielen Entschuldigungen eine wichtige Rolle bei Heilung und Versöhnung.

“Dass sich der US-Präsident entschuldigt hat, das spricht Bände, … es war ein feierlicher Moment”, würdigte Wood Joe Biden. “Die Leute haben nachgedacht, einige haben die Entschuldigungen angenommen, andere brauchen Zeit. Manche Leute bruchten eine Woche brauchten, um zu verarbeiten, was gerade passiert war und sie mussten mit sich selbst arbeiten, um es auf sich wirken zu lassen und zu wissen, dass sie nach all der Zeit eine Bestätigung für das Leid verspürten, das ihnen in den Internaten in Kanada zugefügt wurde.”

Siehe auch: Welcome back, Denali, NASA unterstützt Navajo-Sprache, Haudenosaunee wollen zu Olympia, Vancouver – zwei Plätze werden … indigen, Bundespräsident entschuldigt sich bei Kärntner Sloweninnen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website ist durch reCAPTCHA geschützt und es gelten die Datenschutzbestimmungen und Nutzungsbedingungen von Google

Zurück zur Home-Seite