USA-9/11: Der Tag, an dem die weiße Unschuld starb

Gyasi Ross mit einer „indigenen Sicht“ auf die Terroranschläge von 2001

Der Journalist Gyasi Ross, Angehöriger der Blackfeet/Amskapipikuni, ist auch als Anwalt ein hartnäckiger Vertreter indianischer Interessen. Foto: https://ross.lawyer/

Der Journalist Gyasi Ross, Angehöriger der Blackfeet/Amskapipikuni, ist auch als Anwalt ein hartnäckiger Vertreter indianischer Interessen. Foto: https://ross.lawyer/

Von Wolfgang Mayr

 

Indian Country Today veröffentlichte am 11. September den Text des Blackfeet-Journalisten Gyasi Ross. Ein provokanter Artikel, 2015 erstmals publiziert, eine Abrechnung mit den USA und ihrer „Indianer-Politik“. Ein Auszug aus „The Day White Innocence Died“:

„Es war zweifellos eine Tragödie. Aber der 11. September war keine Überraschung, zumindest nicht für Ureinwohner und viele Farbige. Nein, die Ureinwohner waren sich bereits bewusst, wie zerstörerisch und böse Menschen sein konnten. Woher wussten wir das? AMERIKA HAT UNS DAS GELEHRT; In Wirklichkeit war der 11. September nur eine Überraschung für Weiße und für diejenigen, die nicht wussten, dass Amerika bereits viele eigene 11. September verübt hatte. Die Ureinwohner wussten das. Wir wussten, dass Amerika viel Blut an seinen Händen hat.”

Gyasi Ross wirft den USA vor, terroristisch gegen die Ureinwohner vorgegangen zu sein. Diese Opfer müssen endlich anerkannt werden, erst dann ist eine Versöhnung möglich. Das Mißtrauen unter den Nachfahren der Ureinwohner – aber nicht nur – ist groß: “Das derzeitige Misstrauen gegenüber der Bundesregierung wird von Initiativen von unten – aller Hautfarben – artikuliert, von Initiativen, die nicht an die Legitimität der ´Mächtigen´ glauben, wie Idle No More, die Occupy-Bewegung, Black Lives Matter und die Tea Party. Deren Standpunkte sind sehr unterschiedlich, aber die Energie ist weitgehend die gleiche.”

Ross fordert das amtliche Amerika auf, sich formell zu entschuldigen: “Behandelt uns als Menschen – die unmenschliche Art und Weise, wie viele Weiße auf diesem Kontinent 400 Jahre lang Farbige behandelt haben, beeinflusst immer noch die Art und Weise, wie sie uns heute wahrnehmen, daher die unglaublich unverhältnismäßige Anzahl von Todesfällen für Ureinwohner und Schwarze durch die Strafverfolgungsbehörden.”

Gyasi Ross schreibt abschließend: “ … die Anerkennung, Versöhnung und Wiedergutmachung der Verbrechen Amerikas wird uns helfen, in ein neues Zeitalter überzugehen, in dem wir diese historischen Dämonen überwinden und tatsächlich anfangen können, im 21. Jahrhundert zu leben.”

Ob die USA von Donald Trump diesem Wunsch nachkommen wird? Wohl eher nicht.

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