Ukraine-Krieg :“Dies wird Putins Grab sein. Neues Afghanistan erwartet ihn“

Die italienische linksliberale Zeitung „Il fatto quotidiano“ sprach mit dem US-amerikanischen Politikwissenschaflter Edward Luttwak über den Putin-Krieg gegen die Ukraine. Luttwack war Berater verschiedenerer US-Regierungen.  

 

Il fatto quotidiano: Putin will in der Ukraine eine Marionettenregierung installieren. Sie sagen, dieser Krieg ist das Ende von Wladimir Putin. Inwiefern?

Edward Luttwak: Er hat keine Ausstiegsstrategie und verfügt nicht über ausreichende Kräfte, um das gesamte Land zu kontrollieren. Kurzfristig wird die russische Armee in der Lage sein, Städte wie Kiew, Odessa, Lemberg (Lwiw) oder die östlichen Regionen bis nach Saporosche zu kontrollieren.

Warum nur kurzfristig?

Entweder zieht sich die russische Armee wieder zurück und die Ziele der Invasion werden nicht erreicht. Oder die Putin-Armee stellt sich dem Widerstand. Ich sage nur Hinterhalte, Überraschungsangriffe, Sabotage.

Also ein falsch kalkuliertes Risiko?

Genau“

Hat Putin da was übersehen?

Meiner Meinung nach verfällt Putin in die gleichen Fehler, die Breschnew nach dem Einmarsch in Afghanistan gemacht hat. Die Mudschaheddin bluteten die Sowjets in zehn Jahren Guerillakrieg aus.

Bis sich die Sowjets 1989 zurückzogen…

Das war der Anfang vom Ende der Sowjetunion. Im Herbst desselben Jahres stürzte die Berliner Mauer. Zwei Jahre später war die Sowjetunion selbst an der Reihe.

Derzeit sieht es aber nicht nach einer breiten Widerstandsfront aus?

Vorerst. Aber, ich wiederhole, Putin und sein Russland können sich keinen Zermürbungskrieg leisten, lange, Stadt für Stadt. Russland würde es wirtschaftlich und politisch nicht aushalten.

Was wird also passieren?

Putin wird schnell versuchen, einen Pro-Russen an die Spitze der ukrainischen Regierung zu stellen. Und die beiden selbsternannten Republiken Donezk und Lugansk werden annektiert.

Warum dieser Krieg, ist Putin ein Paranoider?

Putin brauchte, wie alle Diktatoren, eine internationale Krise. Eine Krise, die die Missetaten seiner Autokratie, ja seiner Kleptokratie vertuschen werden.

Kleptokratie?

Ja, Moskau ist ein Regime von Oligarchen und Dieben. Sie haben Milliarden und Abermilliarden von Dollar ins Ausland gebracht. Bezeichnend dafür, dass Putin bei der Mobilisierung von Kräften gegen die Ukraine seine 180-Millionen-Dollar-Yacht aus Deutschland zurückgab.

Aber Putin hat nicht einige gute Gründe und Argumente auf seiner Seite. Das postkommunistische Russland ist unter Missachtung der Zusicherungen, die Bush und Clinton Jelzin gegeben haben, von der NATO umgeben.

Das ist eine künstliche Krise. Russland ist nicht eingekreist. Die NATO ist nur an der Westflanke präsent. Putin reitet auf der Angst, um an der Macht zu bleiben. Schauen wir uns seine Propaganda an. Es verbreitet Informationen über 22 amerikanische biologische Laboratorien, die die russische Bevölkerung vernichten sollen.

Die Europäer fürchten um die Energieversorgung. Ohne russisches Erdgas kommen ihre Volkswirtschaften zum Erliegen.

Die Europäer werden ihre Erdgasversorgung diversifizieren müssen. Sanktionen reichen nicht aus und sind kontraproduktiv. Deutschland hat bereits ein starkes und unerwartetes Signal ausgesendet. Bundeskanzler Scholz hat den Bau von Nord Stream 2 ausgesetzt. Es ist mehr als erwartet.

Ist die Entsendung von 800 US-Soldaten ins Baltikum nicht nur eine symbolische Aktion? Und auch ein Hinweis auf Unzulänglichkeit?

Biden ist im Begriff, Verstärkungen zu schicken und wird wahrscheinlich die Einrichtung permanenter NATO-Stützpunkte im Baltikum und in Rumänien anordnen.

Putin kündigte vor 20 Jahren an, der Nato beitreten zu wollen. Wer hat ihn abgeschreckt?

Putin interessierte sich dafür nie. Er verfolgt seine Agenda.

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