Tibet ade´

Das Land des Dalai Lama gibt es nicht mehr

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Von Wolfgang Mayr

Im Europawahlkampf würdigte der AfD-Spitzenkandidat Maximilian Krah den 70. Geburtstag der kommunistischen Volksrepublik China. In seinem Glückwunsch-Video ließ sich Krah schwärmerisch über die Gründung der Kommunistischen Partei Chinas aus. Kein Wort über den totalitären Staat, genausowenig über die ethnische Diktatur über die nicht-chinesischen Regionen wie Ost-Turkestan, Tibet oder die Innere Mongolei.

Die meist dezidiert linken Autor:innen des “Schwarzbuches des Kommunismus” berechneten die Toten des chinesischen Kommunismus auf 65 Millionen Menschen. Zum 70. Geburtstag des Volksrepublik China kommentierte die GfbV, dass es für die Opfer keinen Grund zum Feiern gibt.

Krah und seinesgleichen sind vom starken Staat fasziniert, vom souveränen China. Der AfD-Europaabgeordnete überschlug sich vor euphorischer Begeisterung für die chinesische Politik in dem seit 70 Jahren besetzten Tibet. Krah zeigte sich begeistert von der Autonomie Tibets. Ethnische Gewalt, ethnische Verfolgung und Diskriminierung, gezielte Massenzuwanderung als Instrument der Assimilierung, keine Themen für den deutschen Patrioten Krah. 

Er findet: “Sie feiern jetzt 70 Jahre autonome Region Tibet, ich finde, Sie haben allen Grund dazu, stolz auf das zu sein, was Sie erreicht haben”, lobte Krah die chinesischen Statthalter in Tibet. Zutiefst verstörende deutsche Lobhudelei. Der entsprechende Video-Gruß ist nicht mehr verfügbar.

Etikettenschwindel Tibet

Tibet ist eine Kolonie Pekings, wird ausgeplündert, die tibetische Bevölkerung schikaniert, tibetische Sprache und Kultur werden raffiniert unterdrückt, Tibet ist seit 70 Jahren nicht mehr Tibet. In der Tat, die chinesische Führung kann stolz darauf sein, was sie mit ihrer anti-tibetischen Politik erreicht hat.

Laut offiziellen Daten stellen die Tibeter:innen fast 90 Prozent der Bevölkerung, zehn Prozent sind Han-Chinesen. Gemäß amtlicher Darstellung ist deshalb die “Kultur Tibets bis heute eine glänzende Perle in der Schatzkammer der chinesischen Kultur”. Schönfärberei auf höchstem Niveau.

Fakt ist, nur ein Teil Tibets bildet die “Autonome Region  (irreführende Etikette für innere Kolonie), der restliche tibetische Kulturraum gehört anderen Provinzen an. Die tibetische Exil-Regierung im indischen Dharamsala schätzte 1996, lange ist es her, daß im Hochland sechs Millionen Tibeter und 7,5 Millionen Han-Chinesen leben. In allen Städten Tibets stellten Han-Chinesen bereits in der Mehrheit. So geht Assimilierung, die mit der Wirtschaftspolitik des Staates forciert wird. Die Folge ist eine “rasante sozioökologische Entwicklung”, textete die chinesische Botschaft in Deutschland über Xizang. 

Obsoletes Tibet-Bild

Ob sich der russische Kriegspräsident Putin daran orientieren wird, nach dem Sieg über die Ukraine? Das Modell Tibet findet der Ex-Extrembergsteiger Reinhold Messner als vorbildlich. In der Sendung “Maischberger” beschrieb Messner das Tibet der 1980er Jahre als hoffnungslos arm, chancenlos, jemals auf die Beine zu kommen. Auf seinen Bergtouren im Himalaya schaute und hörte sich Messner oft in Tibet um. 

Heute ist Tibet nicht mehr wiederzuerkennen, stellte er nach der Umrundung des “heiligen Berges” Kailash fest. Tibet ist “befriedet”, die Wirtschaft boomt, neue Städte entstehen, die das alte Tibet schonungslos verdrängen. Die Bevölkerung ist jung und übermütig, optimistisch und begierig auf Erfolg. Tibet heute ist jung und erfolgreich, kommt Messner zum Schluß. 

Auf der Nordseite des Himalayas plant die “Regionalregierung” 20 Flugplätze für den Alpin-Tourismus, weiß Messner. Boom total, den keine NGO oder Bürgerinitiative bekämpft. Genauso wenig den Abbau seltener Erden. Reinhold Messner sah, wie Berghänge nach diesem Rohstoff abgekratzt werden. Noch ein Boom, Tendenz nach oben weit offen. 

Der Dalai Lama, seine Exilregierung und seine Anhänger:innen sowie die Ansprüche auf eine reale Autonomie scheinen also abzuhakende Vergangenheit zu sein. Die Zukunft gehört dem “chinesischen Tibet”. 

Weiterführende Informationen: Tibet-Initiative Deutschland, savetibet, International Campaign for Tibet, Free Tibet, Europe for Tibet, International Tibet Network, Central Tibet Administration 

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