Serbien-Proteste: Die Anti-Vucic-Kundgebungen werden von radikalen Nationalisten unterstützt

Die Journalistin Melina Borcak wirft den Protestierenden Kumpanei mit Kriegsverbrechern vor

Melina Borcak

Melina Borcak

Von Wolfgang Mayr

 

Melina Borcak, bosnischstämmige Journalistin mehrerer internationaler Medien, spricht Klartext. Gegen antimuslimischen Rassismus, gegen Frauenfeindlichkeit und gegen die Verharmlosung von Genozid.

Borcak warnt eindringlich vor den kroatischen und serbischen Nationalisten und serbische Nationalisten hoffen, ist Borcak überzeugt, dass Bosnien unter Putins Stiefeln erstickt.  Für sie ist es unerträglich, wie wenig sich Europa um Bosnien kümmert, sich nicht um den serbischen Genozid an den muslimischen Bosniaken schert. Die Bosniaken leiden unter diesem – von der europäischen Öffentlichkeit verdrängten – Genozid-Trauma.

Borcak hat ein grenzenloses Gespür für Hass und Hetze, für den gefährlichen Nationalismus. Diesen machte sie an den Anti-Vucic-Protesten in Serbien aus. Es ist löblich, dass so viele Leute gegen die Korruption demonstrieren, postete Borcak. Diese Proteste, fügte sie hinzu, wenden sich aber keinesfalls gegen Nationalismus, Faschismus oder Rassismus.

Im Gegenteil. Die Proteste werden laut Borcak von „Kriegsveteranen“ unterstützt, wie den Veteranen der 63. Fallschirmbrigade. Mitverantwortlich auch für den Genozid in Bosnien. Die Veteranen dieser Einheit, weiß Borcak, nahmen an den serbischen Kriegen in Slowenien, Kroatien und Kosovo teil. Die Protestbewegung, bedauert Melina Borcak, distanzierte sich bisher nicht von den Veteranen des Krieges in Bosnien.

Die 63. Fallschirmbrigade war an mehreren Massakern beteiligt, in Meja im Kosovo. Borcak zitiert aus Urteilen des Internationalen Kriegsverbrecher-Tribunals in Den Haag, dass mindestens 500 Angehörige dieser Brigade am hundertfachem Mord an albanischen Zivilisten beteiligt waren, Katholiken und Muslime, Vertriebene, Flüchtlinge.

Die Befehlshaber sind zwar dafür verurteilt worden, die mordenden Soldaten von damals sind frei und demonstrieren heute für ein „neues“ und „besseres“ Serbien. Soldaten, die vier verschiedene Länder angegriffen haben, als Speerspitze gegen den autoritären, pro-russischen serbischen Präsidenten Vucic?

Auf dem größten Protest-Account mit fast 300.000 Followern werden immer wieder Fotos dieser Veteranen gepostet, schreibt Borcak. Auf anderen Fotos sind Männer zu sehen, die mit Flaggen oder Uniformen der serbischen Nazi-Kollaborateure im Zweiten Weltkrieg bei den Kundgebungen mitlaufen. Borcak verweist auf die Cetniks, deren Abzeichen und Anführer Draza Mihajlovic auf T-Shirts abgebildet sind.

Die Geschichte scheint sich zu wiederholen. An den großen Kundgebungen in den 1990er Jahren gegen den serbischen Präsidenten und Kriegsverbrecher Milosevic beteiligten sich radikale Nationalisten, wie Vuk Draskovic und seine “Serbische Erneuerungsbewegung”. Diese spülte Jahre später – auf Umwegen – Aleksandar Vucic ins Präsidentenamt. Der angebliche moderate Vucic agiert inzwischen autoritär und korrupt wie sein russischer Pate, Präsident Putin. Völlig unverständlich bleibt, warum die EU das Serbien von Vucic zum Mitglied haben möchte.

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