Roma flüchten vor dem Krieg und treffen auf Ablehnung und Antiziganismus

400.000 Roma leben in der Ukraine. Menschenrechtler schlagen Alarm: Die Berichte über Antiziganismus gegen Geflüchtete häufen sich

Von Jan Diedrichsen

Es leben rund 400.000 Roma in der Ukraine. Wie alle Ukrainerinnen und Ukrainer teilen sie das dramatische Schicksal ihres Landes. Tausende Roma kämpfen in der Ukrainischen Armee oder in der Territorialen Selbstverteidigung. Zahlreiche Organisationen der Roma verteilen humanitäre Hilfe – an alle Menschen, die Bedarf haben.

Tausende Roma haben sich zur Flucht entschieden. Sie kommen in den Nachbarländern an. Viele haben keine Ausweispapiere und daher Schwierigkeiten bei der Ausreise oder bei der Einreise in die Nachbarländer.  Leider häufen sich die Aussagen, dass sie nicht immer mit der gleichen Offenheit und Gastfreundschaft empfangen werden, die die Vertriebenen in den letzten Tagen und Wochen erfahen haben. In Deutschland erreichte gestern die Geschichte einer geflüchteten Roma Familie in Mannheim die Öffentlichkeit, die von Bahn-Mitarbeitern massiv bedrängt wurde, da diese nicht glauben wollten, dass die Roma tatsächlich Vertriebene seien, sondern davon ausgingen, dass diese sich Hilfe erschleichen wollten.  Die Bahn hat sich für das „Missverständnis“ entschuldigt.

„Wir erhalten zunehmend Berichte über Diskriminierungsvorwürfe gegen Roma“, schreibt Gabriela Hrabanova, Direktorin des ERGO-Netzwerks. „Ausländer, insbesondere Roma, sind in den Transit- oder Ankunftsländern Diskriminierungen ausgesetzt. Wenn Ukrainer slawischer Herkunft von der Bevölkerung der Länder, durch die sie reisen oder in die sie einreisen, willkommen geheißen werden, wird den Roma oft der Zugang zu Transportmitteln, Unterkünften und anderen von Freiwilligen geleisteten Hilfen verweigert“, so Gabriela Hrabanova in einem Schreiben, das bereits in der zweiten Kriegswoche an den UN-Hochkommissar für Menschenrechte und die Europäischen Union geschickt wurde.

Erinnerung an den Kosovo-Krieg werden wach, als die Unterstützung einiger weniger Vertreter der Roma für das Milosevic Regime und die Teilnahme einiger weniger Roma an Kriegsverbrechen oder Plünderungen, nach dem Krieg als Vorwand dafür herhalten musste, dass über 100.000 Roma vertrieben wurden oder  das Land verlassen mussten. Viele Roma wurden ermordet.

Eine umfangreiche Dokumentation der Lage der Roma-Geflüchteten hat der Zentralrat der deutschen Sinti und Roma erstellt.

Weitere ergiebige Quelle über die Situation der vertriebenen Roma ist das „European Roma Rights Center (ERRC).

 

 

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