06-01-2022
Olympia 2022: Totalitäre Spiele
Von Wolfang Mayr
In einem Monat beginnen die olympischen Winterspiele in der kommunistischen Volksrepublik China. Trotz der gravierenden Menschenrechtsverletzungen des totalitären Staates. Das Internationale Olympische Komitee IOC verhilft dem „roten“ Regime zu Anerkennung und globaler Präsenz.
Das kommunistische Regime ließ in Hongkong demokratische AktivistInnen verhaften, organisierte eine gelenkte Wahl, beseitigte die Denkmäler in Erinnerung die Opfer des Tienanmen-Massakers. In der uigurischen „autonomen“ Region Xingjiang verstärkt der Regime die Repression, das vor 72 Jahren annektierte Tibet ist einer rabiaten Assimilierungspolitik ausgesetzt, das Land wird rücksichtslos geplündert. Mehr als vier Millionen Menschen werden in Arbeitslagern versklavt. Dissidenten lässt die Volksrepublik erbarmlos verfolgen. Das hochgerüstete China bedroht die demokratische Republik Taiwan. Die sogenannte abtrünnige Insel soll „heimgeholt“ werden.
Die Volksrepublik ist für ethnische Minderheiten, für Dissidenten, für Demokraten und erfolglose Menschen eine Sackgasse, ein großes Arbeitslager. Das stört weder die westlichen Staaten und noch die Konzerne, genau so wenig das Internationale OIympische Komitee des Thomas Bach. Geschäfte gehen vor Menschenrechte.
Die Tibet-Initiative kritisiert deshalb die Abhaltung der Winterspiele in der Volksrepublik China. „Diese Sportgroßveranstaltung wird einmal mehr rücksichtlos auf dem Rücken der Bevölkerung des Gastgeberlandes ausgetragen. Der Besuch, die Teilnahme und die Unterstützung dieser Olympischen Spiele ist in keiner Weise vertretbar,“ findet die Initiative. Ergebnislos forderte die Tibet-Initiative die Verlegung der Spiele in ein demokratisches Land. Auch die weiteren Forderungen wurden überhört:
- – dass Politiker*innen die Eröffnungsfeier und die Olympischen Spiele in Peking nicht besuchen.
- – dass der deutsche Hauptsponsor Allianz SE seinen Sponsorenvertrag für die Winterspiele kündigt.
- – dass TV-Sender sich nicht vom Internationalen Olympischen Komitee instrumentalisieren lassen und die Propaganda-Show in die Welt tragen.
- – dass Athlet*innen sich mit dem Schicksal der Menschen in Tibet, Hongkong und Ost-Turkestan solidarisieren und ihre Möglichkeiten nutzen, auf Menschenrechtsverbrechen hinzuweisen.
Die USA, Australien und Großbritannien haben einen diplomatischen Boykott angekündigt, sie werden den bombastischen Eröffnungsfeierlichkeiten fernbleiben. Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock wirbt ebenfalls für einen Boykott, der sozialdemokratische Bundeskanzler Scholz hingegen drückte sich bisher gekonnt an einer Aussage vorbei.
Die Tibet-Initiative formulierte Ende Oktober, 100 Tage vor Beginn der Spiele, 100 Boykott-Gründe:
No Beijing 2022: 100 Tage – 100 Gründe – Tibet Initiative Deutschland (tibet-initiative.de)
Mehr als 200 internationale Menschenrechtsorganisationen appellierten an die TV-Anstalten in Deutschland, die Olympischen Winterspiele in Peking nicht zu übertragen. Sie kritisieren die Übertragung als Reinwaschen der Menschenrechtsverbrechen in China. Der Brief richtet sich an die Intendanten von ARD und ZDF sowie an den Eurosport-Konzern Discovery. So schreibt Tenzyn Zöchbauer, Geschäftsführerin der Tibet Initiative Deutschland: „In Tibet und in China finden massive Menschenrechtsverbrechen statt. Seit den Olympischen Spielen 2008 hat sich die Lage in China verschlechtert. Vor diesem Hintergrund ist es unverständlich, die Spiele erneut in China stattfinden zu lassen. Mit der Übertragung im deutschen Fernsehen bieten ARD, ZDF und Eurosport der Propaganda-Show der chinesischen Regierung eine Bühne. Das ist nicht akzeptabel.“
Laut einer Umfrage der Tibet-Initiative spricht sich eine deutliche Mehrheit der deutschen Bürgerinnen und Bürger für einen diplomatischen Boykott der Winterspiele aus.
Weitere Informationen:
World Uyghur Congress | Weltkongress der Uiguren
DTG – Startseite | Deutsch-Taiwanische Gesellschaft (deutsch-taiwanische-gesellschaft.de)
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