„Warum es wichtig ist, sich gegen Migrantenfeindlichkeit und Rassismus auszusprechen“

Offener Brief von Aktivistinnen und Aktivisten sowie Organisationen indigener Völker

Mit Besorgnis haben wir die Nachrichten über die erneute Eskalation von Migrantenfeindlichkeit, Islamophobie, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus in Russland verfolgt.

Seit vielen Jahren hat der russländische Staat, vertreten durch seine Beamten und Vertreter der Strafverfolgungsbehörden, Migranten aus Zentralasien entmenschlicht und verfolgt. Heute sind sie eine der am wenigsten geschützten sozialen Gruppen in Russland, die ständig staatlicher und innergesellschaftlicher Diskriminierung, Menschenrechtsverletzungen und Gewalt ausgesetzt sind.

Wir halten es für wichtig, Migrantenfeindlichkeit zu verurteilen und den Vertretern zentralasiatischer und anderer Länder unsere Solidarität und Unterstützung zu bekunden.

Die brutale Misshandlung und Folterung von Gefangenen durch Staatsbeamte ist ein Signal an rechtsextreme Kräfte und regierungsfreundliche Propagandisten und Blogger, den Hass gegen Migranten, der sich gegen alle Menschen nicht-slawischen Aussehens richtet, weiter zu schüren. Schließlich sind wir es, die Vertreter der indigenen Völker Russlands und der ethnischen Diaspora, die aus ethnischen Gründen diskriminiert werden.

Das Schweigen der Bürgerinnen und Bürger der Russländischen Föderation angesichts der Migrantenfeindlichkeit trägt zur Entwicklung nazistischer Gefühlebei, die jeden Nicht-Russen betreffen werden.

Wir haben bereits eine Zunahme von physischen und verbalen Angriffen, verschärften Kontrollen, unrechtmäßigen Entlassungen und Schwierigkeiten bei der Arbeitssuche erlebt. Viele Angehörige indigener Völker und der ethnischen Diaspora haben eine neue Welle ethnisch motivierten Hasses erlebt, einschließlich der bereits bekannten physischen und verbalen Angriffe auf öffentlichen Plätzen, die seit dem 24. März 2024 zugenommen haben. Viele Nicht-Russen fühlen sich derzeit in Russland nicht sicher.

Warum ist es wichtig, sich gegen Migrantenfeindlichkeit und Rassismus auszusprechen?

Vor dem Hintergrund der staatlichen Normalisierung von Diskriminierung, Folter, Gewalt und Unterdrückung ethnischer, religiöser, rassischer, kultureller und sprachlicher Minderheiten ist es sehr wichtig, eine breite öffentliche Kampagne gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Migrantenfeindlichkeit zu führen. Gegenwärtig ist der Widerstand der russischen Gesellschaft dagegen noch nicht massiv und sichtbar genug.

Vielleicht erscheint das Problem manchen angesichts des Krieges in der Ukraine und anderer Verbrechen des russischen Regimes unbedeutend. Vielleicht hat niemand die Motivation oder die Mittel, sich zu dieser Situation zu äußern, weil er keine ähnlichen Erfahrungen gemacht hat. Aber Ihre Akzeptanz und Ihr Verständnis für das Problem, Ihre Ablehnung von Rassismus und Ihre Solidarität sind für uns wichtig. Dies wird uns, den Vertretern der indigenen Völker Russlands und der ethnischen Diaspora der zentralasiatischen Länder, helfen, eine Gemeinsamkeit der Interessen und der öffentlichen Unterstützung zu spüren. Und das Fehlen von Solidarität und Stimmen gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit wird Fragen über den Wahrheitsgehalt Ihrer demokratischen, liberalen und pazifistischen Werte aufwerfen und die Spaltung zwischen uns vertiefen.

Wir rufen russische demokratische Organisationen, Blogger, Journalisten und andere Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, die ein breites Publikum erreichen, Aktivisten, Menschenrechtsverteidiger und alle Menschen, denen dies am Herzen liegt, auf, sich gegen Migrantenfeindlichkeit, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit auszusprechen, auch wenn sie nicht direkt davon betroffen sind.

Wir rufen die Vertreter der indigenen Völker und der ethnischen Diaspora auf, sich untereinander und mit den Vertretern der zentralasiatischen Länder zu solidarisieren.

Wir müssen uns dem aufkeimenden Hass und der Faschistierung der russländischen Gesellschaft entgegenstellen, bevor es zu spät ist.

Die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner finden sich namentlich hier.

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