02-10-2022
Mehrsprachige Jugend?
Die Studie Kolipsi der Südtiroler Europäische Akademie ist überraschend negativ.
Simon Constantini vom Brennerbasis-Blog beschäftigt sich mit der sprachlichen Minorisierung, mit dem Kontakt zwischen Mehrheits– und Minderheitensprachen. Constantini schaute sich die Kolipsi-Studie an. Befragt wurden Schülerinnen der vierten Klasse Oberschule.
Bezüglich Umgang mit Freunden aus der anderen Sprachgruppe geben dort 79,9% der Italienischsprachigen an, mit Deutschsprachigen ausschließlich oder vorwiegend Italienisch zu sprechen.
Hingegen reden nur 31,3% der Deutschsprachigen eigenen Angaben zufolge ausschließlich oder zumindest vorwiegend Deutsch mit ihren italienischsprachigen Freunden.
Zudem geben deutlich mehr Deutschsprachige (16,5%) als Italienischsprachige (10,3%) an, beide Sprachen gleichermaßen mit ihren Freunden der anderen Sprachgruppe zu benutzen.
Demgegenüber sprechen nur 9,8% der Italienischsprachigen mit ihren deutschsprachigen Freunden Deutsch, aber über fünf Mal so viele Deutschsprachige (52,2%) mit ihren italienischsprachigen Freunden Italienisch. Die Unterschiede sind enorm.
Die zwei häufigsten Gründe, die von den italienischsprachigen Schülerinnen für die Gewohnheit angegeben werden, mit ihren deutschsprachigen Freundinnen Italienisch zu sprechen: die Annahme, dass deren Italienischkenntnisse viel besser seien, als ihre eigenen Deutschkenntnisse (86,5%) sowie weil es sich spontan so ergebe, dass sich die Deutschsprachigen auf Italienisch an sie wenden (82,4%).
Die Deutschsprachigen geben zu 57,4% an, dass sie im kommenden Jahrzehnt eine weitere Zunahme der Wichtigkeit der italienischen Sprache erwarten.
Den deutschen Südtiroler Dialekt lernen möchten 44% der Italienischsprachigen, knapp 35% möchten es nicht. Mehrheitlich (53,5%) sind sie aber dagegen, dass diese Möglichkeit in der Schule angeboten wird. Die Autorinnen sehen dies unter anderem als eine typisch italienische Einstellung, die zur Stigmatisierung von Dialekten führe, regen aber trotzdem an, pragmatisch zu überlegen, welche Vorteile die Annäherung an den Südtiroler Dialekt mit sich bringen könnte.
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