22-07-2025
Lukrativste Branche: Das Plündern der Erde
Ein Kommentar von Claus Biegert

Voices-Initiator Claus Biegert wirbt mit seinem Loisach-Bündnis für die Rechte der Natur. Foto: Claus Biegert
Von Claus Biegert
Frieden, so die permanente Botschaft der Haudenosaunee, ist mehr als die Abwesenheit von Krieg. Frieden ist das Resultat unermüdlichen und zugewandten Kontakthaltens mit allen Formen des Lebens. Frieden ist eine soziale und kulturelle Aufgabe, der wir täglich gegenüberstehen. Frieden ist eine Kunst, die verkümmert, sobald sie nicht geübt und angewandt wird. Derzeit ist sie am Verkümmern. Aus dem Mund des Vorbestraften, der die Vereinigten Staaten von Amerika vorübergehend anführt, ist ein Kriegsruf zu hören: Drill, Baby, drill. Es ist die Aufforderung zur Vergewaltigung der Mutter Erde.
Und unter den gegenwärtigen Kriegen gibt es einen, der schon seit Jahrzehnten anhält, der mit vielen Waffen geführt wird und der nie als solcher benannt wurde: Es ist der Krieg gegen die Natur. Erdbewohner versus Erde. Wir vergiften, verseuchen, vergewaltigen, töten Böden und Gewässer, die Grundlagen unseres Lebens.
In diesem Krieg stehen sich, wie der Haudenosaunee-Philosoph John Sotsisowah Mohawk schon vor einem halben Jahrhundert prophezeite, die Zerstörer der Natur und die Verteidiger der Natur gegenüber. Die Verteidiger der Erde riskieren ihr Leben, denn die Zerstörer sehen ihren Gewinn bedroht. Wir dürfen uns nicht täuschen lassen: Das Plündern der Erde ist die lukrativste Branche dieser Welt. „A License to Plunder“ lautet die Devise des Kapitalismus. Die Zahl der Aktivisten und Journalistinnen, die jährlich ins Gefängnis kommen, ermordet werden oder verschwinden, geht in die Hunderte. Ungezählt sind die indigenen Verteidiger der Mutter Erde, die erschossen wurden – und erschossen werden.
Dies geschieht weit weg von unserer Enklave Mitteleuropa. Doch auch hier sind wir alle in diesen Krieg eingebunden, schon der Gang in den Supermarkt wird zu einem politischen Akt. Mit der Wahl der Lebensmittel schlagen wir uns, ohne es zu wissen oder zu wollen, bereits auf eine Seite. Ackergifte sind im Preis inbegriffen. Die Chemikalie Round-up wird nach wie vor in der konventionellen Landwirtschaft weltweit eingesetzt, in 130 Ländern der Erde. Round-up ist tödlich für die Vielfalt des Lebens. Frieden kann man das nicht nennen.
Wie soll es weiter gehen? Gibt es einen Weg? Ja, es gibt ihn! Er heißt “Rechte der Natur”. So wie Unternehmen als juristische Personen anerkannt werden, können auch Berge, Flüsse, Wälder und Seen Träger von Rechten sein – nicht nur, um vor Gericht zu klagen, sondern um als eigenständige Subjekte unseres Rechtssystems anerkannt zu werden. “Rechte für die Natur” ist eine weltweite Bewegung, die nicht mehr aufzuhalten ist. Sie zielt nicht allein auf Gerichtssäle, sondern auf eine tiefgreifende Veränderung unserer Beziehung zur Mitwelt.
Die Lakota sagen: Metake Oyasin – wir sind alle verwandt. Daraus folgt: Was wir der Erde antun, das tun wir uns an. Waren das nicht schon die Worte von Chief Seattle? Manches kann man eben nicht oft genug sagen.
Mehr von Claus Biegert über die Rechte der Natur demnächst hier
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