Von Wolfgang Mayr

US-Präsident Trump sorgte mit seinem imperialistischen Getöse für einen kräftigen Rückenwind für die schon abgeschriebenen Liberalen. 168 der insgesamte 343 Parlamentssitze gingen an die Liberalen, ihnen fehlen nur vier Sitze zur absoluten Mehrheit.

Zum Mehrheitsbeschaffer könnte der Bloc Quebecois werden. Ausgerechnet die Separatisten, die Wahlverlierer. Die Liberalen wurden in Quebec stärkste Kraft, nahmen dem BQ viele Stimmen ab. 2021 erhielt der Bloc noch 32 Prozent, rutschte bei den Parlamentswahlen (28. April) spürbar ab. Trotz der Verluste bleibt der Bloc kanadaweit nach den sehr rechten Konservativen drittstärkste Kraft.

In Quebec liegen die Liberalen mit 42 Prozent deutlich vorne, der Bloc folgt mit 26 Prozent, die Konservativen mit 24 Prozent. Die Liberalen bedienten also auch die Ängste der französischsprachigen Quebecois, mehr als ein Drittel der Frankophonen wählten liberal, 33 Prozent den Bloc, 25 Prozent die Konservativen.

Mehrheitsbeschaffer BQ

Der Bloc mit seinen 22 Sitzen, vermutet das Online-Magazin “Nationalia” der katalanischen NGO Ciemen, wird mit den Liberalen einen Pakt eingehen und damit für eine satte Mehrheit garantieren. Wahlsieger Mark Carney verkündete unaufgefordert, dass er die französische und die quebecische Kultur verteidigen wird.

Seine Botschaft an Quebec war unmissverständlich. Carney  bedankte sich bei den Wählenden in Quebec, die Liberalen wurden zur führenden Partei in Quebec.  Er versprach, die französische Sprache und Kultur zu fördern, sie ist nämlich das “das Herzstück der kanadischen Identität“.

Bloc Québécois-Vorsitzender Yves-François Blanchet erklärte, dass die Abgeordneten seiner Partei in der nächsten Legislaturperiode wahrscheinlich eine wichtige Rolle spielen. Da rücken zwei Parteien aufeinander zu, die sich in den vergangenen Jahren ablehnend gegenüberstanden.

Eine Koalition für Quebec

Blanchet will eine mögliche Koalition mit den Liberalen für seine “französische Nation Québec” nutzen. Trotz der Stimmenverluste wird der Bloc in der gesamtkanadischen Politik eine gewichtigere Rolle spielen. Auch deshalb unterstützte der Parti Quebecois den Bloc. Während der BQ kanadaweit antritt, stellt sich der PQ “nur” den Provinzwahlen in Quebec.

Aber, stellte Blanchet klar, daß er und seine Partei sich im neuen Parlament für die Interessen Québecs einsetzen. „Bei jedem Thema werden wir sicherstellen, dass die Interessen von Quebec respektiert werden. Und in allen Fragen werden wir sicherstellen, dass die Interessen von Quebec und Kanada übereinstimmen; wenn nicht, wird es keine Unterstützung vom Block geben.“

Die Attacken von US-Präsident Trump nutzten den Liberalen, sie verteidigten vehement die kanadische Souveränität gegen die US-amerikanischen Übergriffe. Und somit auch die Souveränität Quebecs.

Die Zeitung “Montreal Gazette” zitierte einen Wähler und seine Analyse: “Es gibt einen Quebecer Nationalismus und einen kanadischen Nationalismus. Diesmal ist der zweite stärker als der erste.“ Die Folge der Annexionspläne Trumps. Der Bloc führte deshalb einen zurückhaltenden, kaum nach Separatismus schmeckenden, Wahlkampf. Die Separatisten versuchten im Strom des kanadischen Nationalismus mitzuschwimmen.