30-05-2025
Kanada-King Charles: Der König und die autochthonen Völker
König Charles III hat sich bei der Eröffnung des kanadischen Parlaments für “Wahrheit und Versöhnung" ausgesprochen

Vertreter der First Nations ehren King Charles, „Staatsoberhaupt“ von Kanada. Foto: canadiangeographic.ca
Von Wolfgang Mayr
Mit seiner “Thronrede” hat König Charles III. die neue Legislaturperiode des kanadischen Parlaments eröffnet. Zum dritten Mal in der 158-jährigen Geschichte Kanadas “betätigte” sich der Monarch als “Staatsoberhaupt” seiner ehemaligen Kolonie, Kanada.
Kommentatoren und Analysten bewerteten den königlichen Auftritt auch als Botschaft an US-Präsident Trump, der Kanada als 51. Bundesstaat annektierten möchte. Die königliche Botschaft: Kanada bleibt Kanada.
Der König überraschte mit seiner Rede, er sagte, er erkennt an, “dass wir auf dem nicht abgetretenen Territorium der Algonquin und der Anishinaabeg versammelt sind.” Charles III. bedankte sich bei den Inuit und Métis der First Nations, “sie haben meine Familie und mich mit großer Wärme und Gastfreundschaft auf ihrem traditionellen Land willkommen geheißen, wofür ich demütig dankbar bin.”
Der König hielt seine Thronrede im Senat, wie in anderen Parlamenten ehemaliger Kolonien und heutiger Mitglieder Britischen Commonwealth sind. Mit dabei auch eine Vertretung der First Nations, der autochthonen Völker.
1957 und 1977 wurde das Parlament von der Mutter des Königs, Königin Elizabeth II., eröffnet. Die Thronrede wird in der Regel vom Generalgouverneur verlesen, der der offizielle Vertreter der Krone in Kanada ist.
Im Senatssaal befanden sich indigene Vertreter wie Cindy Woodhouse Nepinak von der Assembly of First Nations, Natan Obed von der Inuit Tapiriit Kanatami, Victoria Pruden vom Métis National Council, Perry Bellegarde, Kyra Wilson und der indigene Premierminister von Manitoba, Wab Kinew. IndianCountryToday stellte fest, dass sich der König bemerkenswert lange mit Kinew unterhielt.
In seiner Eröffnungsrede, vom Premierminister Carney verfasst und vom König ergänzt, betonte Charles III. die Souveränität Kanadas. Die Regierung will die immer noch herrschenden Handelsbarrieren zwischen den Provinzen beseitigen. Zur Stärkung der kanadischen Wirtschaft will die Regierung die Genehmigung von Großprojekten erleichtern und beschleunigen.
In Richtung Washington kündigte der König an, dass die Bundesregierung eng mit Provinzen, Territorien und indigenen Völkern zusammenarbeiten will. Auf Augenhöhe, zur Stärkung der Souveränität und der Wirtschaft. Kanada bekennt sich aber auch zu seinen Umweltstandards und seine verfassungsmäßigen Verpflichtungen gegenüber den indigenen Völkern.
Manche indigene Vertreter:innen würdigten die Rede des Königs, besonders sein Hinweis auf die indigenen Völker und die notwendige Versöhnung. Eine gute Grundlage, die Beziehungen der First Nations mit der Krone zu erweitern.
Derek Nepinak von der Minegoozibe Anishinaabe Nation hingegen kritisierte die geplanten Ressourcen-Großprojekte. Die Beschleunigung der Genehmigungsverfahren erhöht den Druck auf die First Nations, warnte Nepinak und sieht das wertvolle Wasser wegen des großflächigen Abbaus von Rohstoffen bedroht.
Lacey Bird von der Southern Chiefs Organization (Provinz Manitoba) forderte nach der Rede des Königs eine rasche Anerkennung des erlittenen Unrechts der indigenen Völker und auch eine entsprechende Wiedergutmachung für die vielen Opfer und deren Nachfahren. Viel zu lange schon müssen die Völker der First Nations darauf warten, auf die Beseitigung des Unrechts.
“Wir können nicht zulassen, dass das Unrecht weiter anhält, weitere Generationen darunter leiden müssen”, sagte Lacey Bird. “Halten Sie also Ihr Wort gegenüber unserem Volk”, appellierte Bird an König Charles und an den kanadischen Premierminister. Es ist Zeit für grundlegende Veränderungen.
Weitere Infos:
– You are not my king
– Lidia Thorp against King Charles
– Maori appeal to King Charles
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