21-05-2024
Israel schikaniert Freunde
Die rechtsrechte Regierung ließ Beduinen-Häuser zerstören

Von Wolfgang Mayr
Die rechtsradikale Netanyahu-Regierung überzieht mit einer Feuerwalze Gaza, kümmert sich wenig, kritisieren Angehörige, um die von der Hamas entführten Geiseln und heizt mit Provokationen im Westjordanland die Stimmung zwischen Palästinensern und Israelis kräftig auf. Die israelische Rechte ist auf Krawall gebürstet, zur Freude der weltweiten Sympathisanten der klerikal-faschistischen Hamas.
Inzwischen geht die israelische Regierung auch gegen ihre Freunde im Land vor. In einem Beduinendorf in der Negev-Wüste ließen die staatlichen Behörden 50 Häuser zerstören. Sie sollen illegal errichtet worden sein. 350 Menschen sind seitdem obdachlos.
Nach Angaben des israelischen Adalah-Rechtszentrums für Minderheiten handelt es sich um “die größte Abrissaktion an einem einzigen Tag“ seit 2010. Das jüdische Online-Magazin hagalil kritisierte scharf das staatliche Vorgehen und bezeichnete die Beduinen als “ignorierte Staatsbürger”.
Viele Beduinen dienen in der israelischen Armee, kämpfen für die Sicherheit ihres Landes. Trotz ihrer gewaltsamen Umsiedlung nach dem Unabhängigkeitskrieg 1948, trotz ihrer lückenlosen Überwachung durch die Armee, trotz der ausgesetzten heftigen Diskriminierung. Überraschenderweise stehen die Beduinen verlässlich auf der Seite Israels. Das sich dafür keineswegs dankbar zeigt. Im Gegenteil. Sie sind in ihrer nomadischen Freiheit restriktiv eingeschränkt.
Hagalil erinnert daran, dass am 7. Oktober Beduinen von den Hamas-Killern entführt und ermordet wurden. Viele von ihnen leisten aber auch einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen die Hamas, würdigt Hagalil das Engagement der Beduinen. Trotzdem schütze sich der Staat nicht vor dem Hamas-Terrorismus. Das ist eine verpasste Chance, findet Hagalil.
Vertreter der Natanyahu-Regierung kommen nicht umhin, auch die Beduinen-Opfer der Hamas zu erwähnen sowie ihre Rolle in der israelischen Armee zu loben. Trotz der freundlichen Worte ließ der Staat aber bisher die beduinischen Gemeinden im Stich. Die angekündigte finanzielle Unterstützung blieb bisher aus.
Es scheint noch schlimmer zu werden. Finanzminister Bezalel Smotrich, ein hartgesottener Rechtsradikaler, will allen Ressorts fünf Prozent der Finanzmittel kürzen. Mit diesem Geld soll der Krieg in Gaza finanziert werden. Den Etat, der für die Gemeinden der nichtjüdischen Israelis zur Verfügung steht, führt Hagalil an, “plant Smotrich gleich um satte fünfzehn Prozent zusammenzustreichen”. Ein seltsamer Umgang mit ausgewiesenen Freunden.
Weitere Infos: The Beduin of the Negev; Black, Bedouin and Israeli; A minority within a minority; Israels Beduinendilemma; In einem anderen Sand;
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