Israel, Gaza und die antisemitische Hysterie

Der Krieg in Gaza mobilisiert weltweit die Protestierenden. Warum?

Von Wolfgang Mayr

Israels Krieg in Gaza ist unverhältnismäßig und brutal. Die israelische Besatzungsbehörden und die israelischen Siedler:innen im Westjordanland agieren unerträglich. Wie einst die USA und die westwärts drängenden landhungrigen Siedlerauf Indianerland.

Trotzdem, analysiert Harald Knoflach auf dem Blog Brennerbasisdemokratie, die antiisraelische und/oder antisemitische Schwarz-Weiß-Malerei ist nicht auszuhalten. Genausowenig das öffentliche Feiern der Hamas und ihres mörderischen Terrors.

Knoflach erinnert daran, dass Israel neben Jordanien den palästinensischen Flüchtlingen juristische und politische Bürgerrechte gewährt. Das scheinen die Hamas-Fans im Westen nicht zu wissen.

Knoflach wundert sich auch darüber, dass die weltweit gut vernetzten Antisemiten wegen des israelischen Krieges in Gaza in politische Hysterie verfallen, bei anderen Kriegen schweigen. Allein bei innerarabischen bzw innermuslimischen “Konflikten” wurden drei Millionen Menschen ermordet. Einige weitere Zahlen: 300.000 waren es in Darfur, mehr als 300.000 in nur 10 Jahren in Jemen. Im mexikanischen Drogenkrieg starben in den vergangenen 20 Jahren 300.000 Menschen. In zwei Jahren Ukraine-Krieg sind wahrscheinlich ebenfalls 300.000 Menschen getötet worden. Der somalische Bürgerkrieg forderte in den letzten drei Jahrzehnten 400.000 Tote. Und bei den Bürgerkriegen in Kongo und Sudan gehen die Zahlen in die Millionen.

Aufregung darüber? “Überspitzt könnte man sagen, dass das Sterben im Nahen Osten nur dann interessiert, wenn Juden – im verhältnismäßig kleineren Ausmaß wohlgemerkt – dafür verantwortlich sind,” findet Knoflach. Es gehe um Antisemitismus um ganz viel Heuchelei, hält Knoflach den Pro-Hamas-Sympathisanten entgegen.

Der Nahost-Konflikt ist kein Fußballspiel

In seinem Blog-Artikel “Der Nahost-Konflikt ist kein Fußballspiel” setzt sich Harald Knoflach mit den Genozid-Vorwürfen an Israel detailliert auseinander. Daraus einige Auszüge:

Spätestens seit der Klage Südafrikas vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag ist das Thema „Völkermord in Gaza“ auf der internationalen Agenda.

Im Gegensatz zum weitläufigen Glauben ist der Tatbestand „Völkermord“ rechtlich nicht an eine gewisse Zahl von Toten bzw. an eine erfolgreiche Durchführung desselben gekoppelt. Entscheidend sind dabei die Intention und die Umstände. Die UN-Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes definiert Völkermord als

eine der folgenden Handlungen, begangen in der Absicht, eine nationale, ethnische, rassische oder religiöse Gruppe als solche ganz oder teilweise zu zerstören:

a. das Töten eines Angehörigen der Gruppe
b. das Zufügen von schweren körperlichen oder seelischen Schäden bei Angehörigen der Gruppe
c. die absichtliche Unterwerfung unter Lebensbedingungen, die auf die völlige oder teilweise physische Zerstörung der Gruppe abzielen
d. die Anordnung von Maßnahmen zur Geburtenverhinderung
e. die zwangsweise Überführung von Kindern der Gruppe in eine andere Gruppe

Der Terroranschlag der Hamas vom 7. Oktober 2023 wie auch zahlreiche Aussagen von führenden Hamas-Vertretern, die die Vernichtung Israels fordern und die Hamas-Charta von 1988erfüllen meines Erachtens diese Definition.

Gaza-Krieg kein Genozid

Wenngleich die israelischen Bombardements verheerend sind, der IGH Israels Regierung aufgefordert hat „umgehend Maßnahmen zum Schutz von Zivilisten im Gazastreifen zu ergreifen“ und sich die Frage nach der Verhältnismäßigkeit tatsächlich stellt, gibt es auch Indizien, die gegen die Genozid-These sprechen:

Hätte der 7. Oktober nicht stattgefunden und würden keine Geiseln in Gaza gefangen gehalten, wäre der Gazastreifen nicht bombardiert worden.
Die israelische Armee hat ihre Schläge vielfach im Vorfeld angekündigt und somit einen massiven strategischen Nachteil im Kampf gegen die Hamas in Kauf genommen, um der Zivilbevölkerung die Möglichkeit zu geben, das Gebiet rechtzeitig zu verlassen. Diese Möglichkeit hatten freilich auch die Hamas-Kämpfer.
Es ist in Israel keine strategische Absicht erkennbar, die auf die teilweise oder völlige physische Zerstörung der Palästinenser abzielt, obgleich es schon auch Aussagen einzelner, extremistischer israelischer Politiker gibt, die sehr wohl diese Absicht kundtun. Die offizielle israelische Linie und die demographischen Zahlen legen hingegen nahe, dass diese Absicht nicht besteht. Die palästinensische Bevölkerung in den Autonomiegebieten, wie auch in Israel selbst, verzeichnet mit die höchstenZuwachsraten weltweit. Seit 1950 ist die palästinensische Bevölkerung in den Autonomiegebieten um 1.000 Prozent gewachsen. Der Anteil der muslimischen Palästinenser in Israel ist in dieser Zeit von 8,5 Prozent (ca. 150.000 Menschen) auf 18 Prozent (1,7 Millionen Menschen) gestiegen. Die palästinensische Bevölkerung in Israel hat sich also mehr als verzehnfacht. Gleichzeitig ist die Zahl der Juden in arabischen Ländern aufgrund von Vertreibung im völkermordverdächtigen Ausmaß von rund 880.000 auf unter 5.000 geschrumpft.
Israel hat die militärische Kapazität und Übermacht, Palästina und seine Menschen völlig dem Erdboden gleichzumachen, hat sich bislang aber zurückgehalten, obwohl die Zerstörungen enorm sind. Hamas hat diese Kapazität und Macht nicht, bekräftigt jedoch, dass Israels Vernichtung ihr Ziel sei.
Die Opferzahlen sind im Vergleich zu anderen Kriegen verhältnismäßig klein, was ein Indiz dafür ist, dass auf israelischer Seite sehr wohl Anstrengungen unternommen werden, die Zivilbevölkerung zu verschonen, wenngleich dies aufgrund der asymmetrischen Kriegsführung und der Stadtguerillataktik der Hamas im Vergleich zu anderen Kriegen sogar noch enorm erschwert wird.

Lächerlicher Apartheid-Vorwurf

Israel pocht angesichts des Massakers vom 7. Oktober und auch der Natur der Hamas auf sein Recht auf Selbstverteidigung. Und in der Tat stellt sich die Frage, wie Israel auf den Anschlag hätte reagieren sollen, damit es sich nicht mit Kritik und Anfeindungen konfrontiert sieht.

Wenn Israel untätig bleibt oder sogar Zugeständnisse als Reaktion auf den Terror macht, interpretiert die Hamas das als Zeichen der Schwäche und intensiviert ihre Angriffe. Ein Sprecher der Hamas sagte im TV, dass sich der 7. Oktober immer und immer wieder wiederholen müsse und werde. Der vollständige Abzug Israels aus Gaza 2005 hat dazu geführt, dass der Raketenbeschuss durch Hamas ungeahnte Dimensionen annahm und Schlimmeres nur durch die fortschrittliche Technologie des „Iron Dome“ verhindert wurde.
Wenn Israel den Grenzschutz verstärkt und die Verbindungen zu Gaza dicht macht, um seine Bürgerinnen zu schützen, ist von „Ghetto“, dem „größten Freiluftgefängnis der Welt“ und „Apartheid“ die Rede. Ungeachtet der Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten.
Wenn Israel in Gaza zurückschlägt, um eine Freilassung der Geiseln zu erzwingen und die Hamas zur Aufgabe zu drängen, kommt der Völkermord-Vorwurf. Dabei wird jedoch kaum berücksichtigt, dass aufgrund der asymmetrischen Kriegsführung die Hamas das Sterben der eigenen Bevölkerung absichtlich forciert und sozusagen Autogenozid betreibt.

Siehe auch: “Wenn Wahnsinnige aufeinandertreffen”; “Israel verrecke!”; “From the river to the sea”; Juden werden hier nicht bedient”.

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