Im Visier

Weiße Männer und ihr Krieg gegen indianische Mädchen und Frauen.

Von Wolfgang Mayr

Melissa Robinson war mit Familienmitgliedern in Montreal, als sie erfuhr, dass der Mörder ihrer Cousine wegen Mordes verurteilt worden war.

„Wir haben die Verurteilungen bekommen, die wir wollten“, sagte Robinson. „Wir sind begeistert zu hören, dass dieses Monster niemals einen Fuß aus einem Gefängnis setzen wird.“ So beschreibt Miles Morrisseau in IndianCountryToday die Reaktion Betroffener auf die Verurteilung eines Mehrfachmörders indianischer Frauen.

Der 37-jährig Jeremy Skibicki gestand, es auf schutzbedürftige indigene Frauen in Winnipeg, im kanadischen Manitoba, “abgesehen zu haben”. Er wurde für schuldig befunden, vier Frauen getötet zu haben, darunter Robinsons Cousine Morgan Harris. Skibicki erhielt eine lebenslange Haftstrafe ohne Bewährung. 

Seine Anwälte hatten versuchten Skibicki als psychisch Kranken darzustellen. Richter Glenn Joyal hingegen beschrieb den Fall als “gnadenlos drastisch”, die Gewalt war entgrenzt und der Angeklagte gab die vier Morde zu. Für den Richter Grund und Anlass, den Mörder zu verurteilen.

Eines der wenigen Urteile in Kanada zugunsten der indianischen Opfer weißer Vergewaltiger. Laut offiziellen Zahlen werden mehr als 4.000 indianische Mädchen und Frauen vermißt. Die Dunkelziffer soll vielfach höher sein. Die Aufklärungsrate ist minimal. Wie auch anderswo in Nordamerika.

Den Prozess gegen Skibicki begleiteten indigene Demonstranten, monatelang forderten sie die Ermittlungsbehörden auf, die Brady-Deponie in der Nähe der Stadt Winnipeg nach den Überresten von vier vermissten indigenen Frauen zu durchsuchen. 

Für Richter Joyal steht der “Fall Robinson” „emblematisch für die Tragödien der vermissten und ermordeten indigenen Mädchen und Frauen”. Der Richter warf dem verurteilten vierfachen Mörder vor, die Frauen vergewaltigt und ermordet zu haben, weil sie Indianerin waren. „In seinem Geständnis äußerte sich der Angeklagte eindeutig rassistisch“, bestätigte Joyal bei der Gerichtsverhandlung.

Die vier Frauen wurden im Frühjahr 2022 in Winnipeg getötet und sie sollen auf den städtischen Mülldeponien beseitigt worden sein. Die damalige Provinzregierung weigerte sich trotz der Proteste, die Mülldeponie zu durchsuchen. Die Demonstranten hielten die Brady-Deponie mehr als zwei Jahre besetzt.

Die Weigerung der Provinzregierung, die Deponie zu durchsuchen, wurde zu einem bestimmenden Thema bei den jüngsten Wahlen in Manitoba. Der Protest und die Empörung über die Haltung der Regierung trug dazu bei, dass Kinew und die New Democratic Party die Mehrheit erhielten. 

Skibicki gab zu, Harris und Marcedes Myran, beide von der Pine Creek First Nation, sowie Rebecca Contois von der O-Chi Chak Ko Sipi First Nation und eine nicht identifizierte Frau mit dem Namen Mashkode Bizhiki’ikwe getötet zu haben.

Die Verurteilung begrüßten die Stammespolitiker von Manitoba und Premierminister Wab Kinew lobte das Gericht. “Heute ist ein bedeutender Tag in der Geschichte von Manitoba“, sagte Kinew, der erste First Nations-Politiker als Provinzpremier. Ein Täter wurde zur Rechenschaft gezogen, für einige der schlimmsten Verbrechen in der Geschichte der Provinz.

Erleichtert reagierten die Angehörigen der Mord-Opfer. Cambria Harris, die Tochter einer ermordeten Frau, würdigte das Gerichtsurteil. Die angebliche psychische Erkrankung erkannte das Gericht nicht an: Er wusste also genau, was er tat. Er machte Jagd auf diese Frauen in Frauenhäusern, er nahm sie mit nach Hause, nahm ihnen das Leben und entsorgte sie dann auf einer Mülldeponie.“ 

Elle Harris erinnerte daran, daß es noch viel zu viele Opfer gibt, die keine Gerechtigkeit erhalten hätten. Viele vermissten ihre Töchter, Tanten, Schwestern und sie bekommen diese Gerechtigkeit nicht. Das schmerzt, sagte Elle Harris IndianCountryToday.

Auch die Assembly of First Nations griff das Urteil von Winnepeg auf. Vorsitzende Cindy Woodhouse Nepinak erklärte sich mit den Angehörigen der vielen Mord-Opfer solidarisch und schloss sich der Forderung der Stammespolitiker an, die Schicksale der vermissten und ermordeten Frauen aufzuklären. Nepinak verwies auf den Bericht der Nationalen Untersuchungskommission über vermisste und ermordete Frauen und Mädchen und die darin enthaltenen 231 Maßnahmen.  

Kaum eine der Maßnahmen wurde umgesetzt, kritisierte die AFN-Vorsitzende. Sie warf den Provinz- und Bundesbehörden vor, versagt zu haben und drängt auf mehr Sicherheit für die indigenen Mädchen und Frauen. Der Dachverband und die Stammespolitiker verlangen eine unabhängige Untersuchungskommission zur Aufklärung der unzähligen Morde.

Dem Winnipeg Police Service wird vorgeworfen, bei der Suche nach Vermissten wenig engagiert zu sein sowie bei der Beweissicherung zu schlampen.   

Die Provinzregierung lässt nun eine weitere Deponie in der Nähe von Winnipeg durchsuchen. Dort werden die sterblichen Überreste von Myran und Harris vermutet. 

„Unser kollektives Handeln muss sich nun darauf konzentrieren, Verbrechen wie dieses in Zukunft zu verhindern, die Schwächsten in unserer Gesellschaft zu unterstützen und die Prairie Green Deponie zu durchsuchen, um den Heilungsweg dieser Familien voranzutreiben,” versprach Regierungschef Kinew. 

Cambria Harris erinnerte daran, dass sie, ihre Familie, die Angehörigen der Mord-Opfer sich dafür engagiert haben, die Fälle aufzuklären. Einen Job, den die Polizei nicht tat und auch nicht die abgewählte Provinz-Regierung. Harris kündigte nach der Verurteilung des Mörders ihrer Mutter an, weiterzumachen, für die viele anderen Opfer und deren Angehörigen.

Siehe auch: missing and murdered indigenous girls an women, mmiwusausa, mmiwusamontana, the search, cbsnews, stolen sisters, 

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