01-10-2025
Großbritannien-Schottland: In zehn Jahren unabhängig?
Minister Angus Robertson formuliert den eigenen schottischen Staat als Ziel der SNP

Der schottische "Außenminister" Angus Robertson hält am Ziel eines schottischen Staates fest. Foto: angusrobertson.scot
Von Wolfgang Mayr
Der schottische Minister für Außenbeziehungen, Angus Robertson, ist überzeugt: Ein weiteres Referendum über die Unabhängigkeit Schottlands von Vereinigten Königreich „wird kommen“. Er ergänzte, dass ein unabhängiges Schottland als auch ein vereinigtes Irland Teil der EU werden.
In einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur sagte Robertson, dass die Scottish National Party ein weiteres Referendum anstrebt. „Wir drängen auf ein Referendum,“ betonte Robertson. Denn nur ein eigenständiges Schottland kann über einen Beitritt zur Europäischen Union entscheiden. An dem Referendum werde bereits gearbeitet. „Es wird kommen.“ Die britische Regierung müsste einem schottischen Unabhängigkeitsreferendum jedoch zustimmen.
Robertson bezeichnete britische Politiker als eine Hürde, sie wollen Schottland behalten, sie wollen es nicht gehen lassen. „Sie werden jede Menge Gründe finden, um zu sagen: Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt“, vermutet Robertson.
Robertson geht auch davon aus, dass sich Nord-Irland ebenfalls mit einem Referendum – vorgesehen im britisch-irischen Friedensabkommen – mit der Republik Irland vereinen wird. Umfragen zum Thema sind aber unmissverständlich – noch – eine Mehrheit lehnt derzeit eine irische Wiedervereinigung ab.
Damals vor elf Jahren
Beim ersten Volksentscheid vor elf Jahren sprachen sich 55 Prozent der Wählenden gegen eine Loslösung vom Vereinigten Königreich aus. 45 Prozent stimmten dafür. Seitdem ist die Zustimmung nicht weniger geworden, wie verschiedene regelmäßige Umfragen zeigen. Für Robertson kann ein zweites Referendum beginnen: „Wir wollen, dass es so schnell wie möglich stattfindet.“
Beim Brexit-Referendum stimmten 62 Prozent der schottischen Abstimmenden für den Verbleib Großbritanniens bei der EU, in Nordirland 55 Prozent. So gespalten ist Großbritannien, titelte damals „Der Spiegel“. Robertson hofft augenscheinlich auf die schottischen Pro-Europäer:innen.
Der Spalt wird immer größer. Laut jüngsten Umfragen könnte bei Parlamentswahlen die rechtsradikale Reform-Partei des Brexit-Architekten Farage deutlich stärkste britische Partei werden. Anders in Schottland: Umfragen in Schottland bestätigen, dass die SNP weiterhin stärkste Partei bleibt. Weit vor Labor, erst auf Rang drei folgt die Reform-Party mit 16 Prozent.
In Nord-Irland verfestigte die irisch-republikanische Linke Sinn Fein ihre Vormachtstellung, aber insgesamt 40 Prozent der Wählenden unterstützt weiterhin die Parteien pro-britischen Loyalisten, die weit rechts stehen. Einst dem rechten Flügel der Torys nahe, jetzt wohl eher der Reform-Party von Nigel Farage.
Siehe auch:
– Angus Robertson, Wiener Treuer zur Queen und zu Schottland
– Robertson über Brexit und die Folgen
– Die SNP über Farage
– Die SNP und Israels Krieg in Gaza
– Robertson und Israel
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