Êzîden

Vom schnellen Vergessen eines Völkermordes.

Von Wolfgang Mayr

IS-Anhänger planten einen Anschlag auf das Taylor Swift-Konzert in Wien. Angebliche IS-Terroristen sollen in Moskau ein Konzert überfallen und mehr als 60 Menschen getötet haben. Es gibt IS-Netzwerke in Europa und in vielen arabischen und islamischen Ländern. In Nord-Syrien sollen IS-Killer gemeinsam mit von der Türkei gesponserten islamistischen Milizen “Ungläubige” jagen, Kurden, Christen, Frauen, Oppositionelle. 

Die IS-Terrorwelle in Europa wurde verdrängt und vergessen, wie auch der Völkermord des IS an den êzîden im Nord-Irak. 

Vor zehn Jahren, am 3. August 2014 eroberte der Islamische Staat (IS) das Sinjar-Gebirge im Nordirak, massakrierte tausende Männer und verschleppte über 7.000 Frauen und Mädchen in die Sklaverei, in die bigotten und überreichen Golfstaaten. Offensichtlich das Vorbild für die russische Invasionsarmee in der Ukraine, die tausende Kinder nach Russland deportierte. 2.000 Mädchen und Frauen gelten als “verschollen”. 

Hunderttausende êzîden flohen damals in die kurdischen Autonomiegebiete, wo sie bis heute als Binnenvertriebene in Lagern leben, vegetieren. Die Verbrechen des IS gelten als Völkermord.

Zehn Jahre nach dem Genozid an der êzîdischen Bevölkerung im Norden des Iraks gibt es für Überlebende sowohl im Irak als auch im deutschen Exil noch immer keine Aussicht auf eine sichere Zukunft, kritisiert die Gesellschaft für bedrohte Völker. Die GfbV forderte dazu auf, den 5.000 bis 10.000 Angehörigen dieser Glaubensgemeinschaft in Deutschland dauerhaft Schutz zu gewähren und sie vor drohenden Abschiebungen zu bewahren. 

Die kurdischen Autonomiegebiete im Irak sind für êzîden keineswegs sicher, sie scheinen unterwünscht zu sein, besonders ihr Engagement.

So verweisen der Dachverband der êzîdischen Frauenräte in Deutschland und der Zentralverband der êzîdischen Vereine auf das Verbot der PADÊ im Irak hin. „Die Justiz der irakischen Zentralregierung hat die êzîdische Partei PADÊ (Partiya Azadî û Demokrasiya Êzîdiya – Partei der Freiheit und Demokratie der Êzîden) verboten. Dieses Verbot wird als Respektlosigkeit und Ignoranz gegenüber den Überlebenden des Genozids scharf kritisiert. 

Das Parteienverbot bewerten die Frauenräte und der Zentralverband als einen Versuch, den Status quo Şengals von vor dem Genozid wiederherzustellen. Der irakische Staat lehnt die êzîdische Regional-Autonomie ab. Ohne Autonomie bleibt die Bevölkerung ungeschützt und ermöglicht einen weiteren Genozid, warnen die Frauenräte und der Zentralverband. Sie setzen auf Widerstand.

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