Das Ende der Pipeline

Eine Ausstellung hinterfragt die Gaspipelines aus Russland

Von Wolfgang Mayr

Im Museum der bildenden Künste in Leipzig steht die russische Gasförderung in Sibirien im Fokus. Die Ausstellung geht auf die die Entwicklung des Gaspipelinesystems – und deren Verflechtung mit der deutschen Industrie – zwischen Sibirien und (West-)Deutschland seit den 1970er Jahren ein und besteht aus der Videoskulptur Leak und dem Essayfilm Where Russia Ends.

Die Künstlerin Hito Steyerl setzt sich mit dem Nord Stream-Pipelinesystem und seinen Vorläufern auseinander. Steyerl geht auf die Geschichte der so genannten „Kulturpipeline“ zwischen der Sowjetunion, dann der Russischen Föderation, und (West-)Deutschland ein. 

Die „Kulturpipeline“ war Teil des „Erdgas-Röhren-Geschäfts“: das sowjetische Kulturministerium und seine Nachfolger organisierten in Zusammenarbeit mit deutschen Unternehmen wie der Deutschen Bank kulturelle Groß-Events. Werbeveranstaltungen für die fossile Infrastruktur. 

Leak ist eine begehbare Skulptur aus Rohren und Videoelementen, die als Leinwand für das Roadmovie Where Russia Ends dient. Der Film behandelt die verdrängte und deshalb die übersehene Geschichte des Kolonialismus und der Umweltzerstörung in den von Russland besetzten Gebieten der indigenen Völker Sibiriens.

2022 wurden in den Studios für wissenschaftlichen Film in Kyjiw (Kyiwnaukfilm) unbekannte Filmaufnahmen entdeckt. Sie dokumentieren mehrere Expeditionen, die in den 1980er Jahren von einer Gruppe ukrainischer Filmemacher*innen in verschiedene Teile Sibiriens und des Hohen Nordens unternommen wurden. Dieses Material bildet die Grundlage für die Rekonstruktion der ausgelöschten Geschichte der zahlreichen imperialistischen Kriege, die Russland gegen seine späteren Kolonien geführt hat.

Where Russia Ends untersucht die Komplizenschaften und beleuchtet die Ausbeutung sowie Aneignung natürlicher Ressourcen samt extraktivistische Ideologie. 

Der Film ist eine Zusammenarbeit zwischen dem ukrainischen Filmemacher Oleksiy Radynski (*1984, Kyjiw) und dem deutschen Kulturforscher Philipp Goll (*1984, Wetter/Ruhr).

Das Begleitprogramm zur Ausstellung entsteht in Kooperation mit dem Ukrainischen Institut in Deutschland.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website ist durch reCAPTCHA geschützt und es gelten die Datenschutzbestimmungen und Nutzungsbedingungen von Google

Zurück zur Home-Seite