21-10-2025
Celovec-Bozen: Zweimal Minderheiten im Focus
In Kärnten/Koroska und in Südtirol stehen für einige Tage die Minderheiten im Mittelpunkt

FUEN Congress 2025, https://www.fuen.org
Von Wolfgang Mayr
In Klagenfurt/Celovec im österreichischen Bundesland Kärnten/Koroska beschäftigen sich Vertreter mehrerer sprachlicher und nationaler Minderheiten mit ihrem Status quo. Mit der eingefrorenen Minderheitenpolitik. Seit den 1990er Jahren steht die Minderheiten-Politik still. EU weit, exemplarisch dafür auch Österreich, stellte letzthin immer wieder der „Rat der Kärntner Slowenen“ fest.
Auf Einladung des Volksgruppenbüros der Kärntner Landesregierung diskutieren (21. Oktober) auf dem „Europäischen Volksgruppenkongress“ im Klagenfurter Konzerthaus Experten und Minderheiten-Vertreter:innen über ihre Perspektiven. „Zeitenwenden – Zukunft denken“, das Motto des Kongresses.
Eine düstere Zukunft, wenn – wie Ende Juli geschehen – österreichische Sicherheitskräfte ein Antifa-Bildungscamp des Klubs der slowenischen Studierenden in Süd-Kärnten/Koroska stürmten. Das Bildungscamp fand auf der Gedächtnisstätte des slowenischen antinazistischen Widerstandes – Persmanhof – statt. Wie US-Präsident Trump wettern die Freiheitlichen gegen die angebliche linksradikale Antifa.
Bei einer solchen Zeitenwende Zukunft denken wird schwierig werden.
In der Südtiroler Landeshauptstadt Bozen treffen sich vom 23. bis zum 26. Oktober die Delegierten der Föderalistische Union Europäischer Nationalitäten zu ihrem Jahreskongress. Der amtierende Präsident Vincze Lorant kündigte grundlegende Entscheidungen an – für die Zukunft der Fuen, der nationalen Minderheiten, Nationalitäten und Sprachgruppen: „Unser Ziel ist es, ein Europa aufzubauen, in dem alle traditionellen Minderheiten und Sprachgruppen geschätzt und geschützt werden und frei sind, ihre eigenen Entscheidungen in Angelegenheiten zu treffen, die sie betreffen.“
Realer Traum Südtirol
In seiner Einladung zum Kongress schreibt der Vincze Lorant: „Unser großer Traum ist hier in Südtirol bereits Wirklichkeit. Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, dass es in ganz Europa Realität wird!“
Der gastgebende Fuen-Vize, Daniel Alfreider, nennt diesen Fuen-Traum Südtirol „als kleines Europa in Europa“, das für kulturelle Vielfalt und Mehrsprachigkeit steht. Deshalb unterstützte das Fuen-Mitglied „Südtiroler Volkspartei“ die Minority Safepack MSPI mit dem Ziel, den Schutz und die Förderung der Minderheiten zu einem Schwerpunkt des vereinten Europas zu machen. Die EU-Kommission als „Kartell der Vaterländer“ versenkte die MSPI.
„Als Minderheiten erleben wir jeden Tag, wie wertvoll der Zugang zu unterschiedlichen Förderprogrammen ist, um unsere Sprache, unsere Kultur und unsere Identität zu bewahren“, wirbt Alfreider für eine Politik für die und mit den Minderheiten. Für die Minority Safepack-Initiative.
EU für Minderheiten?
„Lassen Sie uns diesen Geist der Vielfalt weiterführen und gemeinsam auf eine Zukunft hinarbeiten, in der alle europäischen Minderheiten ihre Stimme erheben können“, Alfreider gibt diesen Auftrag an die Fuen-Führung weiter, die auf dem Jahreskongress neu gewählt wird.
In einem Interview mit der deutschsprachigen Zeitung „Der Nordschleswiger“ in Dänemark unterstrich die Fuen-Vize Olivia Schubert die Notwendigkeit, endlich auch von der EU gefördert zu werden. Laut Schubert, sie ist Angehörige der deutschen Minderheit in Ungarn, würde eine garantierte Förderung aus Brüssel für eine finanzielle Stabilität sorgen. Und, die mögliche Botschaft zwischen den Zeilen, die Abhängigkeit von den derzeitigen Förderern verringern. Dazu zählt auch das illiberale Ungarn des Viktor Orban.
Was heißt hier Minderheiten?
Anlässlich des Fuen-Jahreskongresses präsentiert die Europäische Akademie in Bozen (23.10. 11 Uhr, Waltherhaus) die Wanderausstellung „Was heißt hier Minderheit?“ Die vom Minderheitensekretariat der „Plattdeutschen“, Dänen, Friesen, Sorben und Sinti angebotene Ausstellung informiert über die Geschichte und aktuelle Lage der Sprachminderheiten in Deutschland.
Siehe auch:
– FUEN
– Genaues weiß man nicht
– Antifaschisten im Visier
– Das Schweigen ist skandalös
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