Von Wolfgang Mayr

Renzo Testolin wurde wieder zum Präsidenten der Regierung der autonomen Region Aosta gewählt. Testolin steht einer achtköpfigen Regierung vor, fünf Mitglieder stellt die historische Autonomistenpartei Union Valdotaine, zwei die autonomistische Koalition Centre Autonomists und ein Regierungsmitglied ist von der gesamtstaatlichen Mitte-Rechts-Partei Forza Italia.

Bei den Wahlen wurde am 28. September die christdemokratisch-autonomistische Union Valdotaine von Testolin mit 32 Prozent stärkste Kraft im Regionalrat, knapp dahinter folgt die italienische Rechtsallianz mit 30 Prozent, 14 Prozent wählten die Centre Autonomists.

Die neue Regionalregierung drängt auf eine Reform des Autonomiestatuts und regt deshalb Gespräche mit der rechtsrechten Zentralregierung an. Ziel der Reform ist die Festschreibung und Stärkung der Autonomie und deren Modernisierung.

Die neue Regionalregierung setzt auf eine nachhaltige Wirtschaftspolitik, um den Lebensstil und die Kultur des Landes zu erhalten.

Die Region Aosta will auch die grenzüberschreitende interregionale Zusammenarbeit mit den beiden Departements Savoyen in Frankreich und mit den Institutionen der Frankophonie intensivieren.

Klar ist auch die Forderung der Regionalregierung an die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt RAI, mehr französisch- und frankoprovenzalische Sendungen anzubieten. Außerdem sollte die Rai den beiden Walserdialekten eine besondere Aufmerksamkeit widmen, „damit sie nicht in Vergessenheit geraten“.

Seit der „Angliederung“ des Aostatales 1861 an das italienische Königreich setzte eine tiefgreifende Italianisierung ein, mit einem dramatischen Höhepunkt im Faschismus. Zwei Drittel der Aostaner:innen bezeichnen Italienisch als ihre Muttersprache, 16 Prozent Francoprovenzalisch, knapp ein Prozent Französisch.

Aufgrund der mehrsprachigen Schulen versteht zwei Drittel der Bevölkerung Französisch, fast zwei Drittel Frankoprovenzalisch. Im Alltag dominiert aber die italienische Staatssprache.