Frieden in einer konfliktreichen Welt: Radiosendung der RG München

In der aktuellen Ausgabe der VOICES-Radiosendung beleuchtet die RG München der Gesellschaft für bedrohte Völker die drängenden Herausforderungen des Friedens. Themen wie die Repression indigener Völker in Russland und die weltweite Friedensarbeit stehen im Mittelpunkt. Die Sendung thematisiert, wie indigene Gemeinschaften trotz widriger Umstände für Gerechtigkeit und Frieden kämpfen.

Transkript:

RADIOSENDUNG DER RG MÜNCHEN DER GESELLSCHAFT FÜR BEDROHTE VÖLKER, 30. JULI 2024. DAS THEMA: FRIEDEN
Die Sendung der Regionalgruppe München der Gesellschaft für bedrohte Völker. Wir senden auf Radio Lora München, 92.4, jeweils am fünften Dienstag im Monat. Heutige Sendung möchten wir dem Thema Frieden widmen.
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Tjan: Zuerst jedoch eine dringende Nachricht: der Freitag, der 26. Juli 2024 wurde zu einem „schwarzen Freitag“ für die Indigenen Russlands.
Das russische Justizministerium stufte 55 Organisationen und Bewegungen von Indigenen als „extremistisch“ ein. Darunter auch die Organisation International Committee of Indigenous Peoples of Russia (kurz ICIPR) – ich persönlich bin Mitglied der Organisation seit Gründung Anfang März 2022.
Offiziell klingt es so: „Internationale gesellschaftliche Bewegung für die Zerstörung der multinationalen Einheit und der territorialen Integrität Russlands „Separatistische Antikriegsbewegung“ und ihre strukturellen Untergliederungen“.
Wir zitieren die Stellungnahme des Komitees:
„Das ICIPR ist äußerst besorgt und empört über die Aufnahme von 55 Organisationen indigener Völker, nationaler Minderheiten, dekolonialer und anderer Vereine in die Liste „extremistischer“ Organisationen.
Darunter auch das Aborigen-Forum, ein informeller Zusammenschluss unabhängiger Expert*innen, Aktivist*innen, Führer*innen und Organisationen kleiner indigener Völker des Nordens, Sibiriens und des Fernen Ostens.

Die vollständige Liste ist auf der Website des Justizministeriums der Russischen Föderation veröffentlicht: https://minjust.gov.ru/ru/documents/7822/. (Ohne VPN ist es nicht zu öffnen.)
Falls sie die Seite nicht öffnen lässt, ist die Liste auf unserer Homepage einsehbar.“

Felix: Der Anwalt Andrei Fedorkov kommentiert für „IdelRealii“, ein Medienprojekt des tatarisch-baschkirischen Dienstes von Radio Liberty über die Wolga-Region. Ich zitiere:
„Jede Person, die Symbole ihrer Region veröffentlicht, die von einer Organisation verwendet werden, die sich für die Freiheit und Unabhängigkeit ihrer Region einsetzt, jede Person, die einschlägiges Material verbreitet und Links zu diesem Thema angibt, ist nun gefährdet. Wir sehen, wie absurd die Strafverfolgung ist. Ich vermute, dass eine erhebliche Anzahl von Strafverfahren auf der Grundlage dieser Paragraphen folgen wird.“

Tjan: Das Komitee sieht darin auch eine Reaktion der russischen Regierung auf die Teilnahme indigener Bewegungen an internationalen Plattformen wie der UNO.
Erst vor zwei Wochen thematisierten Mitglieder unserer Organisation auf der Sitzung des UN-Expertenmechanismus für die Rechte indigener Völker (EMRIP) in Genf die Verletzung der Rechte indigener Völker in Russland sowie den Einfluss Russlands auf UN-Gremien.
Kurz vor der UN-Sitzung veröffentlichte das Komitee ICIPR auch einen Bericht über die von der russischen Regierung kontrollierte Vereinigung der indigenen Völker des Nordens, Sibiriens und des Fernen Ostens der Russischen Föderation (RAIPON).

Felix: „Wir, Vertreter*innen der indigenen Völker des Nordens, Sibiriens und des Fernen Ostens, sind empört über die Aufnahme unserer Organisation in die „Extremistenliste“. Wir sind äußerst besorgt darüber, dass die Rechte der indigenen Völker in der derzeitigen Situation nicht gewahrt werden.
Als Vertreter*innen der indigenen Völker Russlands bekunden wir unsere Solidarität mit anderen Organisationen, die ebenfalls auf dieser Liste stehen.
Wir rufen internationale, Nichtregierungsorganisationen sowie zwischenstaatliche, wissenschaftliche, menschenrechtliche und andere Strukturen, einschließlich der Vereinten Nationen, des Europarates und des Arktischen Rates auf, die Entscheidung des Justizministeriums der Russischen Föderation, die 55 indigene Organisationen auf die „Extremistenliste“ gesetzt hat, zu verurteilen.“

Tjan: Wer sind wir? Das International Committee of Indigenous Peoples of Russia ist eine internationale Organisation indigener Völker, die im März 2022 als Reaktion mehrerer indigener Vertreter*innen und Aktivist*innen aus Russland auf den Ausbruch des Krieges gegen die Ukraine gegründet wurde.
Alle Gründungsmitglieder von ICIPR waren zuvor als Aktivist*innen oder Leiter*innen indigener Gemeinschaften in Russland tätig und wurden aus verschiedenen politischen Gründen gezwungen, das Land zu verlassen.
Ziel von ICIPR ist es, die Rechte indigener Völker in der russischen Arktis, in Sibirien und im Fernen Osten auf ihr traditionelles Land, ihre Ressourcen und ihre Selbstbestimmung auf nationaler und globaler Ebene zu verteidigen, insbesondere angesichts des Krieges und der politischen Repression in Russland.

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Und jetzt zu unserem Thema Frieden:

Ткарвэл – ты’н ӄам тэљвэ ӽэ’й əлфчакаӄ лотיӆхэнокэ, ӄа’м тэљвэ инхт каннэнк ӄасӽ лот’ԓхэнон.
Ткарвэл ты’н пток əӈка
Ткарвэл – ты’н мэллаӽ соњԓэс ч’амзанлал’ан. Ткарвэл – ты’н, итэ муза’ мэл чинаӈк нсунскичэн Ит’э каннэнк ӄниӈ кула ч’амзанла’н каннэнк кула’н ч’амзанлал лыԓи сунсын.

Es war der Friedensspruch auf Itelmenisch. Leider kann niemand von uns die Sprache der Haudenosaunee. Deshalb zuerst auf Englisch:

Tanja: Peace is not only opposite of war, it is not only the time between wars. Peace is more.
Peace is the law of human life.
Peace is when we do right
and when there is justice between
every human being and every nation.
(Native American Wisdom Haudenosaunee (Iroquois confederacy))

Auf Deutsch klingt es so:

Felix: Friede ist nicht nur das Gegenteil vom Krieg,
nicht nur der Zeitraum zwischen zwei Kriegen – Friede ist mehr.
Friede ist das Gesetz menschlichen Lebens.
Friede ist dann, wenn wir recht handeln und wenn zwischen jedem einzelnen Menschen und jedem Volk Gerechtigkeit herrscht.
(Indianische Weisheit der Haudenosaunee (= Irokesen-Konföderation): In ihrer Sprache heißt Friede – Skanoň.)

Tjan: Dieser Spruch wurde in 120 Sprachen übersetzt und als ein Plakat von der Gesellschaft für bedrohte Völker 2003 produziert. Die Gesellschaft für bedrohte Völker setzt sich seit der Gründung für die Gerechtigkeit, für den Frieden ein.
Die Organisation macht aufmerksam auf die Ursachen von Konflikten, von Kriegen, sei es in Russland, Sudan, Kongo oder anderswo in der Welt.
Aber die Mehrheit der Bevölkerung macht sich vor Konflikten weniger Gedanken darüber, fragt sich aber, woher das kommt, wenn ein Konflikt aufflammt.
Und wir von der RG München der GfbV informieren seit Jahren über die Menschenrechtsverletzungen, die hinter einer Pipeline mit Öl oder einer Pipeline mit Gas, auch eines Transportzuges mit Kohle, Uranabfällen etc. liegen, das heißt wo die Rohstoffe abgebaut und Abfälle vergraben werden. Die Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland, Europa, auch ich, haben von billigen Rohstoffen aus Russland günstig gelebt. Aber durch Russlands Krieg gegen die Ukraine wurden fast alle Geschäfte mit Russland gestoppt, und wir leiden jetzt darunter, dass alles teurer geworden ist.
Ich wiederhole: Die Ursachen von Kriegen müssen wir früher erkennen.

In der Zeit von andauernden Kriegen in vielen Regionen der Welt, und seit 2,5 Jahren mitten in Europa vom Krieg Russlands gegen die Ukraine, sehnen sich viele Menschen nach dem Frieden.

Felix: Am 11. und 12. April 2024 trafen sich Vertreter*innen der indigenen Völker zum ersten Globalen Gipfel auf dem Land, wo der Potomac River fließt, in Washington, DC, um ein globales Netzwerk indigener Friedenstifter*innen, Vermittler*innen und Verhandlungsführer*innen zu bilden.
In ihrer Resolution bringen sie den Wunsch zum Ausdruck, Menschen, Frieden und den Planeten zu heilen. Sie fordern die Vereinten Nationen auf, indigene Ansätze zur Friedensbildung in die Lösung globaler Konflikte einzubeziehen. Ihre Erklärung verlasen sie bei der 23. Sitzung des Permanenten UN-Forums für Indigene Angelegenheiten am 26. April 2024 in New York.

Tanja: Menschen, Frieden und den Planeten heilen.
Wir leben in einer Welt, die von Konflikten ruiniert ist. Die heutige Welt braucht dringend bedeutungsvolle Friedensbildung, die für alle funktioniert. 80 % der Konflikte in der Welt passieren in Gebieten der biologischen Vielfalt, in denen indigene Völker leben. Heute finden 107 Kriege in der Welt statt, durch die 117 Millionen Menschen vertrieben werden. Jegliche friedensbildenden Aktivitäten in globalen Konflikten müssen indigene Völker einbeziehen und einschließen. Friedensbildende Anstrengungen werden gegenwärtig in der Regel auf hohen politischen Ebenen, hinter verschlossenen Türen und mit gewalttätigen Gruppen verhandelt, wo indigene Völker kaum vertreten sind.

50 indigene Führungspersönlichkeiten aus der ganzen Welt, die aus 30 Ländern und Territorien kamen, trafen sich im April 2024 in Washington DC, um ein breiteres Verständnis der einzigartigen Fähigkeiten und Ansätze zu fördern, die es indigenen Völkern ermöglichen, Gewalt zu widerstehen und Frieden zu schaffen. Dieses historische Ereignis trug dazu bei, Empfehlungen zu entwickeln, um die Inklusion indigener Völker in Friedensprozesse voranzutreiben und ein globales Netzwerk von indigenen Friedensstiftern, Mediatoren und Verhandlern zu gründen, um gewalttätige Konflikte über Grenzen hinweg zu entschärfen und zu lösen.

Auf dem Gipfel wurden auch das Große Gesetz des Friedens der Haudenosaunee, die Friedenshäuptlinge, die Vertragsältesten, der Friedenstanz, der Olympische Waffenstillstand, die Friedenspfeifenverträge sowie Loiyunmba Shinyen, indigene Formen der Regierung und Verfassungsbildung, die sich in verschiedenen Teilen der Welt entwickelt haben, vorgestellt.

Anschließend an den Gipfel wurde eine Internationale Deklaration über Indigene Friedensbildung verabschiedet, die von 50 indigenen Anführern, Ältesten, Frauen und Jugendlichen aus 7 soziokulturellen Regionen der Welt unterschrieben wurde.

Bei sechs Podiumsdiskussionen über zwei Tage verteilt, wurden Fragen, die indigene Völker rund um die Welt konfrontiert sind, sowie indigene Ansätze zur Friedensbildung erörtert.

Anschließend an den Gipfel nahmen einige der indigenen Anführer*innen an der 23. Sitzung des United Nations Permanent Forum für Indigene Angelegenheiten teil und verlasen Erklärungen zu indigener Friedensbildung. Die indigenen Anführer*innen, die den Gipfel besuchten, trafen sich am 19. April 2024 ebenfalls im Büro für Politische und Friedensbildungsangelegenheiten der United Nations mit der Staatssekretärin, Rosemary Dicarlo, und übergaben ihr die Erklärung. Das Treffen war wirklich denkwürdig und ereignisreich.

Das Ergebnisdokument der 23. Tagung des UN Ständigen Forum, das am 26. April 2024 angenommen wurde, beinhaltete auch Empfehlungen, die auf dem Gipfel ausgesprochen wurden. Das Ergebnisdokument vom 26. April beinhaltet nun 3 Artikel, die auf dem Gipfel angenommen wurden, diese sind:
• Das Ständige Forum der Vereinten Nationen für Indigene Angelegenheiten beruft 5 Expertenmitglieder, um eine Studie mit dem Titel „Einbeziehung indigener Völker in Wahrheitsfindungs- und Versöhnungsprozessen“ durchzuführen und es dem Forum in der 24. Session zu präsentieren.
• Das UN Ständige Forum für Indigene Angelegenheiten beruft 5 Expertenmitglieder, um eine Studie mit dem Titel „Auswirkungen von Kolonisierung und bewaffneten Konflikten auf die Rechte indigener Völker: die Notwendigkeit der Friedensbildung“ durchzuführen und es dem Forum in der 24. Session zu präsentieren.
• Das UN Ständige Forum für Indigene Angelegenheiten fordert Mitgliedsstaaten auf, Konflikte auf indigenem Land und Territorien in Treffen des Sicherheitsrates im Rahmen der Friedens- und Sicherheitsagenda zu behandeln und dabei die volle und gleichwertige Mitwirkung indigener Frauen und Jugendlicher an Friedensprozessen zu gewährleisten. Das Forum empfiehlt ebenfalls, dass das Amt für Politische und Friedensbildungsangelegenheiten aktiv die Implementierung von Friedensabkommen unter Einbeziehung indigener Völker weltweit überwacht.

Laut den Organisatoren, die die Anstrengungen für den ersten globalen Gipfel zu indigener Friedensbildung koordiniert haben, an dem mehr als 120 indigene Völker, Organisationen und eine Friedensbildungsgemeinschaft aus der ganzen Welt persönlich und online teilnahmen, ich zitiere:

„Wir haben mit diesem Gipfel Geschichte geschrieben. Die Einbeziehung der Empfehlungen des Gipfels im Abschlussdokument zeigte, dass unsere Arbeit einen Einfluss hatte. Wir haben die UN daran erinnert und die Welt dazu gebracht, die Notwendigkeit zu realisieren, dass indigene Völker und indigene Friedensbildung mit einbezogen werden müssen, um zu helfen, Menschen, den Frieden und den Planeten zu heilen. Indigene Territorien sollten nicht in Kriegsgebiete umgewandelt werden. Die harte Arbeit startet jetzt, um dies dort zu verwirklichen, wo es von Bedeutung ist, aber wir sind froh, dass wir unseren ersten wichtigen historischen Schritt getan haben, und wir werden weitermachen, diesen in den kommenden Tagen, Monaten und Jahren zu pflegen.“ (Zitatende)

Tjan: „Nicht um uns gegenseitig zu töten, sondern um den Planeten zu retten“ – mit diesem Aufruf veröffentlichte **Novaja Gazeta** (herausgegeben in Russland) einen Brief von 51 Nobelpreisträger*innen am 13. Juli 2024: [https://novayagazeta.ru/articles/2024/07/13/not-to-kill-each-other-but-to-save-the-planet?print=tr](https://novayagazeta.ru/articles/2024/07/13/not-to-kill-each-other-but-to-save-the-planet?print=tr).

Es ist ein außergewöhnlicher Brief: ein Plädoyer für einen sofortigen Waffenstillstand zwischen Russland und der Ukraine und im Gazastreifen. Sie fordern, dass Politiker*innen und Militärs das Feuer einstellen und dass die religiösen Führer der Welt sich direkt an die Menschen wenden. Herausragende Wissenschaftler*innen und Denker*innen haben sich gegen das Töten und die atomare Bedrohung ausgesprochen. Unter dem Brief stehen die Unterschriften derjenigen, die den Planeten vor tödlichen Krankheiten bewahrt, neue physikalische Phänomene entdeckt, das menschliche Genom bearbeitet, HIV und Helicobacter entdeckt haben … und so weiter.

Diese Menschen verstehen besser als jeder andere, wie das Universum funktioniert. Um es zu retten, fordern sie ein Ende der Kriege. Unterstützen Sie ihre Bemühungen. Es ist an der Zeit, dass die Menschen sich mit der drohenden Zerstörung des Planeten auseinandersetzen, wenn die Staaten noch machtlos sind. Diese Worte klingen besonders vor den Olympischen Spielen mit ihrer uralten Tradition der Feuerpause zwischen den Kriegsparteien nach.

Die Redaktion der **Nowaja Gazeta** sieht sich bei der Veröffentlichung dieses Aufrufs der Nobelpreisträger*innen gezwungen, die Gesetze der Russischen Föderation einzuhalten, die eine De-facto-Zensur vorschreiben und eine offene Meinungsäußerung unter Androhung strafrechtlicher Verfolgung verbieten. Daher wurden bestimmte in Russland verbotene Wörter in diesem Brief für Leser in Russland durch drei Sternchen ersetzt (das betrifft Leser*innen in Russland).

Felix:
An Seine Heiligkeit Papst Franziskus,
Seine Heiligkeit der Ökumenische Patriarch Bartholomäus,
Seine Heiligkeit der Dalai Lama XIV,
An die Kriegführenden,
An die Vereinten Nationen,
An das Europäische Parlament,
An die Parlamentarische Versammlung des Europarates.

Gegenwärtig gibt es mindestens 55 solcher Konflikte. Die Politiker schaffen es nicht, den zahlreichen bewaffneten Konflikten ein Ende zu setzen, die den Planeten weiterhin plagen.

Lokale Kriege sind nicht mehr lokal. Ein (***) Krieg – der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine – findet zum ersten Mal seit Jahrzehnten wieder auf dem europäischen Kontinent statt. Die Folgen dieses langwierigen Konflikts, der nun schon in sein drittes Jahr geht, haben sich auf verschiedene Länder ausgewirkt und zu einer zunehmenden Hungersnot in afrikanischen Ländern, einer Migrationskrise in Europa und durch die Bombardierungen zur Freisetzung von Schadstoffen in die Wasser-, Lebensmittel- und Milchversorgung der Menschen auf allen sechs Kontinenten geführt. Bis zum Ende dieses Jahres wird die Zahl der Toten und Verletzten in Mitteleuropa voraussichtlich zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg eine Million übersteigen.

Während dieses Konflikts sind die Verteidigungsbudgets weltweit in einem Ausmaß gestiegen, das mit den Mitteln vergleichbar ist, die zur Verlangsamung des globalen Klimawandels benötigt werden. Während die Menschen sich gegenseitig umbringen, zerstören sie auch unseren Planeten.

Die gestiegenen Rüstungsausgaben sind auch vergleichbar mit den Ausgaben, die nötig sind, um den Hunger in der Welt für die nächsten achtzig Jahre zu beseitigen. Stellen Sie sich vor: Niemand würde hungern oder an Erschöpfung sterben, und kein Kind wäre unzureichend ernährt. Doch anstatt das Leben zu erhalten, werden die Ressourcen für die Verbreitung des Todes verschwendet.

Wer sind heute die Opfer von Kriegen? Die meisten von ihnen sind zwischen 30 und 40 Jahre alt, was für jeden von ihnen eine verlorene Lebenserwartung von etwa 40 Jahren bedeutet. Auf 100.000 getötete Menschen kommen also 4 Millionen nicht gelebte Jahre – nicht gemachte Entdeckungen, Erfahrungen, nicht geborene Kinder, leidende Waisen.

Wir sind keine Vertreter von Staaten, aber wenn die Bemühungen der Staaten um Frieden nicht ausreichen, müssen wir selbst handeln. Wir bitten Sie inständig, dies zu tun! Wir bitten Sie um Ihre Hilfe bei der Forderung nach einem Waffenstillstand und allen darauf gerichteten Aktionen.

Stellt das Feuer ein!
Beendet den Verlust von Menschenleben!
Verhindert eine nukleare Katastrophe!

Wir bitten Seine Heiligkeit Papst Franziskus, Seine Heiligkeit den Ökumenischen Patriarchen Bartholomäus, Seine Heiligkeit den Dalai Lama XIV, Vertreter des Islam und des Judentums, an alle Bürger der Welt, an die Regierungen zu appellieren, gerade während der Olympischen Spiele. Mögen sich die Milliarden von Menschen, die die Spiele verfolgen werden, Ihrem Aufruf zum Frieden anschließen.

Lassen Sie uns dafür sorgen, dass unsere Kinder uns überleben.
Anstatt uns gegenseitig zu zerstören, lasst uns daran arbeiten, unseren Planeten zu retten.

Wir bitten um die sofortige Anwendung der folgenden Prinzipien auf die Konflikte in der Ukraine und im Gazastreifen:
* Einen sofortigen Waffenstillstand,
* Den Austausch aller Gefangenen,
* Die Freilassung der Geiseln und die Rückgabe der Leichen der Toten,
* Aufnahme von Verhandlungen.

Wenn sich die Politiker*innen nicht einigen können, sollten sie die Lösung der Probleme den künftigen Generationen überlassen und das Feuer einstellen. Unterschrieben haben 51 Nobelpreisträger*innen (eine vollständige Liste der Unterzeichner ist mit einiger Mühe im Internet zu finden).

Felix: Meine Gedichte:
Wenn unendliche Wut auf Vergebung trifft: Wer mag gewinnen?
***

**Notwehr**
Bis an die Zähne bewaffnet mit Gedichten
trat ich hinaus in die Welt.
Geschützt mit einem Panzerhemd
aus allen Klängen zwischen Himmel und Erde.
Ein Schwert aus den Farben des Universums
öffnete mir jede Tür.
Nur mit einem Lindenblatt bedeckt
schritt ich der Angst entgegen.
Wer könnte mich jetzt noch verletzen?

Tanja: Und jetzt möchten wir Ihnen zwei Märchen aus dem Buch „Sibirische Märchen“ anbieten:
„Wie der Rabe Kurkyl die Sonne auf die Erde brachte“
und
„Wie sich der Eisbär mit den Tieren versöhnte“.

Felix: Meine Gedichte zum Frieden:
Ich habe den Frieden gesehn,
weit weg, hinter dem Krieg.
Willst du nicht kommen, hab ich gefragt.

Mal sehn.
Ich sah ihn nicht kommen.
Ich weiß nicht, was er unternommen.
Ich stieg auf den höchsten Baum und sah ihn schüchtern stehn –
mit Taubenfedern geschmückt.
„Ich kann nicht“, hört ich ihn sagen.

Ich stieg von dem höchsten Baum
in meinen tiefsten Grund,
vorbei an Dämonen aus Angst,
vorbei an Wächtern aus Scham,
vorbei am Echo von Schuldgefühlen.
Und je tiefer ich kam,
desto schwerer wurde das Graben.
Ich wollte schon resignieren,
da hört ich Parolendonner:
„Nur nicht den Krieg verliern,
nur nicht den Krieg!“
Aber nur, wollte ich schrein,
wenn wir den Krieg verliern,
können wir Frieden gewinnen.
Ich behielt es bei mir.

Ich stieg noch tiefer,
vorbei an Kontrollen
aus alten Plänen,
aus nie gelebten Ideen,
aus Argumenten und
ungesühntem Schmerz.
Vorbei an der Ratlosigkeit
und dann
irgendwann
nach dem WO BIN ICH
direkt hinter dem Nichts
fand ich das wortlose Land
und gab ihm den Namen
FRIEDEN.

Die Werbung: RG München der GfbV.

Tjan: Wir empfehlen auch die Webseite [https://gfbv-voices.org](https://gfbv-voices.org).
Das war die Sendung der Regionalgruppe München der Gesellschaft für bedrohte Völker auf Radio Lora München, 92.4.
Wir bedanken uns recht herzlich bei Ihnen, liebe Zuhörer*innen, für Ihr Interesse und hoffen, Sie bei unserer Sendung am Di., 29. Oktober 2024 um 19 Uhr wieder begrüßen zu dürfen.

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