22-12-2022
Bundesverdienstkreuz für Feryad Fazil Omar
Der ehemalige Bundesvorsitzende der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) ist am Mittwoch (21. Dezember 2022) mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden. Die Ehrung des renommierten Literatur- und Sprachwissenschaftlers und kurdischen Schriftstellers nahm Berlins Wissenschaftssenatorin Ulrike Gote an der Freien Universität vor.
Im Auftrag des Bundespräsidenten überreichte Frau Senatorin Ulrike Gote das Bundesverdienstkreuz.
Rund 150 Gäste aus Deutschland, dem europäischen Ausland und Vertreter aus Irakisch-Kurdistan waren in die Freie Universität Berlin gekommen, um das Lebenswerk des 1950 in der kurdischen Stadt Sulaimaniyya geborenen Feryad Fazil Omar zu ehren. Seit fast 45 Jahren lebt der Geehrte in Berlin.
Der Vorsitzende der kurdischen Gemeinde in Deutschland, Ali Ertan Toprak, würdigte die Lebensleistung in seiner Rede: „Mit Deinem Einsatz für die Rechte der Minderheiten weltweit und Deinem Werk, deinem unermüdlichen Einsatz für das Kurdische ehrst Du uns alle. Du zeigst, wozu wir auch in der Lage sind – für uns Kurden bist Du ein Held“, so Toprak unter dem kräftigen Beifall der Festversammlung.
In ihrer Laudatio ordnete Prof. Mazuck die Lebensleistung des Geehrten ein. „Wir können ohne Übertreibung von einem Jahrhundertwerk sprechen“, so die Iranistik-Professorin und verwies vor allem auf seine wichtigsten Werke, zu denen das erstmals 1992 erschienene Kurdisch-Deutsche Wörterbuch (Zentralkurdisch/Sorani) und 2016 das Deutsch-Kurdische Wörterbuch (Sorani) gehört. Diese Werke sind seitdem mehrfach neu aufgelegt und erweitert worden. Im Februar dieses Jahres wurde Feryad Fazil Omar von der Salahaddin University in Erbil mit dem PhD ehrenhalber ausgezeichnet. Im Mai dieses Jahrs wurde er Ehrenmitglied der Kurdischen Akademie für Wissenschaften.
Eine große Festgemeinde war angereist um Feryad Fazil Omar zu ehren.
Zunächst war Feryad Omar in der nordirakischen Stadt Sulaimaniyya Dozent an der ersten kurdischen Universität. Nachdem er ein Forschungsstipendium an der Freien Universität Berlin erhalten hatte, verließ er 1978 den Irak. Bis 1982 studiert er Iranistik am Institut für Iranistik der Freien Universität Berlin. Von 1982 bis 2018 war er dort Dozent für kurdische Sprache, Literatur und Geschichte. Feryad Fazil Omar hielt unter anderem Seminare und Vorlesungen über die Sprache, Literatur, Geschichte und Politik der Kurden und widmete sich dem Verfassen von Lehr- und Wörterbüchern zur kurdischen Sprache und Literatur. Unter anderem übersetzte er kurdische Literatur ins Deutsche und schreibt selbst Gedichte auf Deutsch sowie auf Kurdisch.
Feryad Fazil Omar ist Gründer und Präsident des Instituts für Kurdische Studien Berlin. Zudem war er zwischen 2012 und 2017 Bundesvorsitzender der Menschenrechtsorganisation „Gesellschaft für bedrohte Völker“. Neben seinem wissenschaftlichen Engagement und seinem Einsatz für die Menschenrechte weltweit ist er ein politisch unabhängiger Beobachter und Kommentator der kurdischen Belange sowie der ethnischen und religiösen Minderheiten im Nahen Osten.
Die Ehrung mit dem Bundesverdienstkreuz wurde von Jan Diedrichsen, seinem Nachfolger im Bundesvorsitz der „Gesellschaft für bedrohte Völker“, gemeinsam mit Heinrich Schulz, dem langjährigen Vorsitzenden der dänischen Minderheit in Deutschland angeregt und unter anderem von dem ehemaligen Kanzler der Freien Universität Berlin, Peter Lange, und von der Iranistik-Professorin Dr. Maria Macuch unterstützt.
Jan Diedrichsen verwies in seiner Laudatio auf die bemerkenswerte Lebensgeschichte und Karriere des Geehrten. Im Irak verfolgt und gefoltert, habe er es sich zur Lebensaufgabe gemacht, sich für die Menschenrechte weltweit einzusetzen. Zudem habe er die Sprache und Literatur seiner kurdischen Heimat erhalten wollen und seiner neuen Heimat Deutschland mit einem beeindruckenden ehrenamtlichen und zivilgesellschaftlichen Engagement zurückgeben, was er seit 1993 als deutscher Staatsbürger gerne als „Großzügigkeit Deutschlands“ ihm gegenüber umschrieben hatte. „Feryad Fazil Omar ist ein Menschenrechtler, der durch das Leid der Kurden für die Ungerechtigkeiten der Welt und für die Ohnmacht der oftmals Schwächsten, den Minderheiten besonders sensibilisiert war“, betonte Jan Diedrichsen.
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