Eine neue Verfassung für Australien

Werden die AustralierInnen für die Anerkennung der Aboirgine stimmen?

Von Wolfgang Mayr

Die sozialdemokratische Regierung will sich von der Kolonialgeschichte, vom Kolonialismus und seinen Verbrechen verabschieden. Mit einem Referendum, voraussichtlich im nächsten Jahr. Endlich sollen auch die Aborigine, die First Nations, anerkannt und ihre Recht garantiert werden. In der Verfassung. Damit würde sich Australien zu seinem multinationalen Charakter bekennen. Ein längst überfälliger Schritt.

Vor 500 Jahren wurde der australische Kontinent entdeckt, die „Landnahme“ erfolgte ähnlich brutal wie in den beiden Amerika. Die ersten Australier wurden enteignet, verjagt, vertrieben, ermordet, die Überlebenden ausgegrenzt. 1901 entstand der australische Bund, eine Kolonialmacht im Auftrag der britischen Krone. Der Anteil der autochthonen Völker an der australischen Bevölkerung schrumpfte seit der rabiaten Kolonialisierung des Kontinents radikal zusammen, auf ein Prozent.

Der Aktivismus der Aborigines zwingt inzwischen Regierung und Öffentlichkeit zur ungeschminkten Auseinandersetzung mit der eigenen Kolonialgeschichte. Eine üble Geschichte. Die AktivistInnen und ihre Botschaft ist klar, „ihr habt uns unser Land gestohlen, gebt es wieder her…!“

Im schönsten Park von Perth wird ein großzügiges „Kulturzentrum für die indigenen Stämme Westaustraliens“ errichtet. Auf jedem Kontoauszug der vier großen Banken wird auf die Aborigine hingewiesen, auf ihr Land und ihre Kultur. Dieser Text wird im TV-Programm von ABC und SBS jedem Programmwechsel vorgeschaltet. In öffentlichen Ämtern tragen Türschilder neuerdings auch die Bezeichnung in der Sprache des lokalen Stammes.

Bei öffentlichen Aufführungen spricht ein weißer Funktionär einen Willkommengruß in der Sprache der Aborigines. (z.B Festival of Perth und Filmfestival).

Vor dem Parlamentsgebäude in Canberra fand ein vielstündiges „Corroborow“ mit Hunderten „Living Black“-AktivistInnen mit Feuer und Rauch-Zauber und vielstündigen Tänzen grellbemalter nackter Tänzer im Lendenschurz statt. Unter den Zuschauern die gesamte Regierung plus Kameras von ABC und SBS. „Seht her – unsere Kultur lebt“ verkündeten die stampfenden und laut singenden Tänzern.

Mit dem ReferendumCustodians of our Continent“ sollen bei genügend „Yes“-Stimmen die „eigentlichen und angestammten Eigentümer des Landes“ in die Verfassung des „Commonwealth of Australia“ aufgenommen werden. Die Aborigine, Eigentümer und nicht Besitzer des bisherigen „Crown-Land“ der britischen Krone.

Eine Chance zweifelsohne. Ob das Referendum Australien verändern wird? Oder wird die weiße Bevölkerungsmehrheit sich ähnlich verhalten wie die chilenische, die sich strikt gegen indigene Rechte in der Verfassung aussprach und stattdessen für die Beibehaltung der Verfassung der Pinochet-Diktatur votierte?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website ist durch reCAPTCHA geschützt und es gelten die Datenschutzbestimmungen und Nutzungsbedingungen von Google

Zurück zur Home-Seite