21-10-2021
„Stimmen der Erinnerung“: Südtiroler ZeitzeugInnen zur „Option“ von 1939
Von Wolfgang Mayr
Benito Mussolini und Adolf Hitler einigten sich 1939 darauf, die deutschsprachigen Südtiroler und die Ladiner auszusiedeln. Das faschistische Regime „gewährte“ seinen deutsch- und ladinischsprachigen „Untertanen“ die Wahl zu gehen oder zu bleiben.
Im Podcast „Option. Stimmen der Erinnerung. Le Opzioni in Alto Adige/Südtirol“ vom Eurac-Center for Autonomy Experience, den Vereinigten Bühnen Bozen und dem Institut für Zeitgeschichte der Universität Innsbruck erzählen Betroffenen über diese Zeit.
„Option. Stimmen der Erinnerung. Le Opzioni in Alto Adige/Südtirol“ auf Apple Podcasts
Option bedeutet eine Wahlmöglichkeit zu haben, Optionen im Leben zu haben wird meist positiv aufgefasst, stellt Instituts-Leiter Marc Röggla die Reihe vor. „Für Südtirol hingegen ist die Option eines der dunkelsten Kapitel in der Geschichte. Die Bevölkerung stand vor einer fast unmöglichen Entscheidung: „Dableiben“ und sich damit für Wohnort und Heimat zu entscheiden – jedoch mit der Aussicht, die deutschsprachige Identität aufzugeben oder „Optieren“ für das Deutsche Reich, um Muttersprache und Traditionen zu wahren, dabei aber Südtirol als Heimat zu verlieren.“
Marc Röggla baute auch italienische Stimmen zur Option ein, „uns war auch der andere Blickwinkel wichtig“, sagt Röggla. In der letzten Episode kommen abrundend HistorikerInnen zu Wort: Eva Pfanzelter von der Universität Innsbruck, Alessandra Zendron, ehemalige Kulturredakteurin der Rai in Bozen und Hannes Obermair von der Eurac, die die Betroffenen-Aussagen geschichtlich einordnen.
Herauskam eine schnelle und emotionale Reise in die Vergangenheit, führt Röggla weiter aus: „Wir haben die Aufnahmen nicht zusammengeschnitten. Da merkt man an den Pausen, an der Stimme, am Ringen nach Worten, dass das, was wir rückblickend als Geschichte bezeichnen, sich aus vielen Einzelschicksalen und Emotionen zusammensetzt. Das berührt erst einmal. Darin liegt auch die große Stärke der Podcasts, da kann kein geschriebener Text mithalten.“
Erinnerungskultur: Zeitzeuginnen und Zeitzeugen gesucht! (eurac.edu)
„Heimatverräter“ oder „Walsche“ – Gesichter der Option im Stadttheater Bozen | franzmagazine
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