Italien-Veneto: Fodom will zu Südtirol

Die ladinische Gemeinde drängt auf eine Umsetzung der Volksabstimmung von 2007

Vor 18 Jahren stimmten die ladinischen Gemeinden Anpezo, Colle und Fodom (Provinz Belluno, Region Veneto) für einen Wechsel nach Südtirol. Das Ergebnis der Volksabstimmung wurde bis heute nicht umgesetzt. Foto: lausc.it

Vor 18 Jahren stimmten die ladinischen Gemeinden Anpezo, Colle und Fodom (Provinz Belluno, Region Veneto) für einen Wechsel nach Südtirol. Das Ergebnis der Volksabstimmung wurde bis heute nicht umgesetzt. Foto: lausc.it

Von Simon Constantini

 

Die Gemeinde Fodom in der östlichen Südtiroler Nachbar-Provinz Belluno (Region Veneto) will eine spezialisierte Anwaltskanzlei damit beauftragen, sich mit der Volksabstimmung von 2007 auseinanderzusetzen. Sie soll rechtliche Schritte einleiten, um das Ergebnis umsetzen zu können.

Damals hatten sich 86,42 Prozent der Abstimmenden für die Abtrennung ihrer Gemeinde von der Region Venetien und ihre Angliederung an Südtirol entschieden. In den beiden anderen ladinischen Gemeinden, die gleichzeitig abgestimmt hatten, war der Anteil der Befürworterinnen ebenfalls sehr hoch: in Anpezo stimmten 76,53 Prozent und in Col 83,33 Prozent für den Landes- und somit auch für den Regionswechsel.

Während jedoch andere, ähnliche Anliegen relativ schnell abgewickelt wurden, hat es bei den dolomitenladinischen Gemeinden in 17 Jahren kaum Fortschritte gegeben.

In der Gemeindesatzung von Fodom sind nicht nur die Verpflichtung zur Förderung der ladinischen Sprache und Kultur sowie die regionsübergreifende Zusammenarbeit mit den ladinischen Gemeinden in Venetien, Südtirol und Trentino (Art. 2) festgeschrieben, sondern auch ausdrücklich die Berücksichtigung des von der Bevölkerung 2007 zum Ausdruck gebrachten Willens (Art. 112). Demnach ist die Gemeinde satzungsgemäß dazu verpflichtet, das Ergebnis der damaligen Abstimmung mit allen verfügbaren Mitteln zu verfolgen und keinerlei Entscheidungen zu treffen, die mit diesem Ziel im Widerspruch stehen.

 

Divide et Impera

Die drei Gemeinden von Souramont — Anpezo, Col und Fodom — gehören seit 1923 zur Region Venetien, als dies mit dem ausdrücklichen Ziel der Assimilierung veranlasst wurde.  Auch das republikanische Italien hat diese Ungerechtigkeit, die den Grundprinzipien des Minderheitenschutzes widerspricht, niemals rückgängig, sondern sich die Argumente des Faschismus sogar zu Eigen gemacht.

Doch spätestens seit Oktober 2007 haben gibt es einen klaren demokratischen Auftrag der betroffenen Bürgerinnen, dies zu ändern. Bei einer in ihrer Substanz gefährdeten Minderheit wie der Ladinischen ist dabei Zeit ein wichtiger Faktor — und den scheinen die zuständigen Stellen erneut zu Ungunsten des Minderheitenschutzes spielen lassen zu wollen.

Mit dem nun beschlossenen Auftrag an die römische Kanzlei AM.LEX versucht die Gemeinde Fodom, wieder Bewegung in die Angelegenheit zu bringen und den Bürgerinnen zu ihrem Recht zu verhelfen.

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