USA-Alaska: Die neue Frontier im Norden

Was haben die First Nations von “DrillBabyDrill” zu erwarten?

Arctic National Wildlife Refuge in Alaska. Foto: U.S. Fish and Wildlife Service, Public Domain

Arctic National Wildlife Refuge in Alaska. Foto: U.S. Fish and Wildlife Service, Public Domain

Von Wolfgang Mayr

 

Präsident Biden ließ auch auf Wunsch indigener Gemeinschaften weite Teile Alaskas unter Schutz stellen. Das scheint nun lang her zu sein. Präsident Trump hob den Schutzstatus wieder auf und genehmigte eine Vielzahl von Waldrodungen, Erdölbohrungen und Bergbau-Lizenzen.

DrillBabyDrill ist nun im größten US-Bundesstaat angesagt, höchst umstritten innerhalb der indigenen Gemeinschaften. Für Associated Press schaute sich Peter Smith die genehmigten Projekte an. Die indigenen Bevölkerungen sind gepalten. Manche hoffen auf neue Arbeitsplätze und eine wirtschaftliche Entwicklung. Andere befürchten Auswirkungen auf die vunerable Mitwelt, letzthin brach bereits die Lachspopulation aufgrund der Erwärmung der Gewässer und der kommerziellen Fischerei in den längsten Flüssen zusammen.

 

Trump setzt auf die “Erschließung”

Sein erstes Dekret zielt auf die “Entwicklung und Produktion der natürlichen Ressourcen“ in Alaska ab. Der Kongress genehmigte vier neue Öl- und Gaskonzessionen in der Küstenebene des Arctic National Wildlife Refuge im Nordosten Alaskas. Genauso in der National Petroleum Reserve-Alaska im nördlichen Teil des Staates.

Minister des Trump-Kabinetts besuchten Alaska und forderten dazu auf, die Menge an Öl, die durch das riesige Pipelinesystem fließt, zu verdoppeln und eine riesige Erdgaspipeline als “großen, schönen Zwilling” zu bauen.

Die Regierung fördert auch das Ambler Mining District Industrial Access Project. Das sieht den Bau einer 200 Meilen langen Straße in unerschlossenen Regionen vor sowie Erschließungsstraßen zu weiteren Minen. Eine davon ist ein Projekt in den Yukon Flats. Geplant ist Goldmine im Südwesten Alaskas mit einem massiven Damm, um Millionen Tonnen chemischer und mineralischer Abfälle aufzunehmen.

Indigene Einwände nimmt die Trump-Regierung nicht zur Kenntnis. Im Gegenteil, zu seiner ersten Amtshandlungen als Präsident zählte die Abschaffung des athabaskischen Namens Denali für den höchsten Berg Alaskas. Trotz unterschiedlicher Bewertung der Öffnung von Naturschutzgebieten für die Rohstoffgewinnung, lehnten die indigenen Politiker:innen fast einhellig die Umtaufe des Denali in Mount McKinley ab.

 

Indigene für Erschließung

Die indigenen Befürworter sehen in der “DrillBabyDrill”-Politik eine große Chance für ihre wirtschaftliche Entwicklung. Die indigenen Gemeinschaften erhalten notwendige Gelder, um ihre Dienstleistungen zu finanzieren und gleichzeitig ihre Subsistenzjagd, den Fischfang und andere kulturelle Traditionen zu bewahren.

PJ Simon vom Allakaket-Stammesrates fasst die positive Haltung folgendermaßen zusammen: “Wir wollen keine Almosen von der Bundesregierung. Wir wollen auf eigenen Beinen stehen.” Das entspricht der Position der “Native for Trump”, der indigenen MAGA-Kampagne.

Regionale und lokale indigene Unternehmen sind an den Abbauvorhaben beteiligt. In einigen Fällen besitzen sie Land und Abbau-Lizenzen.

 

Indigene gegen Erschließung

Die “Traditionalisten” befürchten, dass großflächige Bohrungen und Bergbau ihre Subsistenzwirtschaft bedrohen werden. Sie sagen, dass die kurzfristigen Gewinne nachhaltige negative Auswirkungen auf ihre Mitwelt haben werden, auf Flüsse, Tundra und Jagdgründe.

Gloria Simeon von der Umweltorganisation Mother Kuskokwim Tribal Coalition bezeichnet die indigenen Völker als die “Verwalter dieses Landes und wir haben diese Beziehung ernst genommen.” Andere taten das nicht, in den Flüssen Yukon und dem Kuskokwim kam es zu einem enormen Lachssterben.

Für den Zusammenbruch der Lachsbestände werden die kommerzielle Überfischung und der Klimawandel verantwortlich gemacht. Viele befürchten, dass der forcierte Bergbau und die Erdölförderung auch Karibus und andere traditionelle Nahrungsquellen ähnlich dauerhaft schädigen werden.

Brian Ridley von der Tanana Chiefs Conference, einer in Fairbanks ansässigen Koalition von Athabascan-Stämmen im Inneren Alaskas, sprach sich gegen geplante Bohrprojekte und das Ambler-Straßenprojekt aus. Ein Minenunglück vor einem Jahr in Kanada setzte mit Zyanid versetzten Trümmer frei. Die Folgen sind nicht absehbar.

Ein solches Minenunglück im Yukon-Einzugsgebiet könnte “alle Errungenschaften bei der Wiederherstellung der Fischbestände zunichte machen,” warnt Ridley.

 

Was ist die Subsistenzwirtschaft?

Die Ureinwohner Alaskas jagten und fischten um zu überleben, heute sind gejagtes Wild und gefangener Fisch eine gesündere Alternative zu teuren Lebensmitteln.

Fischcamps und Karibujagden sind eng mit kulturellen Traditionen verwoben, in denen die Älteren Fähigkeiten und Geschichten an die jüngeren Generationen weitergeben.

„Der Schutz des Flusses, des Landes und der Erde ist Teil der Partnerschaft und der Beziehung, die wir als Betreuer haben“, erinnert die Mitweltschützerin Simeon an den indigenen Naturschutz.

 

Wer sind die Ureinwohner Alaskas?

Verschiedenen Kultur- und Sprachgruppen bilden die diverse indigene Bevölkerung, darunter die Aleuten, Athabascan, Iñupiat, Tlingit und Yup’ik.

Sie haben eine gemeinsame Geschichte, die Tausende von Jahren zurückreicht. Sie teilen auch kulturelle und spirituelle Traditionen, einschließlich jene, die eng mit der Subsistenzjagd verbunden sind und den Glauben an eine heilige Verbindung zu Land, Wasser und Tierwelt.

Ein Fünftel der Bewohner Alaskas bezeichnen sich Ureinwohner, laut Volkszählung von 2020 der höchste Anteil aller Bundesstaaten.

Der Alaska Claims Settlement Act von 1971, der umstrittene Landansprüche mit der Bundesregierung beilegte, führte zur Gründung regionaler und lokaler gewinnorientierter Unternehmen. Indigene halten an diesen Unternehmen Aktien.

In einigen Fällen sind solche Unternehmen an Bergbauprojekten beteiligt, die von Stammeskoalitionen aus der gleichen Region abgelehnt werden.

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