Medium
Themen
Völker
  • Podcast
  • Artikel
  • Video

Schleswig/Sønderjylland: Ein Minderheitenmodell in der deutsch-dänischen Grenzregion

Prof. Jørgen Kühl kennt das deutsch-dänische Grenzland und die Minderheitensituation wie kaum ein anderer. Für VOICES hat er die Besonderheiten dieses "Modells" zur Beilegung von nationalen Konflikten und die Förderung sowie den Schutz der Minderheiten und der Sprachenvielfalt der Region analysiert.

„Jesiden in der Sindschar-Region auf der Flucht: Machtpolitik auf dem Rücken der Bevölkerung“

VOICES-Kolumne im "Der Nordschleswiger": Aktuell spielt sich – weitestgehend von der Weltöffentlichkeit unbeobachtet – ein Drama ab, das schlimmste Erinnerungen an das Jahr 2014 weckt. Tausende Angehörige der religiösen Minderheit der Jesiden sind zum Spielball internationaler sowie regionaler Interessen geworden und fürchten um ihr Leben, schreibt Jan Diedrichsen in seiner Kolumne.

Krimtatare inhaftiert, weil er die Wahrheit über den Krieg berichtet

Viele Krimtataren haben bereits nach dem Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine im Jahr 2014 und die Besatzung der Krim ihre Heimat verlassen. Die GfbV hat in der Zeit der beginnenden russischen Aggression intensiv das Schicksal der Krimtataren begleitet. Heute sind die Krimtataren beinah gänzlich aus dem Fokus verschwunden Der Druck auf die verbliebenden politischen Akteure bleibt jedoch enorm.

Der chilenische Verfassungskonvent beschließt erste Artikel

Der chilenische Verfassungskonvent hat nach sechsmonatiger Arbeit die ersten Artikel für die neue Verfassung beschlossen. Kaum vorgelegt, sorgen die Entwürfe für Aufregung, ist doch von Justizsystemen die Rede. Die Mapuche beispielsweise drängen auf ihre autonome Gerichtsbarkeit. Der Konvent scheint das selbstgesetzte Ziel anzustreben, die Plurinationalität und damit die Anerkennung der Ureinwohner.

Von Wolfgang Mayr

Das Soli-Online-Magazin Nachrichtenpool Lateinamerika widmet einer vergessenen salvadorianischen Schriftstellerin einen podcast. Eine späte Ehrung für die 1885 geborene und 1936 verstorbene Frauenrechtlerin und Sozialpolitikerin. Sie war die erste Frau Lateinamerikas, die für ein Präsidentenamt kandidiert hatte.

Der salvadorianische Autor Alejandro Ayala, sein Künstlername lehnt sich an sein Vorbild an, widmet Prudencia Ayala eine Protagonistin-Rolle in seinem Roman. Das ist kein Zufall, sagte Alejandro Ayala im npla-Gespräch, er verdankt vieles verschiedenen Frauen, u.a. der im 19. Jahrhundert geborenen salvadorianischen Feministin Prudencia Ayala. Sie hat ihn inspiriert, ein Buch über sie zu schreiben und über den Feminismus in El Salvador:

El Salvador: Prudencia Ayala – Historisches Vorbild im Kampf um Frauenrechte – NPLA

Die aus einer indigenen Familie stammende Ayala war Autodidaktin verdiente sich ihren Lebensunterhalt in der Jugend als Schneiderin und provozierte als Wahrsagerin. 1914 prophezeite sie den Sturz des deutschen Kaisers und sagte die Teilnahme der USA am Ersten Weltkrieg voraus.

In ihren Kommentaren für „Diary of the West“ kritisierte Ayala die US-Invasion in Nicaragua, korrupte Bürgermeister und die Diktatur von Manuel Estrada Carbrera in Gutemala. In mehreren Büchern forderte Ayala die Gleichberechtigung der Frauen. Wegen ihrer ungeschminkten Kritik der Zustände wurde sie zu einer Gefängnishaft verurteilt. Vorwurf: Planung eines Staatsstreichs.

1930 kündigte sie ihre Kandidatur für die salvadorianische Präsidentschaft an. Eine weitere gezielte Provokation, Frauen durften damals in El Salvador nicht wählen. Ayala wurde von Gewerkschaften und Intellektuellen unterstützt. Der von der salvadorianischen Elite beherrschte Oberste Gerichtshof lehnte ihre Kandidatur ab. Diese Entscheidung förderte die Gründung von feministischen Gruppen, denen es 1950 gelang, das Wahlrecht der Frauen in der Verfassung festzuschreiben.

Das sozialpolitische Engagement von Prudencia Ayala beeinflusste die Arbeiterbewegung, die 1932 zum Aufstand gegen die Elite aufrief. In Erinnerung an Ayala wurde 2009 am Frauentag das Stück „Prudencia en tiempos de brujería aufgeführt.

Im März 2017 wurde die Avenue 10 South im Stadtteil San Jacinto in der Hauptstadt San Salvador in Avenida Prudencia Ayala umbenannt. Eine Gedenktafel zur Namensänderung weist darauf hin: Prudencia Ayala, „Salvadorianerin indigenen Blutes“, Vorläuferin des Kampfes für die Menschenrechte der Frauen.

Prudencia Ayala, (animación) – YouTube

El Salvador, „Conversaciones“, Leticia Hernández-Linares, Poesia Cultural – Bing video

Prudencia Ayala – Bing video

 

„Ethnische Säuberung“ als Indigenen-Politik

Der Staat El Salvador und die herrschende Elite verneinen hartnäckig eine stärkere Präsenz der Urbevölkerung auf dem Staatsgebiet. Laut Regierung sind nur knapp ein Prozent der Bevölkerung indigener Herkunft.

So beziffern das National Salvadoran Indigenous Coordination Council (CCNIS) und das CONCULTURA (National Council for Art and Culture im Bildungsministerium) die Zahl der indigenen BürgerInnen auf 70.000 Personen, Die große Mehrheit wird von den Mestizen gestellt, die sich strikt und vehement von den indigenen Volksgruppen distanzieren.

Die indigene Bevölkerung wird von mehreren Volksgruppen gebildet, listet wikipeadia auf: die Lenca und Pipil, die Lenca leben östlich des Lempa-Flusses und die Pipil im westlichen und zentralen Teil des Landes. Weitere indigene Enklaven bilden die Maya-Völker:(Poqomam-Volk/Chorti-Volk), Cacaopera-Volk, Xinca-Volk, Alaguilac-Volk, Mixe-Volk, Mangue-Sprachvölker sowie eine Olmek-Volksgruppe. Kleinere indigene Minderheiten der Cacaopera leben im Departamento Morazán und einige Ch’orti‘ im Departamento Ahuachapán, nahe der Grenze zu Guatemala.

Indigene Organisationen und Wissenschaftler zweifeln die offizielle staatliche Zahl der indigenen Völker als zu gering an. Sie werfen der Regierung vor, die Existenz indigener SalvadorianerInnen kurzerhand zu leugnen.  Fakt ist, dass sich nur sehr wenige Bräuche und Traditionen, Sprachen und Kulturen erhalten haben. Fakt ist aber auch, dass sich ein Großteil der indigenen Menschen in die dominierende Mestizen-/spanische Kultur assimilierthaben. Zwangsassimilation ist die treffende Beschreibung, das Markenzeichen faschistischer Regimes.

Gezielte Kriege gegen indigene Volksgruppen

Weitere Gründe für die verschwindend geringe Zahl der indigenen Völker gibt es genügend: Europäische Krankheiten dezimierten die Urbevölkerung, wie überall in Amerika. Kriegsführung mit Viren. Aber besonders der weißen Gewalt fielen viele Angehörige indigener Volksgruppen zum Opfer. Beispielsweise dem Massenmord während des salvadorianischen Bauernaufstands von 1932 (La Matanza). Bei diesem Massaker wurden bis zu 30.000 Bauern ermordet. Wohl auch deshalb bezeichnen sich Indigene nur zögerlich als solche, obwohl traditionelle Kleidung tragen oder an indigenen kulturellen Aktivitäten und Bräuchen teilnehmen.

Aber auch dem Bürgerkrieg zwischen der FMLN und der US-gestützten Militärdiktatur fielen mehrheitlich indigene Menschen zum Opfer. Die von der USA finanzierten Todesschwadrone ermordeten bis zu 40.000 Oppositionelle und auf dem Land meist indigene Dorf-AktivistInnen und ihre Familien.

Ähnliches gilt für die Nachbarstaaten. In Guatemala ermordeten die Armee und paramilitärische Truppen planmäßig Angehörige der Maya-Volksgruppen, bis zu 250.000 Menschen, ein Krieg, der auch von der CIA mitfinanziert wurden. Das linke sandinistische Regime von Nicaragua erklärte den indigenen Miskito und Rama an der Atlantikküste ebenso den Krieg. Die Erbschaft der spanischen Conquista ist blutig.

Nachzulesen: Kreuzweg Mittelamerika, El Salvador, Honduras, Nicaragua und Guatemala von Hella Schlumberger