23-03-2024
“Die Terrorspur führt in die Ukraine”
Regierungsnahe Medien berichten über eine angebliche ukrainische Beteiligung am Terroranschlag in Moskau.
Von Wolfgang Mayr
Die kriegsführende russische Regierung hat die Verantwortlichen des Massakers schnell ausgemacht. Die Ukraine. Und sie hat wenige Stunden nach dem Terror-Anschlag die mutmaßlichen Terroristen festgesetzt. An der ukrainischen Grenze.
Klingt doch bestellt. Laut Meduza wurden die russischen Medien von der Putin-Regierung angewiesen, über mögliche “Spuren” einer ukrainischen Beteiligung am Terroranschlag bei Moskau zu berichten. Über diese Order von oben informierte ein Journalist das online-Magazin Meduza. Eine weitere Quelle bestätigte diese Information.
Laut dem Inlandsgeheimdienst FSB versuchten die vier Hauptverdächtigten in die Ukraine zu fliehen. Dort hätten sie “angemessene Kontakte” gehabt. Die mutmaßlichen Attentäter, allesamt Ausländer, sind gemäß FSB-Darstellung in der russischen Region Brjansk in der Nähe der ukrainischen Grenze verhaftet worden. Ein stimmiges Bild, um in Russland die staatstragende antiukrainische Hetze weiter anzuheizen.
Russland terrorisiert seit zwei Jahren die Ukraine: Zehntausende Tote, Kriegsverbrechen in Serie, Vergewaltigung als Kriegswaffe, ethnische Säuberungen, Deportationen von Kindern und Russifizierung der annektierten Gebiete von der Krym bis in den Donbas, und jetzt möglicherweise ein bestellter Terror-Anschlag?
Die ukrainischen Behörden haben jede Beteiligung an dem Terroranschlag vehement bestritten und den russischen Behörden vorgeworfen, die “antiukrainische Hysterie in der russischen Gesellschaft” noch weiter zu schüren.
Das Massaker in Moskau wird das Putin-Regime für eine Radikalisierung seines Krieges gegen die Ukraine nutzen. Nach dem Volksvotum noch um einiges mehr. Die Freunde des Kremls in der Europäischen Union, der Slowake Fico, der Ungar Orban, der Italiener Salvini – der euphorisch den Putin-Wahlsieg bejubelte – werden die Terror-Erzählung des FSB genüßlich aufgreifen. Wohl auch die deutschen Alternativmedien, die groß teils pro-russische Positionen vertreten.
Diese Anti-Mainstream-Medien agieren wie eine Querfront, verbinden linke wie rechte US-Feinde, Hetzer gegen Israel, Anti-Ukrainer, Gegner der EU, das reicht von Compact – vom ehemaligen linksradikalen Journalisten Jürgen Elsässer herausgegeben – zu Ken Jebsen bis zu angeblichen linken Foren Telepolis und Nachdenkseiten.
SHARE